So einen Luxus-SUV könnte Ford auch in Europa gut gebrauchen; fehlt der Marke doch seit Jahr und Tag ein echtes Aushängeschild, das Kunden beeindruckt und imageträchtig auf die Marke einzahlt. Können denn Träume Sünde sein - was wäre wenn, ja wenn der Expedition auch nach Europa käme? Mit dem Mustang hat das nach Jahren des Darbens schließlich und viel zu spät auch irgendwann einmal geklappt. Und der der Mustang schlug diesseits des Atlantiks ein wie eine Bombe. Ist der Expedition mehr USA als der Pferdeflüsterer oder wäre ein Europa-Intermezzo denkbar? Schließlich deutet vieles darauf hin, dass auch Mazda seinen üppig dimensionierten Oberklasse-SUV vom Typ CX-9 zu uns bringen könnte. Ein SUV ganz ähnlich wie der Expedition, der allerdings noch mehr Masse, noch mehr Klasse und noch mehr Luxus bringen würde. All das, was Ford in unseren Breiten mehr denn je fehlt.

Mit einer Länge von 5,23 Metern ist der Ford Expedition allenthalben in der ersten Liga unterwegs. Wem das immer noch nicht reichen sollte - es gibt auch noch die 5,61 Meter Langversion des Expedition EL, der bis zu acht Passagieren großzügigste Platzverhältnisse bietet. Dabei tut es auch der normale Expedition; ein Auto, von dem viele US-Familien mit Hang zu heimatlichen Produkten nur träumen können. Für sie ist der Amerikaner kapitaler Großraumvan und vielseitiger Geländewagen zugleich; gerade als Topmodell King Ranch, der im Heimatland der unbegrenzten Möglichkeiten einen Namen wie Donnerhall hat. Für einen Basispreis von 62.295 Dollar bekommt man nahezu alles, was das Herz begehrt - Optionen: Fehlanzeige. Für Eindruck sorgt nicht nur der gewaltige Kühlergrill, sondern die optionalen 22-Zoll-Räder, mit denen sich der Allradler notfalls auch ans Ende der Welt durchgraben könnte. Im Gegensatz zu vielen weich gespülten Crossovern kann der Fahrer jederzeit in den Automatik- oder 4x4-Modus wechseln und für den Fall der Fälle gleich noch eine Geländeuntersetzung dazu schalten. Viele Wochenendhäuser der Amerikaner liegen weit abseits an Flüssen, Seen oder in den Bergen. Da ist an asphaltierte oder zumindest befestigte Weg kaum zu denken. Einer der vielen Gründe dafür, warum Geländewagen und Pick Ups in den Vereinigten Staaten seit den 40er Jahren heiß begehrt sind.

Wer sich das gewisse Etwas mehr gönnen will und dabei mit Freunden sowie Familie ins freizeitgeneigte Wochenendvergnügen abtaucht, dürfte sich als Beförderungsmittel den Expedition wünschen, der seinem Namen nicht nur wegen seiner Geländetauglichkeit alle Ehre macht. Das Platzangebot ist bereits bei der 5,23 Meter langen Standardversion opulent. Auf den vier Einzelsitzen finden Erwachsene ebenso angenehme Reisemöglichkeiten wie in einer dritten Sitzreihe, die sich auf Knopfdruck in zehn Sekunden vollelektrisch entfaltet. Das Ladevolumen des Ford liegt je nach Bestuhlung zwischen 526 (Siebensitzer) und 3.066 Litern (Zweisitzer). Wenn da nicht reichen sollte - der Expedition kann bis zu 4,2 Tonnen an den Haken nehmen.

Nur ein Triebwerk

Bei aller Raumausnutzung lässt sich Ausstattung des Ford Expedition 3.5 V6 Ecoboost zumindest in der King-Ranch-Variante kaum Lücken. Elektrische und klimatisierte Sitze, Dreizonen-Klimaautomatik, Satellitenradio, elektrische Heckklappe, Rückfahrkamera, Abstandstempomat oder verstellbare Pedale gibt es ebenso serienmäßig wie Sony-Sound, Navigationssystem, WLan-Hotspot, Notfallservice, Totwinkelwarner oder Anhängerfahrprogramm. Wer einer der Türen des Über-Ford öffnet, lässt zudem großzügig dimensionierte Trittbretter an den Flanken elektrisch ausfahren, die nicht nur klein gewachsenen Personen das Ein- und Aussteigen nennenswert erleichtern. Nur die Sicherheitsausstattung hat ungewöhnlich für Ford einige Lücken. So fehlt ein Notbremsassistent ebenso wie ein Spurhaltewarner und allein die Nebelscheinwerfer verfügen über zeitgemäße LED-Technik. Aus seinen Hauptscheinwerfern strahlt der Expedition aus düsteren Halogenbirnen.

Beim Antrieb lässt einem Ford keine Wahl. Der aufgeladene 3,5-Liter-V6-Motor mit Turboaufladung ist Ideal- und Einzelbesetzung zugleich. 272 kW / 370 PS und ein maximales Drehmoment von 570 Nm bei 2.250 U/min sorgen für imposanten Vortrieb bis Tempo 200 - mehr lassen die Reifen der polierten 22-Zöller (2.610 Dollar Aufpreis) nicht zu. Real wären 230 km/h sonst kein Problem. Dass der Ford aufgrund von Stirnfläche und einem Leergewicht von 2,6 Tonnen keiner ist, der mit seinem Durst allzu sehr geizt, versteht sich. In der Innenstadt donnern locker 16 bis 17 Liter durch Einspritzdüsen; auf Autobahn und Landstraße sind es immer noch 12 Liter per 100 Kilometer. Bei einem Preis von 2,20 Dollar pro Gallone (3,8 Liter) hält das niemanden von einem Kauf ab - im Gegenteil. Auch weil der Tank mindestens 106 Liter groß ist. Der Expedition ist dabei mir seinem sonor klingenden V6-Triebwerk einer der sparsamsten seiner SUV-Zunft. Die sechsstufige Getriebeautomatik arbeitet unspektakulär und dezent im Hintergrund.

Fahrdynamisch sollte man es jedoch nicht übertreiben. So imposant der Tatendrang durch den kraftvollen Turbo-V6 mit seinen 570 Nm Drehmoment auch ist - in Sachen Kurvenfahrt wird der Koloss auch mit der elektronischen Dämpferverstellung und verschiedenen Fahrmodi schnell zu einem trägen Kreuzfahrtschiff mit entsprechender Kurvenneigung und willigen Nickbewegungen bei starken Bremsmanövern. Wenn der Ford Expedition auf große Fahrt nach Europa gehen sollte, müsste hier nachgebessert werden. Doch sonst stünde einem Abstecher in die alte Welt des Automobils wohl kaum etwas im Wege - und Ford hätte nach Jahrzehnten endlich wieder ein echtes Aushängeschild. Und einen derart vielseitigen Luxusgeländewagen für umgerechnet rund 60.000 Euro sollte sich doch allemal verkaufen lassen. Die Konkurrenz liegt 20.000 bis 40.000 Euro darüber.

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