E-Mail, Geschäftsmann

Aus Sorge vor zu hoher Arbeitsbelastung fordert Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück die Löschung dienstlicher E-Mails während der Freizeit. (Bild: Pixabay)

"So eine generelle Forderung ist Populismus pur", sagte der Sprecher des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Leutz, der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag, 19. Dezember).

In der Metall- und Elektroindustrie beispielsweise erklärten nach einer repräsentativen Emnid-Umfrage gerade einmal zwei Prozent aller Arbeitnehmer, dass der Arbeitgeber eine Erreichbarkeit außerhalb der normalen Arbeitszeiten erwarte.

89 Prozent aller Arbeitnehmer würden maximal einmal im Monat auch wirklich vom Vorgesetzten kontaktiert. "Wenn es ein Problem gibt, dann doch wohl nicht, dass eine Mail geschrieben wird, sondern dass das Gefühl besteht, sie müsse sofort bearbeitet werden", sagte Leutz. Dies müsse auf Betriebsebene geklärt werden.

Widerspruch kam auch von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Wegen der geltenden Arbeitszeit- und Arbeitsschutzgesetze müsse "kein Arbeitnehmer rund um die Uhr erreichbar sein". Dies gelte auch für die Beantwortung von E-Mails.

Derweil kommt Zuspruch für Hück aus seiner Gewerkschaft IG Metall. "Keine Mails nach Feierabend und im Urlaub, das ist eine sinnvolle Regelung, um den steigenden Leistungsdruck zu reduzieren", sagte deren Zweite Vorsitzende Christiane Benner den Zeitungen der Funke- Mediengruppe.

Der Porsche-Betriebsratschef hatte gefordert, Mailkonten von Mitarbeitern sollten im Zeitraum zwischen 19.00 und 06.00 Uhr sowie am Wochenende und im Urlaub gesperrt werden. Mails, die in dieser Zeit eintreffen, sollten automatisch an den Absender zurückgeschickt werden und nicht mehr in der Mailbox des Mitarbeiters vorhanden sein, also automatisch gelöscht werden, hatte Hück der Deutschen Presse-Agentur gesagt. "Abends noch Mails vom Chef lesen und beantworten, ist unbezahlte Arbeitszeit, die den Stress erhöht - das geht gar nicht", so Hück.

Hück peilt eine entsprechende Betriebsvereinbarung an, die eine solche Mailsperre vorsieht. Das Vorhaben wäre eine Verschärfung von Regeln des Porsche-Mutterkonzerns VW. Bei dem Wolfsburger Autobauer können Tarifbeschäftigte unter der Woche zwischen 18 Uhr und 6 Uhr sowie an Wochenenden keine Dienstmails mehr bekommen oder versenden. Gelöscht werden diese aber nicht - am Morgen ist die elektronische Post dann zu lesen. Das sei "vergleichbar mit einem Funkloch", sagt ein VW-Betriebsratssprecher.

So eine Regel geht Hück nicht weit genug. "Was nützt Dir eine Mailsperre, wenn Du ins Büro kommst und erstmal Unmengen an Mails abarbeiten musst." Wichtige Mails müsste der Absender halt tagsüber noch einmal schicken, so der Betriebsrat.

Allerdings soll es Ausnahmeregeln geben, etwa für die Spätschicht oder für Kollegen, zu deren Jobs die Kommunikation mit China oder USA gehört, also Märkten in anderen Zeitzonen.

Ein in Ansätzen ähnliches System gibt es beim Autobauer Daimler. Dort können Mitarbeiter ihr Mailkonto so einstellen, dass die elektronische Post im Urlaub automatisch gelöscht und der Absender informiert wird. Das beruht aber auf Freiwilligkeit - eine Pflichtvorgabe gibt es nicht. Das Lösch-Angebot werde durchaus genutzt, so ein Daimler-Sprecher. Eine Statistik über die Nutzung gebe es aber nicht.

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dpa