Der Porsche Taycan genießt die Gunst der frühen Geburt. Seit der IAA 2015 wurde er als Mission E scheibchenweise zunächst medial und dann real im Markt eingeführt. Die Salamitaktik funktionierte bestens, denn schon bald konnte Porsche die zugegeben zurückhaltende Jahresproduktion im Werk Zuffenhausen von 20.000 auf 40.000 Fahrzeuge kommunizieren. Im kommenden Frühjahr rollt das Zwillingsmodell des Audi E-tron GT auf die internationalen Märkte und viele trauen dem Elektro-Viertürer mit den vier Ringen zu, dass er nicht nur Tesla weiter unter Druck setzt, sondern auch einem Porsche Taycan gefährlich werden könnte. Die technische Basis beider Modelle ist weitgehend identisch, doch beim Design sehen viele nennenswerte Vorteile beim E-Tron GT. Real dürfte jedoch für beide Modelle ein Markt mit einer entsprechend großen Nachfrage bestehen.

Während für den Porsche etwas überraschend und auf Druck des lokalen Betriebsrats eine milliardenschwere Fertigung am praller als prall gefüllten Stammwerk in Zuffenhausen gebaut wurde, sieht es bei Audi etwas anders aus. Da der Audi R8 in seinen zwei Karosserievarianten kurz vor dem Auslaufen der Produktion steht, wurde die Manufaktur in den Heilbronner Böllinger Höfen umgebaut, um dort in einer Übergangsphase R8 und E-Tron gemeinsam sowie letztlich allein den elektrischen Audi E-Tron GT fertigen zu können. Dafür wurden die bisherigen 16 auf 36 Arbeitstakte erweitert. In Sachen Stückzahlen hält sich Audi zurück, doch während vom R8 und dem offenen R8 Spider pro Jahr wohl zwischen 2.000 und 3.000 Fahrzeuge gefertigt wurden, soll es beim elektrischen Hoffnungsträger ein Vielfaches werden. "Mit der Integration von Audi R8 und Audi E-Tron GT entsteht in den Böllinger Höfen ein einzigartiges Zusammenspiel aus Handwerkskunst und Smart Factory", sagt Produktionsleiter Wolfgang Schanz, "was mich dabei besonders stolz macht, sind die Leidenschaft und der Spirit unseres Teams."

Die Karosserie des Audi E-Tron GT besteht dabei aus einem Materialmix mit hochfesten Stählen und Aluminium. Um diese Komposition zu fertigen, entstand ein Karosseriebau, der das handwerkliche Können der Mitarbeiter mit einer automatisierten Fertigungstechnik vereint. Die besteht aus einer Aufbaulinie, durch die jede Karosserie zweimal läuft. Ihr Herzstück bildet ein so genannter Zweifach-Framer, in dem zehn Roboter die inneren und äußeren Seitenteile befestigen. Dieser vereint Fertigungsschritte beim Fügen der Seiten in einer einzigen Anlage - damit macht er die Produktion des Elektro-Viertürers auf den bestehenden Flächen erst möglich. Ebenso wie bei Porsche-Modellen: nach seiner Fertigstellung absolviert jeder Audi E-Tron GT eine 40 Kilometer lange Testrunde auf öffentlichen Straßen, mit Landstraßen, Autobahn und Stadtverkehr.

Mehrere Varianten - zwei Akkus

Die genauen Leistungsdaten behält Audi im Rahmen der eigenen Salamitaktik zurück, doch die Studie des Audi E-Tron GT gab vor zwei Jahren mit 434 kW / 590 PS einen mehr als seriennahen Ausblick auf das Serienmodell, das im kommenden Frühjahr seinen Markteintritt feiern wird. Wie bei Porsche und seinem Taycan wird es mehr als eine Variante des E-Tron GT geben. Neben dem Basismodell auf dem Niveau des schwäbischen Taycan 4S mit seinen 571 PS ist auch ein Topmodell namens Audi E-Tron GT RS mit deutlich mehr als 600 PS fest eingeplant. Die Abmessungen werden weitgehend identisch mit dem seriennahen Konzept sein. Bei einer Länge von 4,96 Meter ist der Elektrosportler mächtige 1,96 Meter breit und trotz des Akkupakets im Unterboden gerade einmal 1,38 Meter hoch. Trotzdem können dank 2,90 Metern Radstand auch groß gewachsene Insassen in dem Viersitzer vorne wie hinten sitzen. Der 450 Liter große Laderaum im Heck wird von einem zweiten Kofferabteil vorn um weitere 100 Liter ergänzt.

Der Porsche Taycan 4S verfügt ebenso wie der Audi E-Tron GT serienmäßig über einen Allradantrieb, wobei der Kunde die Wahl zwischen zwei Akkupaketen hat. Mit den 80 bzw. 93 kWh großen Batterien lassen sich Reichweiten von 350 bis 450 Kilometer realisieren. Wie schon beim E-Tron SUV ist Audi besonders stolz auf sein intelligentes Rekuperationssystem, das rund zu 30 Prozent der elektrischen Reichweite beiträgt. Die Verzögerung bezieht dafür sowohl die beiden E-Maschinen als auch das elektrohydraulische Bremsregelsystem mit ein. Dabei werden verschiedene Rekuperationsarten kombiniert: die manuelle Schubrekuperation per Schaltwippen, die automatische Schubrekuperation über den Effizienzassistenten und die Bremsrekuperation mit einem Paket aus elektrischem und hydraulischem Verzögern. Bei der Reichweite wird um jeden Kilometer gekämpft - und um jeden Kunden.

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