“Wir sind bekloppt”
Möglich wird dieses Spektakel mit bis zu 600 Autos und über 2.000 Besuchern durch die zahlreiche Mithilfe von Freiwilligen und der örtlichen Polizei. Police Officer Hillyard erklärt: “Ich bin selbst ein Autonarr und freue mich jedes Mal auf diesen Einsatz.” Das eine oder andere Ticket schreiben er und seine Kollege aber dann doch noch. “Meine Jungs warten hinter der nächsten Anhöhe und schnappen sich jeden, der meint, das friedliche und vor allem sichere Fest mit einem Ampelrennen zu beenden. Aber das kommt nur sehr selten vor. Gegen ein paar laute Gasstöße haben wir nichts. Ganz im Gegenteil”, verrät der großgewachsene Polizist und schaut einem Ford GT40 beim lautstarken Abfahren zu.
Das letzte Wort in puncto Organisation und der alles entscheidenden Frage nach dem “Darf ich hier auch mein Auto hinstellen?” hat John Clinard. Wenn er nicht gerade einem fast zwei Millionen Euro teuren Bugatti Veyron oder einer ganzen Horde von Nissan GT-R-Sportwagen den Weg zu ihren Plätzen weist, verdient er sich als Western Regional Manager bei der Ford Motor Company in Irvine seine Brötchen. “Wir sind alle bekloppt hier. Aber das macht den Charme dieser Veranstaltung aus. Das Besondere ist, dass dies ein Treffen ist, das völlig frei von kommerziellen Gedanken ist.” Was er damit meint ist unter anderem, dass weder ein “Zu verkaufen”-Schild noch ein spezieller, von einem Autohersteller gemieteter Platz erlaubt sind. Was aber noch viel weniger geduldet wird als diese Dinge, sind “stinknormale Autos”, wie es John Clinard gern formuliert. “Vor allem Fahrzeuge von 1999 und älter, sowie Sportwagen, Hot Rods, Exoten und alles, was normalerweise nicht in Südkalifornien zu sehen ist, werden bevorzugt auf den Platz gelassen. Was gar nicht geht, sind neue Viertürer, Trucks und Vans. Das Letzte, was wir hier sehen wollen sind aber die Hybriden und die Elektroautos – egal welcher Marke!”
Legenden der Landstraße
Da hat er allerdings die Rechnung ohne den Produktingenieur Carl Winefordner gemacht. Denn der Sportwagenfan kommt in einem solchen Elektroauto zum Cars and Coffee. Doch nicht in irgendeinem, sondern in einem umgebauten Porsche 914 von 1970. Das unscheinbare 280 PS-Geschoss schafft fast 200 Kilometer pro Stunde und hat eine Reichweite von 230 Kilometern. Den Sprint bis Tempo 100 absolviert er in knapp fünf Sekunden. Noch schneller sind die insgesamt vier Bugattis mit je über 1.000 PS, die ordentlich von der wild fotografierenden und filmenden Menge beim Einparken unterstützt werden. Direkt daneben hat sich ein auf den ersten Blick noch stärkerer Vertreter der Sportwagenfamilie gesellt – ein Porsche 917. Wenige Augenblicke später gibt sein stolzer Besitzer jedoch zu, dass es sich bei dem Schmuckstück nur um einen Nachbau mit einem 2,4 Liter großen 911er-Motor handelt. Macht aber gar nichts. Er sieht dennoch super aus.
Bei einem kalifornischen Zusammentreffen von stählernen oder auch karbonummantelten Schönheiten dürfen menschliche Superstars natürlich auch nicht fehlen. Einer von ihnen ist Magnus Walker. Der mit seinem 1977er Porsche 930 Turbo extra aus Los Angeles nach Irvine angereiste Modeunternehmer ist gern gesehener Gast bei Cars and Coffee. “Die Autos hier sind doch der Wahnsinn. Dafür lohnt sich das frühe Aufstehen immer”, grinst er durch sein von Dreadlocks und einem schier unendlich langen Bart umrahmtes Gesicht. Neben den zahllosen Sportwagen à la Viper, Lamborghini, Ferrari und Co. haben sich auch echte Oldtimer unters Autovolk gemogelt. So steht ein ausschließlich mit Dampf betriebener Wagen direkt hinter einer Corvette. Nur wenige Meter weiter sind zwei weitere Meilensteine der Automobilindustrie zu sehen, ein Ford Model T und ein De Lorean. Ersteres galt noch bis 1972 als das meistverkaufte Automobil der Welt. Der De Lorean ist dank seines unvergesslichen Auftritts als fahrende Zeitmaschine in der Film-Trilogie Zurück in die Zukunft zu einem der bekanntesten Autos der Welt avanciert. Nicht vergessen: Alles gratis und alles jeden Samstag!