AUTOMOBIL PRODUKTION: Gibt es detaillierte Aufträge für die vier Neuen oder bauen Sie etwas gravierend um?
Wir sind permanent am Verändern, am Gestalten, am Umbauen. Die technische Entwicklung darf man auch nicht vergessen: Peter Mertens ist jetzt seit Mai bei uns im Unternehmen und bringt sehr viel Erfahrung ein. Das hilft uns ungemein bei der Arbeit an unserer Prozesslandschaft. Wir haben vor, das Produktportfolio weiter auszubauen: Pilotiertes Fahren, digitale Dienstleistungen, die Brennstoffzelle, all diese Themen, die wir auch in einer Konzernverantwortung wahrnehmen. Die permanente Veränderung erfordert eine Organisationsveränderung als Standardprozess. Manchmal helfen da auch neue Leute, weil sie mit einem ganz anderen Blick auf die Dinge schauen und dann auch anders anpacken.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was besagt Ihr Angriffsplan denn genau?
Unser Maßnahmenpaket ist in sieben Bereiche unterteilt – und vielleicht kommt noch ein achtes dazu. Für jedes der sieben Teil-Pakete sind jeweils zwei Vorstandskollegen als Tandem in der Verantwortung, um alles vernünftig zu managen. Projekt eins, das machen Bram Schot und ich,
soll  vier bis fünf zusätzliche Derivate ins Portfolio holen – und das muss mit den vorhandenen Budgets klappen. Oder das Projekt sieben bezieht sich auf China. China ist der wichtigste Markt für unser Unternehmen mit 30, 40 Prozent Umsatzanteil. Dort kümmern wir uns um die künftigen Businesspläne. Wir haben uns organisatorisch vernetzt und zwar geschäftsbereichsübergreifend, das war mir unheimlich wichtig, und jeder hat auch eine interne Zielvorgabe mit Zeitachse bekommen. Jeden Montagnachmittag  ist Primetime. Dann treffen sich die Teams und arbeiten an ihren Projekten. 

AUTOMOBIL PRODUKTION: Bis wann läuft diese Zeitschiene?
So lange wie es nötig ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir eine tolle Perspektive haben. Die Frage ist, was passiert in drei oder in fünf Jahren? Das müssen wir sauber herausarbeiten.  

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was ist denn Ihr persönliches Ziel?
Das Unternehmen Audi ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. Wir beschäftigen mittlerweile 90.000 Menschen, liegen bei einer Umsatzgröße von 60 Milliarden Euro und zwischen acht und zehn  Prozent Rendite. Die Aufgabe ist, wie machen wir Audi wetterfest und nachhaltig qualitativ wachsend? Das möchte ich organisiert haben und dafür möchte ich mich einsetzten. Damit man irgendwann mal sagen kann, guck‘ zurück auf die letzten zehn bis 15 Jahre und was wir da alles geschafft haben.

10 Mrd. Euro Sparvolumen aus dem Sparpaket "Speed-up".
Grafik: AUTOMOBIL PRODUKTION

AUTOMOBIL PRODUKTION: Können Sie erst in Ruhe in die Rente gehen, wenn Sie die Marke wieder da haben, wo Sie eigentlich schon einmal standen?
Ich habe mich dieser Marke verschrieben! Ich will mithelfen in Ordnung zu bringen, was in der Vergangenheit versäumt wurde und ich will diese Phase für einen fundamentalen Umbruch nutzen, damit wir auch in Zukunft vorne mitspielen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie könnten doch aber genauso gut sagen, was geht mich das alles an? Ich habe eine Finca auf Mallorca und weg bin ich…
Das ist nicht mein Ding. Auf so einer Finca würde ich mich langweilen, während draußen die Welt im Umbruch ist.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Um was geht es Ihnen dann?
Es geht um Verantwortung. Wir sind müssen gerade die größte Transformation der Branchengeschichte bewältigen. Ich glaube das wird die brutalste Zeit, die diese Industrie in den letzten 30 bis 50 Jahren gesehen hat. Was da auf uns zukommt – von der  Digitalisierung über Künstliche Intelligenz - da wird wahr, was einst Science-Fiction war. Ich muss ehrlich sagen, es gibt doch keinen schöneren Moment, als in dieser Phase mit gestalten zu können. 

AUTOMOBIL PRODUKTION: In der TE gab es in den letzten Jahren viel auf und ab. Was wird sich hier künftig verändern?
Es ist wahr, dass es in den letzten fünf Jahren viele Veränderungen gab. Die Gründe sind diverse. Ich blicke gemeinsam mit Peter Mertens nun nach vorne. Wir haben mit ihm einen tollen Kollegen, der die technische Entwicklung mit etwa 10.000 hochkompetenten Fachleuten und Ingenieuren sehr weitsichtig leitet. Seine Aufgabe ist es, mit dieser Mannschaft die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens abzusichern.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was planen Sie genau?
Wir nehmen uns Kernthemenfelder vor: Wir wissen, dass die Plug-in-Hybride Brückentechnologie in vielen Produktsegmenten sein werden. Wir haben entschieden, massiv in die Elektrifizierung zu investieren. 2018 kommt unser erstes batterieelektrisches Auto, der e-tron. Bis 2020 haben wir drei BEV-Fahrzeuge geplant. Insgesamt sind derzeit schon mehr als zehn rein elektrische Autos in unserem Planungsportfolio mit Investitionen hinterlegt.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie klappt das Zusammenspiel von Peter Mertens und Ihrem Chefdesigner Mark Lichte?
Die sehen sich logischerweise fast jeden Tag. Ein guter Designer spricht auch mit, wenn es um die richtige Kostenstruktur oder optimierten Aufwand geht, um ein hochemotionales Design zu erschaffen. Das ist ja sein Job.

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