Technik
Qoros sendet mit Klein-SUV Lebenszeichen in Shanghai
Es ist auch ein Statement nach dem Motto: “Wir leben noch” wie Qoros-Designchef Gert Hildebrand einräumt: die chinesische Marke zeigt bei der Autoshow in Shanghai den B-Segment SUV Qoros2.
Still und ungemütlich ist es geworden um die junge China-Marke mit den hochfliegenden Plänen. Mit Vorschußloorberen überschüttet und mit dem ersten 5-Sterne-Ergebnis eines chinesischen Herstellers beim Crashtest gekürt, hatte das Startup-Unternehmen Anfang 2014 das erste Auto, den Qoros3 Sedan, an den Verkaufsstart gebracht. Auf 30.000 vielleicht sogar mehr verkaufte Autos hatte man seitens des vorwiegend deutschen Managements im ersten Jahr gehofft und auch darüber geredet. “Ein Fehler”, wie Designchef Hildebrand im Nachhinein gesteht. Man habe sich da wohl von der positiven Stimmung mitreißen lassen. Das Ende vom Lied: 7.000 im ersten Jahr verkaufte Autos, auf die Lob- folgten die medialen Abgesänge. Volker Steinwascher, Masetrmind hinter dem Aufbau der Marke wurde in den Ruhestand geschickt, Präsident Guo Qian musste gehen. Gerüchte machen die Runde, die Geldgeber Chery und die Israel Corporation könnten die Lust am wohl ambitioniertesten Projekt der Automobilindustrie verlieren.
So weit ist es noch nicht. Ein deutliches Lebenszeichen sendet die junge Marke mit dem B-Segment-SUV in Shanghai. Potent und muskulös steht die Designstudie auf den Rädern. Mit scharfen Konturen, markanten vertikal angeordneten Lichtern und Anleihen an die chinesische Kultur. Hildebrand betont bei der ersten Schau in kleiner Runde im Designstudio in München, dass es sich um eine Designstudie handelt. Heißt natürlich nicht, dass man sich nur auf die Optik beschränkt. Mit der Studie will man das Profil von Qoros als junge, moderne, dynamische Marke schärfen. Entsprechend ist als Antrieb ein Plug-in-Hybrid mit kabelloser Ladung dargestellt.
Auch die Entstehung des Konzept-Cars ist von Globalität umweht: Für das Außendesign war das Studio in München zuständig, für die Interieur-Gestaltung das in Shanghai. Entstanden ist das Design rein virtuell im 10. Stock eine Bürobaus am Münchner Sapporobogen, herausgefräst wird das Modell in China. Am Montag (13. April) war Hildebrand noch in München, am Dienstag nimmt er in Shanghai in Augenschein, ob die virtuelle Vorlage auch entsprechend in die Praxis umgesetzt wurde.
Hektik herrsche immer bei der Entwicklung von Studien für große Messen. Dieses Mal kam die besondere Situation bei Qoros verschärfend hinzu. Erst 10 Wochen vor Shanghai und mit dem Wechsel auf den neuen Chef, Phil Murtaugh, fiel die Entscheidung, den Qoros2 zu zeigen.
Ob das Auto gebaut wird, ist nicht entschieden. Wenn es gebaut wird, könnte es auf einer Plattform aus dem “Konglomerat” Chery, Jaguar Land Rover und Qoros entstehen. Die Marken produzieren in Changshu in unmittelbarer Nachbarschaft. Bislang ist es aber reine Spekulation, dass Chery, Qoros und Jaguar Land Rover auf einer Plattform den Klein-SUV für China bauen. Sicher ist: im Qoros-Werk wird das Auto nicht hergestellt, die Plattform dort kann mit Blick auf die Fahrzeuggröße nach oben, aber nicht nach unten entwickelt werden.
Näher als die Realisierung des Qoros2 ist dem neuen Chef Murtaugh allerdings, den Verkauf der drei in China am Markt befindlichen Autos voran zu treiben. Dazu soll mit Energie das Händlernetz ausgebaut werden: “Mit 75 Händlern kann man keine 30.000 Autos verkaufen”, sagt ein Qoros-Manager. Deshalb will Veriebs- und Chinaexperte Murtaugh in diesem Jahr auf 150 Händler aufstocken.
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Frank Volk