Nissans Pick-up Navara ist rund um den Globus ein Selbstläufer. Elf Generationen haben die Japaner seit 1992 auf die Straßen und Schotterpisten gebracht – jetzt wird das Dutzend voll gemacht. Zeit wird es: Der aktuelle Nissan Navara ist weltweit seit 2004 und in Europa seit 2005 auf dem Markt. 80 Millionen Euro hat Nissan unter anderem in die neue Fertigungslinie in Barcelona gesteckt.

Optisch haben Nissans Designer sich ziemlich zurückgehalten. Von der Seite betrachtet wirkt der neue Navara gestreckter. Die A-Säule ist etwas weiter nach hinten geneigt, die Fensterflächen schmaler. Alles ist aerodynamischer geworden – Nissan selbst spricht von einer Reduktion des Dieselverbrauchs um bis zu elf Prozent. die Scheinwerfer mit dem LED-Tagfahrlicht wurden weiter nach hinten gezogen, der üppige Chrom-Kühlergrill mit seinen zwei Lufteinlässen links und rechts erinnert ein wenig an den Nissan Patrol. Die Rücklichter sind jetzt weiter nach vorne gezogen und die Heckklappe hat einen kleinen Spoiler – wozu auch immer der funktional gut sein mag.

Beim Cockpit orientiert sich Nissan an den aktuellen SUV der Marke. Das nur in der Neigung verstellbare Multifunktions-Lenkrad etwa entspricht dem im Qashqai. Das Armaturenbrett selbst wirkt klar und aufgeräumt, mit einem zentralen Farbbildschirm, der von zwei Rundinstrumenten flankiert wird und dem Navigationsbildschirm über der Mittelkonsole. Die Sitze sind bequem und gut einstellbar selbst für große Passagiere. Der Seitenhalt ist ausgezeichnet – erst recht, da man nicht wie mit einem Sportwagen um die Kurven prescht.

Der 5,3 Meter lange und 1,85 Meter breite Navara ist ein Arbeitstier. So stieg die Anhängerlast etwa auf – gebremste – 3,5 Tonnen. Und auch die Nutzlast des leer knapp zwei Tonnen schweren Viersitzers DoubleCab ist mit gut einer Tonne üppig. Die mit robustem Plastik verkleidete Ladefläche ist bei dem Modell mit Doppelkabine 1,58 Meter lang, in der KingCab-Version ist es gar 1,79 Meter – da passt selbst beim DoubleCab eine Europalette problemlos zwischen die Radkästen. Die Ladekante ist mit rund 80 Zentimetern allerdings nicht gerade niedrig.

Für die nötige Kraft sorgt unter der Fronthaube des Navara ein neuer, im spanischen Technikzentrum Nissans entwickelter Dieselmotor mit 2,3 Litern Hubraum. Er ist in zwei Varianten zu haben: Einmal mit 118 kW/160 PS und als Biturbo mit 140 kW/190 PS und einem maximalen Drehmoment von 450 Nm, die bereits ab 1.500 U/min. anliegen. Die Kraftübertragung geschieht wahlweise über ein gut geführtes manuelles Getriebe mit sechs Gängen oder eine ausgezeichnet und sanft schaltende siebenstufige Automatik. Der per Drehschalter aktivierbare Allradantrieb ist Serie, auf Wunsch gibt es den Navara aber auch mit reinem Heckantrieb. Der Allradantrieb ist für schwereres Gelände mit einer Untersetzung ausgestattet. Ebenfalls mit an Bord: Bergabfahrhilfe und ESP samt Traktionskontrolle. Im normalen Fahrbetrieb werden auch in der 4×4-Version einzig die Heckräder angetrieben.

Noch schafft der Diesel nur Euro 5 B+, bis Mitte 2016 soll es aber dann auch Euro 6 sein. Als Durchschnittsverbrauch für den Allradler mit Automatik gibt Nissan selbst 7,0 Liter an. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 km/h (184 km/h bei manuellem Schaltgetriebe). Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h klingt mit elf Sekunden zwar nicht berauschend – aber rasanter muss ein Pick-up auch nicht unterwegs sein. Beim Fahren jedenfalls hat man kaum je das Gefühl, untermotorisiert zu sein. Geht es ins Gelände, beweist der Navara durchaus Offroad-Qualitäten. Ruppige Wald- und Bergpfade, felsige Steigungen – alles kein Problem. Auch die üppige Bodenfreiheit von 223 mm ist dabei hilfreich. Der Pick-up zieht stoisch seine Bahn. Lediglich an den im Vierradmodus größer gewordenen Wendekreis muss man sich erst einmal etwas gewöhnen. Auf dem Weg ins Tal sorgt die Bergabfahrhilfe für einen kommoden Abstieg.

Zumindest in den DoubleCab-Modellen, die knapp 80 Prozent Verkaufsanteil haben, legt Nissan bei der neuen Generation deutlich mehr Wert auf die Bequemlichkeit der Passagiere. Sie haben statt der blattgefederten Starrachse nun eine Mehrlenkerachse mit Schraubenfedern. Das sorgt für eine deutlich komfortablere Federung auch auf schlechten Wegen. Auf asphaltierten Straßen rollt der DoubleCab so komfortabel wie ein SUV ab. Lange Strecken? Kein Problem. Der Lastesel KingCab mit der deutlich kleineren Kabine und der größeren Ladefläche behält dagegen die robusten Blattfedern. Die Preise liegen ähnlich wie beim Vorgänger – und da der Navara als Nutzfahrzeug mit Lkw-Zulassung unterwegs ist, gibt Nissan nur die Nettopreise an. Es beginnt mit dem heckangetriebenen KingCab, der mit 21.088 Euro startet. Der Navara mit Doppelkabine kostet mit 160 PS ab 24.618 Euro und mit 190 PS ab 27.756 Euro.

Der neue Midsize-Pick-up ist zwar rund um die Welt zu finden. Doch die europäische Version wurde laut Nissan in Europa selbst entwickelt. Zumindest in Deutschland ist der Pick-up-Markt nach wie vor überschaubar – auch, wenn VW mit dem Amarok für etwas Schwung in dem Segment gesorgt hat. Ford Ranger, Toyota Hilux, Mitsubishi L200 – es sind nur eine Handvoll Hersteller, die das Segment hier unter sich aufteilen. Künftig wollen auch Renault und Mercedes mitmischen – auf der Plattform des Navara und ebenfalls gebaut bei Nissan in Barcelona. Dort sollen dann jährlich 120.000 Pick-up aller drei Marken vom Band laufen.

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Jürgen Wolff, press-inform

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