Der chinesische Automobilmarkt boomt und ist derzeit der größte Hoffnungsträger der Branche. Mittlerweile entfallen 31 Prozent aller Neuzulassungen auf das Reich der Mitte, der Anteil am globalen Autobestand könnte bis 2030 von aktuell 20 auf 26 Prozent ansteigen. Parallel dazu steige jedoch nicht nur das Durchschnittsalter der Fahrzeuge. Auch die Bereitschaft der Kunden, hohe Preise für Ersatzteile und Werkstatt-Services zu bezahlen, nehme ab, so eine Roland Berger-Studie. Die gemeinsame Analyse des Beratungsunternehmens und Eucon kommt deshalb zu dem Ergebnis, dass Autohersteller ihre Aftermarket-Services weiterentwickeln und ihre Preispolitik neu justieren sollten.
Der chinesische Aftermarket wächst demnach allein in den nächsten Jahren um sieben Prozent pro Jahr, während der Marktanteil der OEMs um zwei Prozent sinkt. Grund dafür sei der freie Ersatzteilmarkt, der preissensible Kunden aus dem Volumensegment gewinnt und dadurch um elf Prozent zulegt. „Um im lukrativen Aftermarket-Geschäft wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Original-Hersteller massiv in ihren Aftersales-Lebenszyklus investieren und ihren Kunden wesentlich individueller zugeschnittene Angebote machen“, erläutert Roland Berger-Partner Alexander Brenner.
Vor allem Volumenhersteller betroffen
Plattformen mit einem umfassenden On- und Offline-Service würden im stark fragmentierten chinesischen Markt für zusätzliche Konkurrenz sorgen, meinen die Studienautoren. Die zur Jingu-Gruppe zählende Plattform QCCR.com verbindet etwa ein B2B-Online-Portal mit Offline-Werkstattservices, mit Tmall & Taobao betreibt Online-Gigant Alibaba Chinas größte Aftermarket-Retail-Plattform und der führende nationale Ersatzteilhändler Carzone punktet mit einer leistungsfähigen Lieferkette. Bis 2023 will das Unternehmen ein Netz aus 50.000 zertifizierten Werkstätten etablieren, die Wartungs- und Reparaturarbeiten zu transparenten Preisen anbieten sollen.
Während Premiumanbieter im Durchschnitt höhere Ersatzteilpreise durchsetzen können, ist das der Studie zufolge im Volumensegment häufig nicht der Fall. Insgesamt seien die Preisdifferenzierung zwischen den verschiedenen Segmenten als auch die Korrelation zwischen Ersatzteilpreis und Fahrzeugsegment dort schwächer ausgeprägt. „Um den Herausforderungen im Aftermarket erfolgreich zu begegnen, sollte eine ganzheitliche Pricing-Strategie implementiert werden, bei der sämtliche Entscheidungen nicht auf dem Bauchgefühl, sondern auf datengestützten Analysen beruhen“, betont Osvaldo Celani, Managing Director von Eucon. Ein wertbasierter, an der jeweiligen Zahlungsbereitschaft der Kunden orientierter Ansatz könne Abhilfe schaffen.