Am Anfang war das Basteln in der Garage. Seit die Apple Urgesteine Steve Wozniak und Steve Jobs dort an Computern herumschraubten, sucht jedes Start-up nach seiner Garagen-Geschichte. Sono Motors macht da keinen Unterschied: Jona Christians und Laurin Hahn tüftelten dort an Autos: ökologisch und nachhaltig sollten die Vehikel sein. Die Eltern lächelten nachsichtig und freuten sich über den Enthusiasmus ihrer Söhne, die Smothies verkauften, um ihre Ideen zu verwirklichen.

Das muss das Münchner Duo nicht mehr, mittlerweile geschieht das Geld einsammeln via Crowdinvesting über das Internet. Unlängst generierte Sono Motors innerhalb einer Woche mehr als fünf Millionen Euro, aus dem Duo ist ein Führungstrio geworden, mit Navina Pernsteiner an Bord - rund 70 Mitarbeiter werkeln am Erfolg des jungen Unternehmens. Wer jetzt trotz des Technikchefs mit dem vielversprechenden Namen "Roberto Diesel" einen klassischen Autobauer erwartet hat, wird enttäuscht. Sono Motors gibt sich alle Mühe so jung und anders zu sein, als das Establishment, dessen Firmenzentrale am Petuelring thront.

Steigt man ins Auto, fallen einem sofort die grünen Pflanzen ins Auge, die sich hinter einer durchsichtigen Scheibe quer über das Armaturenbrett ziehen. Dort wo sich bei anderen Herstellern teure Klavierlack-Applikationen befinden, setzt Sono Motors auf Natur. "Das ist Island Moos zum Filtern der Klimaanlagen-Luft", erklärt eine Sonos-Mitarbeiterin stolz und fährt fort "Die Technik und das Fahrwerk kommen von Zulieferern, wir konzentrieren uns auf, die wesentlichen Elemente des Sion.", Dazu zählen die Solarzellen die überall am Auto angebracht sind und bei acht bis zehn Stunden Sonnenschein für rund 30 Extra-Kilometer Reichweite sorgen. Die soll bei rund 250 Kilometern liegen und nach acht bis zehn Stunden Laden sollen auch die Akkus wieder voll sein. Die endgültige die Spezifikation der Batterie, die vom Zulieferer Elring-Klinger kommt, steht noch nicht fest - aktuell geht man von 35 bis 45 Kilowattstunden aus. Übrigens werden die Akkus als "Smart Grid" konzipiert und Teil des Stromnetzes sein.

Unspektakuläres Fahren

Schon auf den ersten Blick ist klar: Der Sion-Prototyp basiert auf einem BMW i3 und im Cockpit hat man sich wenig Mühe gegeben, das zu kaschieren. Das Interieur wird sich vermutlich verändern, während die Karosserieform ähnlich zum Prototypen sein wird, der etwa zehn Zentimeter länger ist, als der i3. Bleibt nur zu hoffen, dass die Sono-Motors-Formengeber ein glücklicheres Händchen haben, als die BMW Designer.

Beim Fahren bleibt der Sion-Prototyp unspektakulär. Das ist ganz im Sinne der Erfinder, denen eher an einem Mobilitätskonzept gelegen ist, als einem revolutionären Automobil. Der Elektromotor zieht mit seinen 80 kW / 109 PS vernünftig an und in Kurven rutscht man auf den Sitzen etwas hin und her. Das charakteristische Sirren des asynchronen Elektromotors untermalt jeden Beschleunigungsvorgang und beim Verzögern hilft das vergleichsweise sanfte Rekuperieren, bei dem es nur eine Stufe gibt. Noch ist übrigens nicht geklärt, ob das Serienmodell, das in Europa gefertigt wird, einen Front- oder Hinterradantrieb bekommen wird.

Gegenentwurf zum Audi E-tron

Solche Technikfragen sind auch letztendlich für die Sion-Idee nicht entscheidend. Es geht um ein Mobilitätskonzept, dass dem Ansinnen einiger entspricht. Das Auto wird immer zum Nutzfahrzeug im eigentlichen Sinne und das bedeutet, dass sich mehrere Menschen auch ein Fahrzeug teilen. Damit die es bequem haben, wird zum Beispiel die Rückbank nach hinten und ein kleines Stück nach oben versetzt. Rund 250.000 bis 300.000 Kilometer soll ein Sion-Leben dauern, die Wartung übernehmen freie Werkstätten oder ein europaweiter Partner. Allerdings sollen die Fahrer möglichst viele Arbeiten auch selbst erledigen können. "Wir legen das Werkstattbuch offen", so Sion. Das könnte bei den Hochvoltkomponenten des Autos interessant werden, aber da versichert das Start-Up Vorkehrungen getroffen zu haben.

Grundsätzlich ist der Sion der Gegenentwurf zu einem Audi e-tron: Das Auto wird es nur in schwarz geben und eine Individualisierung ist nicht vorgesehen. Der Preis ab Ende nächsten Jahres beträgt 16.000 Euro, exklusive Batterie, die kann für circa 4.000 Euro erworben werden oder gemietet. Jedenfalls zieht das Konzept: Der Zähler auf der Homepage zeigt 8.326 Reservierungen an.

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