Lexus präsentiert mit dem GS F das vierte F-Modell. Der 477 PS starke Bolide geht verglichen mit der Konkurrenz wie BMW M5 oder Mercedes AMG, die ihre Aggregate mittlerweile aufladen, einen anderen Weg: Der V8 des Lexus darf noch frei atmen.
Mit dem neuen GS F lassen die Japaner aus dem Hause Lexus bereits das vierte Sportmodell mit dem Buchstaben F im Namen von der Kette. Von außen an einem kleinen Carbon-Heckspoiler und den orangefarbenen Bremssätteln zu erkennen, zeigt er sich im Innenraum edel und komfortabel. In puncto Komfort kann sich vor allem sein sehr gemütliches Fahrwerk sehen lassen. Es verfügt zwar über keinerlei Einstellmöglichkeiten, doch legt es sowohl in der Stadt als auch auf der Rennstrecke eine rückenschonende Dämpfung an den Tag. Dass solch eine Fahrwerkseigenschaft nicht nur Vorteile hat, ist besonders im Grenzbereich zu spüren. Im Zusammenspiel mit seiner Lenkung, die an Direktheit ein wenig zu wünschen übrig lässt, macht er auf der Rennstrecke einen ordentlichen Eindruck – mehr aber auch nicht.
Satter Sound
Dabei wurden dem 99.750 Euro teuren Japaner mit dem Torque Vectoring Differential und dem Vehicle Dynamic Integrated Management, kurz TVD und VDMI, ein paar Fahrdynamik-Systeme an die Hand gegeben, die auch für Laien sofort erfahrbare Vorteile bringen. Wird per TVD-System der Slalommodus eingestellt, lässt sich der fast zwei Tonnen schwere Lexus GS F flink und behände durch noch so enge und spitze Kurven pilotieren und auch sehr früh aus ihnen herausbeschleunigen. Das TVD verteilt gezielt die Antriebsmomente an der Hinterachse und sorgt für eine deutliche Steigerung der Agilität und Spurtreue. Wird dem VDMI-System zusätzlich noch der Expert-Modus auferlegt, darf es auch mal ein wenig quer aus der Kurve herausgehen. Bei einem zu großen Driftwinkel greifen die Fahrdynamik-Einrichtungen wie ABS, VSC und TRC wieder ein und bringen den 4,92 Meter langen Lexus wieder auf Kurs.
Die Kombination aus fast fünf Metern Länge und zwei Tonnen Lebendgewicht wirkt sich natürlich ein wenig auf die Spritzigkeit des GS F aus. So fühlt er sich im Eco- und Normalmodus schwerfällig und träge an. Von dem V8-Saugmotor mit fünf Litern Hubraum ist dann nichts zu hören. Wird per Druck-Drehknopf Sport S oder Sport Plus gewählt, erwacht er. Und das fängt bereits mit einem deutlich präsenteren Motorensound an. Dass dieser per Soundsystem im Innenraum ein wenig verstärkt, sprich synthetisch produziert wird, ist nur am Anfang ein wenig gewöhnungsbedürftig. Schon nach ein paar Kilometern ist seine Herkunft vergessen – zu bullig und satt dröhnt es dann in den Ohren der bis zu fünf Insassen. 4,6 Sekunden gönnt er sich für den Tempo 100-Sprint, bei 240 Kilometern pro Stunde geht ihm die Luft aus. Auf dem hauseigenen Prüfstand soll er allerdings 270 Sachen geschafft haben.
Ausreichend Platz
“Der GS F ist eine Hochleistungs-Limousine, die gerade bei sportlicher Gangart besonders viel Fahrspaß bereitet. Andererseits können auch komfortorientierte Fahrer den GS F genießen, und zwar sowohl auf der Landstraße als auch auf der Autobahn”, bekräftigt Yukihiko Yaguchi, Chefingenieur des GS F. Das Besondere an ihm ist aber nicht nur die Tatsache, dass er so sportlich ist, sondern dass es ihm nicht auf den ersten Blick anzusehen ist. Na gut, die vier kleinen Endrohre im Heck könnten einen ersten Hinweis auf seine Potenz geben. Doch im Gesamtbild macht er eher den Eindruck einer gemütlichen Reiselimousine mit einem typisch japanisch-extravaganten Äußeren.
Hinzu kommt, dass der Achtender unter der Motorhaube ein Hochdrehzahl-Triebwerk ist, das erst über 4.500 Umdrehungen so richtig in Schwung kommt und von sich hören lässt. Für Freunde ruhigen Reisens also eine angenehme Umgebung. Zumal nicht nur auf den beiden belüft- und beheizbaren Vordersitzen gut gesessen werden kann. Auch im Fond finden 1,90 Meter-Riesen ausreichend Bein- und Kopffreiheit. Für das Gepäck stehen noch 520 Liter Kofferraumvolumen bereit.
Mit 66 Litern wesentlich kleiner fällt der Tank des Super Plus verschlingenden Japaners aus. Der Normverbrauch beträgt 11,2 Liter und klingt auch nach einigen Testkilometern äußerst realistisch. Voraussetzung ist das Einlegen des Eco-Modus, der zugleich den Fahrspaß drastisch reduziert. Angenehm, unabhängig von Fahrstufe und sonstigen Modi, arbeitet die Achtgang-Automatik, die sich per Schaltwippen entmachten lässt. Kaum spürbar verrichtet sie ihre Gangwechsel und sorgt somit für ein durchweg angenehmes Fahrgefühl. Wer die Gangwahl selbst in der Hand hat, wird per akustischen Signals an das Hochschalten erinnert.
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