Das Unternehmen setzt dabei auf neue Produkte wie einen Vier-Wege-Katalysator und auf neue Abgasvorgaben in Europa und den USA, die ab 2017 kommen. “Strenge Vorschriften werden der BASF helfen”, sagte das für Katalysatoren, Lacke und Nordamerika zuständige Vorstandsmitglied Wayne T. Smith den Nachrichtenagenturen dpa-AFX und dpa. Die Zahl der Autos wuchs nach seinen Angaben im Schnitt der vergangenen Jahre um drei Prozent, in diesem Jahr hält er ein Plus von ein bis zwei Prozent für möglich.
Große Hoffnungen setzt der weltgrößte Chemiekonzern weiter auf Batteriematerialien für Elektroautos. In einem US-Prozess um angeblich verletzte BASF-Patente für solche Produkte erwartet Smith für 2016 das Urteil. Nach seinen Angaben macht BASF einen Umsatz von neuneinhalb Milliarden Euro mit der Autoindustrie, der wichtigsten Branche für die BASF. Smith bestätigte außerdem, dass BASF verschiedene Möglichkeiten für ihr Industrielack-Geschäft prüft.
Das BASF-Geschäft mit der Autoindustrie wachse schneller als die Autobranche, weil das Chemieunternehmen neue Technologien auf den Markt bringe, sagte Smith “Mehr Katalysatoren, bessere Lacke, mehr Spezialkunststoffe, bessere Kraftstoffzusätze – das ist der Grund, warum wir schneller wachsen können.” Verschärfte Vorschriften spielten dabei eine große Rolle, etwa bei Katalysatoren. “Die weltweit zunehmenden Regulationen geben uns mehr und mehr Möglichkeiten.”
Einen “signifikanten” Umsatzbeitrag erwartet Smith von dem Vier-Wege-Katalysator für Benzinmotoren, den BASF 2017 einführen will. Er soll gemäß den Vorgaben nicht nur drei Schadstoffe, sondern auch Partikel aus den Abgasen herausfiltern. Der Katalysator vereint dabei laut BASF in einem einzigen Bauteil den Dreiwegekatalysator mit einem Partikelfilter. “Wir sind damit Technologieführer”, sagte Smith.
Nach seiner Erwartung werden andere Länder wie China die strengeren Vorschriften übernehmen – und damit ebenfalls zu Märkten für das Produkt. “Deshalb werden wir weiter wachsen.” China produziere etwa 23 Millionen der 88 Millionen Autos, die weltweit in diesem Jahr hergestellt werden. 2014 setzte BASF mit Katalysatoren 6,1 Milliarden Euro um, knapp 60 Prozent davon entfielen auf die Autoindustrie. Nach Smiths Angaben ist BASF auch einer der Lieferanten für Volkswagen. Auf die Frage, ob BASF Auswirkungen der Abgas-Krise bei VW spüre, sagte er, dafür sei es zu früh. BASF verfügt laut Smith über die weltweit beste Technologie zur Reinigung von Stickoxiden (Nox). VW hatte nach eigenen Angaben mit Hilfe einer Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen, bei denen es um Stickoxid-Werte ging, manipuliert.
Impulse verspricht sich der Chemiegigant auch vom Geschäft mit Batteriematerialien für Elektroautos. Alle Autofirmen hätten E-Auto-Projekte, “deshalb wird es deutlich wachsen”, sagte er. BASF will damit im Jahr 2020 mindestens 500 Millionen Euro umsetzen. Angaben zum derzeitigen Erlös machte Smith nicht. Der Anteil der reinen Elektroautos, der Experten zufolge heute bei etwa 0,3 Prozent liegt, wird laut Smith im Jahr 2020 ein bis drei Prozent betragen, Steckdosen-Hybridfahrzeuge (heute 0,2 Prozent) sollen auf 5 bis 8 Prozent kommen und Voll-Hybridfahrzeuge (heute rund 2,2 Prozent) auf einen zweistelligen prozentualen Anteil.
In den USA ist zu Batteriematerialien allerdings noch ein Prozess anhängig. BASF verlangt von dem belgischen Unternehmen Umicore Schadensersatz in unbestimmter Höhe, weil es BASF-Patente zu Batteriematerialien diskreditiert und dem Konzern damit möglicherweise einen Milliardenumsatz vermasselt haben soll. Die Verhandlung habe Anfang November stattgefunden, das Urteil werde für Anfang 2016 erwartet, sagte Smith. “Wir haben gute Argumente.” In einem ähnlichen Fall habe sich der Konzern kürzlich mit einem japanischen Unternehmen geeinigt. “Sie haben sich bereiterklärt, unsere Technologie künftig zu respektieren.”
Zum Industrielack-Geschäft sagte Smith, es sei profitabel, aber für die BASF eher ein kleines Stück. Angaben zur Zahl der Mitarbeiter und zum Umsatz machte er nicht. Die weltweit etwa 10 000 Mitarbeiter zählende Coatings-Sparte, zu der neben den Industrielacken – etwa für Rotorblätter von Windkraftanlagen – auch Autolacke und Bautenanstrichmittel gehören, kam 2014 auf einen Umsatz von 2,98 Milliarden Euro. Der größte Teil des Geschäfts entfällt laut Smith mit 75 Prozent auf den Automobilbereich.