Zentrale von ZF in Friedrichshafen

Runder Geburtstag: ZF wird 100. – (Bild: ZF)

Der Eintrag in das Handelsregister umfasst nur wenige Sätze. “Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung von Zahnrädern und Getrieben für Luftfahrzeuge, Motorwagen und Motorboote”, heißt es in den Dokumenten des Amtsgerichts Tettnang am Bodensee. “Das Stammkapital beträgt 50.000 Mark.” Der Name der Firma: Zahnradfabrik GmbH. Dahinter verbirgt sich heute ein Konzern, der inzwischen auf der Rangliste der Automobilzulieferer zu den zehn größten Unternehmen weltweit zählt.

Anfang der 1920er Jahre wurde ZF in eine Aktiengesellschaft umgewandelt – damit stellte das Unternehmen die Weichen für die zukünftige Richtung. Auch inhaltlich fand eine Neuausrichtung statt: ZF bot seine Technik nun für Automobilhersteller an.

Während des Zweiten Weltkriegs stand die Rüstungsproduktion im Vordergrund. ZF lieferte in großem Umfang Getriebe für Kettenfahrzeuge und Militärlastwagen, die Herstellung anderer Produkte nahm rapide ab. Auch Zwangsarbeiter wurden in den Werken beschäftigt. “Ihre Anzahl stieg bis Kriegsende auf rund 2800 kontinuierlich an”, heißt es bei dem Unternehmen. Nach Kriegsende startete ZF erneut mit der Produktion von zivilen Produkten – zunächst mit Getrieben für Nutzfahrzeuge und Ackerschlepper. 1965 begann das Unternehmen mit der Serienfertigung des ersten Stufenautomatik-Getriebes für Pkw.

Weitere Meilensteine waren die Übernahmen der Lemförder Gruppe 1984 und der Mannesmann Sachs AG 2001. 1989 erhielt ZF mit der Zeppelin-Stiftung, die von Graf Zeppelin gegründet und seit 1947 von Friedrichshafen verwaltet wird, einen neuen Gesellschafter. Sie ist mit 93,8 Prozent Hauptaktionär des Konzerns und die größte kommunale Stiftung deutschlandweit.

Unternehmen in Stiftungshand

Dass ZF ein Unternehmen in Stiftungshand ist, mache seinen besonderen Charakter aus, sagte Vorstandschef Stefan Sommer einmal: “Wir schauen sehr nachhaltig in die Zukunft und stehen nicht unter dem kurzfristigen Druck der Kapitalmärkte.” Ähnlich argumentiert der Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft, Willi Diez: “Eine Stiftung kann längerfristig handeln. Das war auch immer eine ganz entscheidende Stärke von ZF.”

Genau im Jubiläumsjahr, das der Konzern mit zahlreichen Veranstaltungen weltweit feiert, stand für ZF aber auch eine große Herausforderung an: Das Unternehmen kaufte den US-Zulieferer TRW Automotive für 12,4 Milliarden US-Dollar (etwa 11,1 Milliarden Euro). ZF hatte die Übernahme Mitte Mai abgeschlossen und ist derzeit dabei, TRW als neue Division “Aktive und Passive Sicherheitstechnik” in den Konzern zu integrieren.

Zusammen kommen ZF und TRW auf rund 30 Milliarden Euro Jahresumsatz. Mit dem Zukauf steigt das Unternehmen vom Bodensee ins Geschäft mit Elektronik und Sicherheitstechnik im Auto ein – und baut sich neue Kompetenz auf dem Feld des automatisierten Fahrens auf. Bislang verstanden sich die Friedrichshafener vor allem auf Antriebe und Fahrwerke.

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gp / Quelle: dpa-AFX

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