Peter Gasteiner, ams.

“Die Kunst besteht darin, automotive Megatrends effizient auf einzelne Komponenten herunterzubrechen”, sagt Peter Gasteiner, Senior Vice President und General Manager Division Sensors and Sensor Interfaces bei ams. (Bild: ams)

AUTOMOBIL PRODUKTION: ams steht nicht nur für innovative Sensoren-Entwicklung, sondern verfügt auch über eigene Fertigungen ? welche Vorteile bringt diese Strategie mit sich?
Wir produzieren einerseits in Österreich selbst, andererseits auf den Philippinen. Durch diese Eigenproduktion unserer Sensoren und deren Interfaceschaltungen schaffen wir einen Zusatznutzen. Im Automotive-Bereich müssen Produkte langfristig verfügbar sein ? der Einfluss auf die Produktion ist also wichtig, um langfristig hochqualitative Produkte liefern zu können. Außerdem kann die Fertigung so optimal auf die Funktionalität der Produkte abgestimmt und damit die Wettbewerbsfähigkeit erhöht werden.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Die eigene Fertigung als wesentlicher Wettbewerbsvorteil ? welchen Stellenwert nimmt denn Innovation bei ams ein?
Das Thema Innovation ist uns sehr wichtig, was sich auch in unserer R&D-Quote von 17 ? 18 Prozent vom Umsatz widerspiegelt. Ohne dieses intensive Forschungsstreben bzw. mit “Me-too-Produkten” wäre weder unser Gewinn, noch ein gesundes Wachstum möglich. Wir müssen auf diesem hoch kompetitiven Markt immer einen Schritt voraus sein und Produkte entwickeln, welche die Mitbewerber nicht liefern können. Wie wichtig Innovation für unsere Automotive-Kunden ist, zeigt auch die Aussage eines deutschen OEMs. Demnach “passieren über 80 Prozent der Innovation im Auto über die Halbleiterei.”

AUTOMOBIL PRODUKTION: Welche Aspekte nehmen Einfluss auf Ihre Innovationen, Ihre Entwicklung?
Im Automotive-Bereich ist unsere Entwicklung eher durch einzelne, spezifische Kundenanfragen getrieben. ams hat aber auch einige selbst entwickelte Standardprodukte im Portfolio ? wobei aber die Applikation immer wieder ganz anders aussehen kann. Unser Position Sensor beispielsweise findet sich in zahlreichen Anwendungen im Auto mit dem identischen Produkt. Andere Standardprodukte sind sehr auf bestimmte Automotive-Anwendungen spezialisiert, ein Beispiel dazu wären Batteriemanagement Chips wie sie z. B. im BMW i3 zu finden sind.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Gibt es eine Schlüsseltechnologie, die ams im Automotive-Bereich von Anfang an gepusht hat?
Im Bereich des großen Hypes “autonomes Fahren” leisten wir unseren Beitrag zur Gesamttechnologie durch eine spezielle Komponente: dem LIDAR-System (Light Detection And Ranging) ? eine sehr interessante Technologie, der wir uns schon seit geraumer Zeit widmen.

AUTOMOBIL PRODUKTION:: Was genau ist Aufgabe des LIDAR im Fahrzeug?
Durch den LIDAR Sensor, dem Unfallvermeidungssystem von Continental, geben wir ein Signal an das Auto, wie weit ein Objekt weg ist, wie groß es ist und wie es sich bewegt. Unser Spezialgebiet ist es, ein analoges Signal, beispielsweise einen Fußgänger oder die Geschwindigkeit zu messen, zu digitalisieren und eben dieses digitale Signal für die weitere Verarbeitung zur Verfügung zu stellen. Als zweites Thema im Bereich autonomes Fahren haben wir einen kapazitiven Sensor für das Lenkrad entwickelt. Momentan ist es ja gesetzlich vorgeschrieben, dass zumindest eine Hand immer am Lenkrad sein muss. Sobald der Fahrer aber Handschuhe trägt, erkennt herkömmliche Sensorik dies nicht. Mit unserem kapazitiven Sensor klappt das sehr gut. Für den Endabnehmer mag das völlig unspektakulär klingen ? aber für OEMs ist es vor dem Hintergrund der Gesetzgebung unumgänglich, eine Lösung für diese Problematik zu finden.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Werden Sie auch mit Situationen konfrontiert, wo Sie eine Problemlösung entwickeln, die Sie in Folge auch weiteren Kunden anbieten können?
Durchaus. Das ist ein sehr erstrebenswertes Modell ? weil es eine Win-win-Situation für alle Beteiligten realisiert: einerseits einen positiven Einfluss auf die Time-to-Market ? wenn wir die Lösung anbieten, gibt es schon ein Produkt. Potenziell muss es für verschiedene Kunden leicht abgeändert werden, aber mit wenig Aufwand und schnell verfügbar. Und natürlich erreicht man durch die Belieferung mehrerer Kunden mit demselben Know-how, demselben Produkt, Economies of Scale.

AUTOMOBIL PRODUKTION:: Können Sie uns auch hier ein Beispiel nennen?
Unser 3-D Hall-Sensor beispielsweise, der in der Getriebebox eingebaut wird. Hier haben wir gegenüber dem Mitbewerb den Vorteil, dass unser Sensor streufeldunsensibel ist und damit keinesfalls unbeabsichtigt auf magnetische Felder von außen reagiert. Es gibt Sensoren, bei denen das der Fall ist ? was sehr unangenehme Folgen haben kann.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Welche F&E-Themen, welche Trends und Herausforderungen werden ams in naher Zukunft beschäftigen?
Autonomes Fahren ist natürlich ein absolutes Thema für uns. Hier besteht die Kunst darin, diesen Megatrend auf Komponenten bzw. Sublösungen soweit herunterzubrechen, dass man attraktive Produkte zuliefern kann.

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