Die Zeiten sind vorbei, da die koreanischen Autobauer in Europa noch vor allem über billig, billig Marktanteile erobern wollten. Vor allem auch in der Kompaktklasse ist Hyundai in Sachen Qualität, Funktionalität und Design längst zum Benchmarker VW Golf aufgeschlossen. Legendär das Webvideo, in dem der damalige VW-Chef Winterkorn in einem Hyundai sitzt, an diversen Teilen zupft und mosert: "Da scheppert nix - warum können wir das nicht auch?"

In Deutschland ist Hyundai seit 2012 die größte asiatische Marke, in Europa wollen das die Koreaner nach eigenem Bekunden bis spätestens 2020 werden. Der in Tschechien produzierte i30 macht rund 20 Prozent an den Autoverkäufen von Hyundai in Deutschland aus. Insgesamt wurden hier seit der ersten Generation 2008 mehr als 235.000 Fahrzeuge verkauft. Allein in diesem Jahr sollen es 22.000 Einheiten werden.

So ist es zwar ärgerlich, aber auch auch folgerichtig, dass Hyundai für die nun dritte Generation des i30 die Preise kräftig erhöht. Schon die Basisversion i30 Pure mit 100-PS-Benziner liegt bei 17.450 Euro - 1.320 Euro mehr als bisher und gerade mal 400 Euro unter dem preiswertesten VW Golf. Und wer den Diesel mit 136 PS und Trendausstattung ordert, der zahlt mit 24.750 Euro gar 2.470 Euro mehr als bisher. Spätestens damit ist klar: Hyundai orientiert sich auch preislich längst am Golf.

Neues Markengesicht

Immerhin gibt es für das Mehr an Euro auch ein Mehr an Auto. Der Hyundai i30 ist mit 4,34 Metern Länge um vier Zentimeter gewachsen. In der Breite sind es mit 1,80 Meter inklusive Spiegel gar 9,5 Zentimeter mehr. Nur an der Höhe modellierten die Designer einen Zentimeter weg und kommen nun auf insgesamt 1,46 Meter.

Auch sonst haben die Designer vor allem des hauseigenen Designzentrums in Rüsselsheim kräftig Hand an den neuen i30 gelegt. Der neue Kühlergrill verjüngt sich zwar wie gehabt nach unten, wird aber optisch nicht mehr durch vier Querspangen dominiert, sondern durch eine Art Wabenmuster. Das soll schon mal andeuten, wohin es mit dem Markengesicht auch bei anderen Modellreihen gehen soll. "Kaskadengrill" haben die Koreaner dieses Design getauft. Die Tagfahrlichter, in die auch die Blinker integriert sind, verlaufen vertikal, dazu gibt es Full-LED-Scheinwerfer und weiter nach außen gerückte Nebelleuchten. Entlang der Seite führt eine leicht ansteigende Charakterlinie von den Frontscheinwerfern zu den LED-Rückleuchten.

Turbo für den Benziner

Innen wirkt alles gewohnt wertig: Material, Verarbeitung, Funktionalität. Hyundai hat die Zahl der Knöpfe und Schalter deutlich reduziert und den Rest intuitiver angeordnet. Der Bildschirm auf dem Cockpit ist bis zu acht Zoll groß. Android Auto und Apple Carplay lassen sich schnell und einfach koppeln. Die Icons auf dem Touchscreen sind groß genug, dass man sie auch während der Fahrt problemlos mit dem Finger trifft.

Platz gibt es in dem Fünftürer reichlich. Die Sitze sind weit verstellbar und auch das Lenkrad ist in Tiefe und Neigung variabel. Die Sitze sind bequem und bieten einen guten Seitenhalt. Auch beim Kofferraum schlägt der Hyundai i30 mit 395 Liter seine direkten Konkurrenten VW Golf (272 Liter) und Opel Astra (370 Liter) zum Teil deutlich.

Zum Marktstart Ende Januar 2017 bringt Hyundai den i30 in fünf Ausstattungslinien und mit sechs Motorisierungen zwischen 95 und 140 PS zu den Händlern. Bei den Selbstzündern, die laut Hyundai 35 Prozent der Verkäufe ausmachen, ist die Version mit 100 kW/136 PS die bessere Wahl. Der Diesel läuft unaufgeregt und leise und schiebt den i30 dank eines maximalen Drehmoments von 200 Nm ausreichend flott voran - ohne ihn gleich in einen Racer zu verwandeln. Den Spurt von 0 auf 100 schafft der Diesel mit 6-Gang- Handschaltung in 10,2 und mit 7-Stufen-Automatik in 10,6 Sekunden. Keine Spitzenwerte - aber ebenso ausreichend wie die Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Die offizielle Verbrauchsangabe von 3,9 Liter auf 100 Kilometern darf man getrost ignorieren: Unter sechs Litern kommt man kaum davon.

Neu im Portfolio ist ein Turbo-Benziner mit vier Zylindern, 1.353 ccm Hubraum und einer Leistung von 103 kW/140 PS. Der Motor ist einen Tick leiser als der 136-PS-Diesel und einen Tick spritziger. In 8,9 Sekunden schiebt er auf Tempo 100 (Automatik: 9,2 Sekunden) und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 210 km/h. Bei rund 2.400 Euro weniger in der Anschaffung ist der Turbo-Benziner sicher eine Alternative zum Diesel - selbst bei einem offiziellen Durchschnittsverbrauch von 5,0 Litern auf 100 Kilometern, der in der Realität problemlos zwei Liter höher ausfällt.

So oder so: Unterwegs sein lässt sich mit beiden Motorvarianten flott und problemlos. Der i30 wuselt gekonnt durch den Stadtverkehr und schluckt souverän und komfortabel die Kilometer auf der Autobahn. Handschaltung wie Automatik agieren präzise und gut abgestimmt, das Start-Stopp-System unaufgeregt und unauffällig. Nur die Lenkung nervt gelegentlich: zu gefühllos, zu schwammig. Abhilfe schafft allenfalls, den Fahrmodusschalter auf "Sport" zu stellen, dann lenkt der i30 deutlich straffer.

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