Mathias Kammüller, Trumpf

Mathias Kammüller: "Alle Beteiligten vertrauen uns als Branchenexperten, mehr als großen IT-Unternehmen." (Bild: Trumpf)

Trumpf  hat am Stammsitz in Ditzingen seine „Produktionseinheit Blech“, die vergleichbar mit einem klassischen Blechfertigungsunternehmen ist, auf digitalisierte Prozessabläufe umgestellt. Werkzeugmaschinen-Chef Mathias Kammüller sieht in dem Projekt Möglichkeiten, "die Produktivität in den nächsten Jahren um bis zu 30 Prozent zu steigern." Hier werden Bausteine aus der Trumpf eigenen Lösungswelt TruConnect und der digitalen Geschäftsplattform Axoom intensiv genutzt und weiterentwickelt. So kann beispielsweise ein MES-System Maschinenzustände erfassen, darstellen und auswerten – papierlos, interaktiv und mit stets aktuellen Produktionsmeldungen auf einem mobilen Handheld. 

Zusätzlich ist die PE Blech seit Februar 2016 Pilotbereich für die Einführung eines Feinplanungssystems. Es handelt sich dabei um ein mehrjähriges Entwicklungsprojekt, ein wichtiger Schwerpunkt ist die Reihenfolgeplanung unter beliebig definierbaren und änderbaren Randbedingungen – entscheidend für die wirtschaftliche Fertigung von Losgröße 1. Außerdem läuft in der PE Blech ein Optimierungsprojekt für die Intralogistik. Dabei werden Lokalisierungssysteme für den innerbetrieblichen Transport getestet.

 

Mathias Kammüller, Vorsitzender des Geschäftsbereichs Werkzeugmaschinen, erläutert: „Die Produktionseinheit Blech ist ein konkretes Beispiel dafür, wie Industrie 4.0 funktioniert. Mit derartigen Anwendungsfällen können wir es schaffen, die Produktivität in den nächsten Jahren um bis zu 30 Prozent zu steigern“, so Kammüller.

Damit kann der Produktionsexperte den Erwartungen der Fertigungsindustrie konkrete, substanzielle Nahrung geben: Laut einer gestern veröffentlichten Umfrage des Branchenverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien (Bitkom) verfolgen die Anwender und Planer von Industrie 4.0 vor allem das Ziel, ihre Prozesse zu optimieren und die Kapazitätsauslastung in ihren Fabriken zu verbessern. 69 bzw. 57 Prozent reihen diese Punkte unter die drei wichtigsten Zielesetzungen ein. Rund die Hälfte (50 Prozent) erhofft sich von dem Einsatz vor allem eine schnellere Umsetzung von individuellen Kundenwünschen. 44 Prozent wollen durch Industrie 4.0 vor allem ihre Produktionskosten senken und 19 Prozent ihre Personalkosten.

Die mit in den Pilotbetrieb involvierte, Trumpf eigene Geschäftsplattform für die fertigende Industrie Axoom befindet sich seit gut vier Monaten in der offiziellen Preview-Phase. Ziel ist es, alle Schritte in der Wertschöpfungskette eines Fertigungsunternehmens einfach und schnell vernetzten zu können. „Wir sind überzeugt, dass das der richtige Weg ist“, sagt Mathias Kammüller. „Die Ausgangslage ist gut: Alle Beteiligten – Kunden, Lieferanten, Softwarefirmen, Logistikdienstleister – vertrauen uns als Branchenexperten, mehr als großen IT-Unternehmen.“ Bisher haben etwa 270 Interessenten die Plattform begutachtet und zum Teil mit Axoom zusammen weiterentwickelt. Zudem haben sich in den vergangenen Monaten mehr als 130 Unternehmen gemeldet, die als Partner ihre Angebote auf die Geschäftsplattform stellen möchten. Mit gut 50 von ihnen sind die Axoom-Entwickler in konkreten Gesprächen für Apps oder andere Arten von Partnerschaften.

Zu den festen Axoom-Partnern zählen nach Trumpf-Angaben derzeit Unternehmen wie Carl Zeiss Industrielle Messtechnik, C-Labs Corporation, J. Schmalz, Klöckner & Co, Linde, India Metamation Software Private Limited,  Rittal, SICK, SKALERO, XETICS und die WiCAM GmbH Technische Software – ein Trumpf-Konkurrent bei Maschinensoftware.

Auf der am Montag beginnenden Hannover Messe bietet sich in Halle 08 (Stand D09) Gelegenheit, die Plattform näher zu erkunden – und zwar „nicht nur für Blech bearbeitende Betriebe, sondern die gesamte Fertigungswelt“, betont Florian Weigmann, Geschäftsführer der Axoom GmbH. 

Trumpf engagiert sich zudem als Partner der Innovationsplattform Code_n, die im September in Karlsruhe ein großes Start-up-Festival veranstalten wird. „Wir wollen uns dort mit anderen Unternehmen und Start-ups aus dem Bereich Photonics 4.0 austauschen und gemeinsam neue Impulse für die Zukunft der Photonik setzen“, führt Peter Leibinger, stellvertretender Vorsitzender der Unternehmensgruppe und Vorsitzender des Geschäftsbereichs Lasertechnik, aus. Photonics 4.0 beschreibt, wie Industrie 4.0 mit Hilfe von optischen Technologien weiter voranschreiten kann.

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