Volkswagen ID.3

Mit neuen E-Modellen möchten die deutschen Hersteller den Weltmarkt erobern. (Bild: Volkswagen)

Nach anfänglichem Zögern holen deutsche Autobauer bei der Elektromobilität kräftig auf. Zur Eröffnung der größten Automesse der Welt in Shanghai waren Experten am Montag voll des Lobes. Sowohl die Volkswagengruppe als auch die großen Premiummarken wie BMW und Mercedes präsentierten eine ganze Palette neuer E-Autos. Während der Rest der Welt mit der Corona-Krise zu kämpfen hat, zeigten sich die großen deutschen Autohersteller optimistisch über die Aussichten auf dem größten Automarkt der Welt in China.

China stärkt der deutschen Industrie den Rücken

Die guten Geschäfte in China haben deutsche Autobauer im vergangenen Jahr schon besser durch die Krise kommen lassen als Hersteller aus anderen Ländern. Wie eine Studie des Beratungsunternehmens EY ergab, haben Daimler, Volkswagen und BMW mit einem Umsatzrückgang von 10 Prozent, einem Absatzminus von 14 Prozent und einem Rückgang beim operativen Gewinn von 26 Prozent im Durchschnitt deutlich besser abgeschnitten als große Hersteller anderer Nationen, hieß es in der Analyse, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag.

Besonders hart getroffen worden seien die französischen Hersteller. Aber auch Autobauer aus den USA und Japan lagen laut der Studie in allen drei Kategorien hinter den deutschen Konzernen. Das starke Engagement der Deutschen in China, wo der Absatz deutlich weniger als in Westeuropa und den USA eingebrochen war, rettete ihre Bilanzen noch halbwegs. Fast jeder vierte Neuwagen von Volkswagen, BMW und Daimler wurde 2020 an einen chinesischen Kunden übergeben.

Auf der Automesse erwarten 1.000 Aussteller bis zum 28. April Hunderttausende Besucher. Da China das Coronavirus seit dem Sommer weitgehend im Griff hat, ist es nach dem Branchentreffen in Peking im September die zweite große Automesse im Land binnen sieben Monaten. Besucher müssen negative Coronatests vorweisen, ihre Körpertemperatur messen lassen und mit einer Handy-App nachweisen, dass sie nicht in Risikogebieten waren und ihre Teilnahme unbedenklich ist.

Elektroantrieb dominiert die Mobilität

Großes Thema ist die rasant wachsende E-Mobilität in China, wo die deutschen Hersteller stärker als je zuvor mitmischen. „Sie sind schneller, entschlossener“, sagte der deutsche Unternehmensberater Peter Hage von der in Peking ansässigen Districom Group. „Da ist viel Substanz - und damit auch mehr Wahrnehmung“, sagte der langjährige Branchenkenner. Aus seiner Sicht wird sich das Marktumfeld durch die Neuheiten auch von den Deutschen neu entwickeln.

„Der Wandel der deutschen Autohersteller verlief ziemlich schnell“, sagte der Direktor der Vereinigung der chinesischen Autohändler, Jia Xinguang. „Vor fünf Jahren hat Europa noch gedacht, dass die Entwicklung von Elektrofahrzeugen nicht realistisch ist“, so der Experte. „Aber jetzt war die Wende bei den Unternehmen aus Deutschland schneller als bei jenen aus den USA oder selbst Japan und Südkorea.“ Er hob besonders den Volkswagen-Konzern hervor, der mit seinen Plattformen die Massenproduktion standardisiert habe.

Auch Daimler und BMW drehen bei den E-Modellen auf und sehen insgesamt positive Zeichen durch die Erholung in China. Beide wollen mit dem Premiummarkt zulegen, der meist schneller als der Gesamtmarkt wächst. In China verbreiterten sich die Mittelklasse und potenzielle Kundengruppen weiter. „Das sehen wir kontinuierlich“, sagte BMWs China-Chef, Jochen Goller. Experten rechnen mit einem Anstieg des Gesamtmarktes von mehr als sechs Prozent. Bis 2023 will BMW zwölf elektrische Autos anbieten, berichtete Goller. Bis 2025 dürfte ein Viertel der in China verkauften Autos elektrisch sein.

Auch Mercedes präsentierte mehrere neue E-Modelle - allen voran die elektrische S-Klasse-Limousine EQS. „Daimler glaubt an das weitere Wachstumspotenzial und die langfristige Entwicklung des chinesischen Marktes für Elektrofahrzeuge“, sagte ein Sprecher. „Bis Ende des Jahres werden wir vier vollelektrische EQ-Modelle im chinesischen Markt anbieten.“ Drei davon werden in Peking produziert.

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dpa