VW Passat Produktion

Müssen die VW-Werker mit Gehaltseinbußen rechnen? (Bild: Volkswagen)

Erklärtes Ziel der Arbeitnehmerseite ist trotz der milliardenteuren Abgas-Affäre ein Haustarif-Abschluss mindestens auf dem Niveau des Metall-Flächentarifes. Zudem soll die auslaufende Altersteilzeit ohne Abstriche für die Arbeitnehmer in Neuauflage gehen. Zugeständnisse angesichts des Abgas-Skandals sollen auf jeden Fall vermieden werden, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Gewerkschaftskreisen erfuhr. Damit stehen die Zeichen auf Sturm.

Der VW-Haustarif ist der größte Firmentarifvertrag in der deutschen Privatwirtschaft. Er gilt für 120.000 Menschen vor allem in Niedersachsen und umfasst die sechs westdeutschen VW-Werke Emden, Hannover, Salzgitter, Braunschweig, Wolfsburg und Kassel sowie die VW-Finanztochter. Seit 2008 orientieren sich die VW-Tarifforderungen an denen der Fläche. In den vergangenen Jahren fielen die Erhöhungen immer gleich aus, im VW-Haustarif gab es aber meist ein Sahnehäubchen obendrauf, etwa extra Einmalzahlungen oder einmalige Rentenzuschüsse.

"Anerkennungsprämie" geplant

Der VW-Haustarif sichert den Beschäftigten jeden zehnten Euro vom Gewinn vor Zinsen und Steuern bei der Pkw-Kernmarke als Erfolgsbonus. Zuletzt flossen 5.900 Euro pro Kopf. Da VW-Pkw wegen der Diesel-Krise in den roten Zahlen steckt, soll diesmal für das Jahr 2015 alternativ eine "Anerkennungsprämie" fließen. Die genaue Höhe ist noch unklar.

In der Entgelttabelle des VW-Haustarifes kommt ein durchschnittlicher Facharbeiter auf fast 20 Prozent mehr als im IG-Metall-Flächentarif für Niedersachsen. Die Arbeitnehmer verweisen dabei darauf, dass VW sich im Rennen um die Fachkräfte vor allem mit den anderen Autobauern vergleichen müsse, weniger dagegen zum Beispiel mit den eigenen Zulieferern, bei denen in der Regel der Metall-Flächentarif greift.

Wie Konzernkreise berichteten, hofft die Arbeitgeberseite bei VW, die Krise des Unternehmens im Abgas-Skandal für Einschnitte im Haustarif nutzen zu können. Dem trat VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh jedoch schon entgegen. Er zog bereits eine rote Linie: "Wir als Beschäftigte werden nicht die Zeche für "Diesel-Gate" zahlen", sagte er vergangene Woche beim internen Teil einer VW-Betriebsversammlung vor 20 000 Mitarbeitern.

Zukunft der Altersteilzeit


Anders als im Flächentarif der Metaller, die diesmal für eine reine Entgeltrunde kämpfen, streitet VW im Haustarif auch um die Zukunft der Altersteilzeit. Osterloh warnte bei der Betriebsversammlung die Arbeitgeberseite: "Kommen Sie nicht auf die Idee, dass wir bereit wären, für die Fortführung oder die Ausweitung der Altersteilzeit auch nur einen Cent Beitrag zu leisten. Das können Sie vergessen."

Damit hat Osterloh nun die Forderung gestellt, die Altersteilzeit in der aktuellen Form bedingungslos fortzuschreiben; ohne irgendwelche Abstriche für die Arbeitnehmer, allenfalls mit Verbesserungen.

Bei der Altersteilzeitregelung im Flächentarif gibt es nur 70 Prozent vom Netto, bei VW sind es dagegen mit der nun auslaufenden Regel im Schnitt 85 Prozent, bei den Leichtlohngruppen sogar 95 Prozent.

Nach dpa-Informationen will VW bei den Haustarifmitarbeitern jeden zehnten Bürojob in der Verwaltung streichen. Dabei geht es um Stellen fern vom Fließband und fern der Abteilung Forschung/Entwicklung. Bis Ende 2017 sollen mehr als 3000 Stellen wegfallen, die Hälfte davon bereits dieses Jahr. Wegen einer laufenden Beschäftigungssicherung muss der Abbau über Zurückhaltung bei der Neubesetzung erfolgen oder über das Zuweisen neuer Aufgaben. Auch die Altersteilzeit ist ein möglicher Weg.

Dazu stellte Osterloh in der internen Versammlung klar, dass der Betriebsrat erst dann Stellenstreichungen über Altersteilzeit oder normale Fluktuation mittragen werde, "wenn klar belegt ist, wie die bislang dahinter stehende Aufgabe erledigt werden kann". Osterloh betonte: "Eine pure Leistungsverdichtung auf dem Rücken der Kolleginnen und Kollegen wird es mit uns als Betriebsrat jedenfalls nicht geben. Darauf kann sich hier in der Halle jeder verlassen."

Bei Volkswagen enden Entgelttarifvertrag und Friedenspflicht am 31. Mai 2016. Für Ende Juni ist die Volkswagen-Hauptversammlung geplant.

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dpa