Als das Tuch vom VW ID.3 gezogen wurde, sah man bei den Verantwortlichen nur strahlende Gesichter. Aus gutem Grund: Die 30.000 Exemplare der First Edition sind bereits vorbestellt. VW bleibt seinem ursprünglichen Markenslogan auch bei der Elektromobilität treu. Der „ID.3 bietet Elektromobilität für alle“, heißt es bei VW – ein echter Volkswagen also. Der Einstiegspreis von gut 29.000 Euro für die Basisversion klingt ja auch verlockend. Bislang haben die Autobauer mit den Elektromobilen nur wenig Geld verdient, wenn überhaupt. Zu teuer die Batterie, zu hoch die Entwicklungskosten. Der niedersächsische Autobauer hat schon früh klar gemacht, dass Reichweite zu den Sonderausstattungen gehört. Also kostet eine größere Batterie Aufpreis.

Vor diesem Hintergrund relativiert sich das Unterbieten der 30.000-Euro-Marke (ohne die Elektromobilitätsförderung) etwas. Zum Serienstart stehen drei Batteriegrößen zur Auswahl: Die Akkus der Basisversion haben eine Kapazität von 48 Kilowattstunden (Netto 45 kWh). Das ergibt aber immer noch eine Reichweite von 330 Kilometern. Bei der mittleren Batteriegröße 62 kWh (48 kWh netto) sind es zwischen 300 und 420 km und mit der größten 82 kWh (77 kWh netto) kommt man zwischen 390 und 550 Kilometer weit. Je nach Batterietyp können die Akkus mit Wechselstrom mit einer maximalen Leistung von 7,2 kW beziehungsweise 11 kW geladen werden. Bei den großen Batterien sind es maximal 100 oder 125 KW, wenn die Zellen mit Gleichstrom gefüllt werden.

Hängt man den VW ID.3 mit den beiden größeren Batterien an eine 100-kW-Ladestation, soll nach 30 Minuten Saft für rund 290 Kilometer in den Akkus sein. Führt die Fahrt über die Autobahn, reduziert sich die Reichweite auf 200 km. In den Batterien sind aktuell Pouchzellen verbaut, aber es können auch in Märkten wie China prismatische verwendet werden. Ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass sich VW so nicht von einem Zulieferer abhängig macht. Für die Batterien des Elektro-Erstlings gewährt VW acht Jahre beziehungsweise 160.000 Kilometer Garantie. Egal welche Variante des ID.3 man wählt, die Höchstgeschwindigkeit wird immer 160 km/h betragen. 0 auf Tempo 100 dauert rund acht Sekunden. Die Leistung des ID.3 wird maximal 150 kW/204 PS betragen und das Drehmoment jenseits der 300 Newtonmeter liegen.

Der Elektromotor sitzt auf der Hinterachse und ein Allradantrieb ist aufgrund der Platzverhältnisse nicht vorgesehen. Beim SUV, das später folgen wird, soll eine 75-kW-Maschine an der Vorderachse eingebaut werden. Der MEB gibt es her: Verschiedene Radstände und Längen sind drin – fünf Meter auf alle Fälle, eventuell mehr. Der ID.3 basiert im VW-Jargon auf dem kurzen Radstand des MEB (2.765 Millimeter), ist 4,26 Meter lang, 1,81 Meter breit, 1,55 Meter hoch und 1.719 Kilogramm schwer. Das sind in etwa die Abmessungen des Golf 7.

Zeit, sich in den ID.3 zu setzen. Das Cockpit mit dem schwarzen Klavierlack zieht Fingerabdrücke fast magisch an. Gut, dass es noch eine weiße Variante gibt. Insgesamt ist das Interieur keine Offenbarung, da recht viel Hartplastik dominiert. Der zehn Zoll große Touchscreen erreicht also nicht die Dimensionen des Tesla-Tablets. Die „Slider“, bei denen man die Fingerkuppe in eine waagrechte Rinne legt und die Temperatur und die Lautstärke regelt. Nette Idee, aber in der Realität freut man sich über die klassische Lautstärken-Fernbedienung am Lenkrad. Da befindet sich auch der Automatik-Knubbel, der einfach zu handhaben ist: Nach vorne drehen = losfahren. In die entgegengesetzte Richtung legt den Rückwärtsgang ein und auf den Schalter drücken aktiviert den Einparkassistenten.

Das Interieur vorne ist geräumig mit viel Ablagen und zwei USB-C-Anschlüssen (hinten gibt es ebenfalls zwei). VW hat beim ID. 3 auch an die Familien gedacht und auf dem Beifahrersitz einen Isofix-Anschluss angebracht. Hinten haben Erwachsene ebenfalls problemlos Platz, aber man schwelgt vor allem um den Kopf herum nicht in der Raum-Opulenz. Bei der Bedienung wird auch dem Zeitgeist gehuldigt und die VW Alexa/Siri mit einer Ansprache a la „Hey ID“ aktiviert. Cooles Detail: Das „ID Light“ genannte Ambiente-Licht unterstützt den Fahrer bei der Navigation, indem die Lichtleiste an der Windschutzscheibe in der passenden Richtung aufleuchtet. Der Kofferraum schluckt 385 Liter.

Bei der Motorhaube vermisst man die Dämmung, die man bei einem Elektromotor nicht braucht. Fixiert wird die Haube ganz klassisch mit einem Metallstab. Bei den Rädern ist der ID. 3 dagegen wieder groß dabei: Er steht mindestens auf 18-Zöllern, optional gibt es auch 19- und 20-Zoll-Varianten. Im Sommer nächsten Jahres wird der ID. 3 auf den Markt kommen, serienmäßig sind LED-Scheinwerfer (auf Wunsch LED Matrix), Parksensoren vorne und hinten; App Connect (Smartphone Einbindung) und DAB+ Radioempfang. Zu den Komfort- und Sicherheitsfunktionen des ID.3 zählen unter anderem der Notbremsassistent mit Fußgängererkennung, die Multikollisionsbremse, ein Spurhalteassistent, ein Toter-Winkelwarner, der „Park Assist“ inklusive Rückfahrkamera. Wer will, kann sich auch ein Glas-Panoramadach und ein Head-up-Display mit „Augmented Reality“ ins Auto packen.

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