Mit viel Tam-Tam hat Volkswagen vor knapp einem Jahr auf dem Pariser Automobilsalon seinen I.D. vorgestellt; ein 4,10 Meter langes Kompaktklassemodell mit elektrischem Antrieb. Mit seinen 125 kW / 170 PS und bis zu 600 Kilometern Reichweite einen mehr oder weniger spannungsgeladenen Elektrobruder für den VW Golf. Seine Markteinführung: erst im Jahre 2020. Kurz danach rollen beinahe geräuschlos zwei Elektro-SUV aus gleichem Hause los. Volkswagen Marken-Chef Herbert Diess: "Die Marke Volkswagen investiert in den kommenden fünf Jahren sechs Milliarden Euro in die E-Mobilität. Unsere Aufgabe ist es, moderne Technik für viele Menschen verfügbar zu machen. Das gilt erst recht in Zeiten des technologischen Umbruchs. Eines ist klar: Der Golf der Zukunft muss wieder ein Volkswagen sein!" Bis zum Jahr 2025 wird die Marke Volkswagen 23 rein elektrisch angetriebene Modelle anbieten.

Während Skoda seinen Vision E, einen 4,65 Meter langen Elektro-Crossover mit maximal 225 kW / 306 PS und einer Reichweite von bis zum 500 Kilometern bereits auf der Shanghai Autoshow in diesem Frühjahr zeigte, enthüllte Konzernmutter Volkswagen ein paar Meter weiter nahezu zeitgleich den verwandten I.D. Crozz. Das gleiche Paket gibt es nunmehr auf der Frankfurter IAA; leicht in Design und Richtung Serieneinsatz optimiert. Je ein Motorvariante arbeitet an der Vorder- und Hinterachse, die Kraftverteilung wird über eine elektrische Kardanwelle geregelt. Die Reichweite des 225 kW / 306 PS starken und 180 km/h schnellen SUV liegt bei bis zu 500 Kilometern mit einer Batterieladung. In 30 Minuten nimmt der Hochleistungsakku per Schnellladesystem wieder 80 Prozent seiner Energiekapazität auf. Auf gleicher technischer Basis wird es ab 2020 zwei Crossover mit Namen Crozz (5 Sitze) und Lounge (bis zu 7 Sitze) geben. Technisch eng verwandt ist der Skoda Vision E, der optisch ebenfalls leicht überarbeitet nach der Premiere in Shanghai nochmals auf der Bühne steht.

"Ohne elektrische Autos werden wir die rechtlichen Vorgaben nicht schaffen", erläutert Skodas Produktstratege Guido Haak, "wir gehen im Jahre 2020 in der EU von einem Elektroanteil von acht Prozent aus. 2025 werden es rund 25 Prozent sein; in China mit 30 Prozent etwas mehr." Die Ziele scheinen ambitioniert, denn aktuell liegt der Anteil der Fahrzeuge mit elektrischen Antrieb in unseren Breiten bei gerade einmal 0,57 Prozent, während in China immerhin 1,45 Prozent aller Autos rein elektrisch surren. Bleibt abzuwarten, ob die 67. Internationale Automobil-Ausstellung einen Wendepunkt bei den Antriebskonzepten bringen kann.

Komplette Elektrofamilie

Der Volkswagen-Konzern setzt ab 2020 voll auf das Thema Elektro. Das Antriebspaket der zukünftigen Elektrovolumenmodelle ist dabei eingeschränkt variabel. Aufgrund der Plattform kann man nicht nur Spur und Radstand variieren, sondern ganz nach Modell und Preisgestaltung zwischen Hinterrad- oder Allradantrieb wählen. Das Basispaket dürfte ein Hinterradantrieb mit rund 110 kW / 150 PS sein. Ganz nach Modell, Karosserieaufbau und Marke werden weitere Leistungsstufen bis hin zu 294 kW / 400 PS verfügbar sein. Die Akkupakete variieren zwischen 50 und knapp 100 kWh. Gerade die SUV und die stärkeren Versionen werden obligatorisch über einen Allradantrieb verfügen, um Motorleistung und maximales Drehmoment auf die Straße zu bringen. Die avisierte Höchstgeschwindigkeit: 180 und 210 km/h. Der 2022 folgende VW I.D. Aero als sportliche Schräghecklimousine der Oberklasse bietet bis zu 700 Kilometer elektrischer Reichweite und 250 km/h Höchstgeschwindigkeit.

Technisch basieren die meisten Modelle auf dem jüngst von Volkswagen eingeführten modularen Elektrobaukasten, bei dem Spur und Radstand variabel sind. Audi, Bentley und Lamborghini entwickeln ihre Elektrofahrzeuge auf anderen Plattformen, die zum Teil noch mit denen von Verbrennermodellen (Beispiel: Audi e-tron Quattro) verwandt sind. Auf dem MEB dagegen basieren auch der Skoda Vision E sowie die Konzernmodelle aus dem kompakten I.D., dem elektrischen Bully-Nachfolger I.D. Buzz (2022), der Mittelklasselimousine I.D. Aero (2022) und eben den beiden Crossovern I.D. Crozz (2020) und I.D. Lounge (2021). "Derzeit arbeiten wir im Konzern mit zwei Radständen", erläutert Guido Haak in seiner Funktion als Skoda-Produktmanager, "der des Vision E liegt bei knapp drei Metern." Wie bei allen Fahrzeugen auf dem MEB befinden sich die Batteriezellen zwischen den beiden Achsen im Unterboden. "So können wir einen flachen Boden realisieren. Das gibt uns neue Möglichkeiten in Bezug auf Innenraumgestaltung und autonomes Fahren", unterstreicht Skoda-Vorstands-Chef Bernhard Maier. Nach der Serienversion des Vision E sollen bis zum Jahre 2025 vier weitere elektrisierte Skoda-Modelle folgen. Mit allen Modellen will der Volkswagen-Konzern einen großen Schritt in Richtung autonomes Fahren machen. Gemäß den Voraussetzungen der Stufe drei für autonomes Fahren sollen alle Fahrzeuge unter anderem selbstständig im Stau fahren, per Autopilot Strecken auf Autobahnen zurücklegen, Überholen, freie Parkplätze suchen sowie allein ein- und ausparken können. Dafür stehen diverse Sensoren mit unterschiedlichen Reichweiten und verschiedene Kameras bereit, die das Verkehrsgeschehen überwachen.

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