Die Probleme deutscher Firmen in China nehmen zu.

Die Probleme deutscher Firmen in China nehmen zu. (Bild: Vege-China-Fotolia.com)

„Wer soll denn die Kriterien für einen unliebsamen Investor bestimmen?“, fragte Zetsche im Interview mit dem 'Handelsblatt' (Montag). „Die Stärke des Wirtschaftsstandortes Deutschland kommt doch daher, dass Wirtschaft und Staat weitgehend getrennt sind. Diese Trennung sollten wir auch erhalten“, sagte der Daimler-Chef.

Die Diskussion um den Schutz deutscher Firmen ist nach der Übernahme des Roboterbauers Kuka und der verhinderten Akquisition des Anlagenbauers Aixtron durch chinesische Unternehmen neu entfacht. Zetsche hält aber nichts von dem Versuch, mit Gesetzen die Chinesen vom deutschen Markt fernzuhalten. „Wenn ich Zäune hochziehe, dann werden die Unternehmen müde und träge“, sagte Zetsche.

Der Daimler-Chef verweist in diesem Zusammenhang auf die Erfahrungen mit dem Patentschutz. „Da hieß es vor einiger Zeit noch, die Chinesen klauen und kopieren. Das ist Unsinn. China bildet mehr Ingenieure aus als wir“, sagte Zetsche. „Das Land hat daher ein hohes Eigeninteresse, Patente zu schützen.“ China ist neben den USA der größte Absatzmarkt für Daimler.

Dieter Zetsche ist Daimler-Chef.
Daimler-Chef Dieter Zetsche: „Wenn ich Zäune hochziehe, dann werden die Unternehmen müde und träge.“ (Bild: Daimler)

Stimmung im Keller

Die Stimmung im China-Geschäft war noch nie so schlecht. Die Zahl der Beschwerden und Hilfegesuche an die deutsche Botschaft in Peking hat seit zwei Jahren zugenommen und ist gerade seit Jahresanfang noch einmal „sehr stark in die Höhe geschnellt“, wie aus der deutschen Vertretung in Peking zu hören ist. Beklagt werden neue Marktbarrieren, erschwerte Lizenzverfahren, Diskriminierung gegenüber chinesischen Unternehmen, erzwungener Technologietransfer und unverändert freche Produktpiraterie.

Die Liste der Klagen ist so lang, dass die eineinhalb Tage, die Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ab Dienstag in Peking verbringt, kaum ausreichen werden. Ohnehin sorgen seine Pläne für einen Schutz vor unerwünschten Investitionen und einem Ausverkauf deutscher Schlüsseltechnologien für Verstimmung in China. Dabei können chinesische Unternehmen in Deutschland und Europa nicht nur Hightech-Unternehmen, sondern auch Autobauer oder Banken kaufen, während deutschen Firmen solche Übernahmen in China untersagt sind.

Das beste Beispiel für Chinas 'ökonomischen Nationalismus' ist die Entwicklung von Elektroautos. Neue Gesetzespläne fordern von Herstellern, eine Lizenz zu beantragen und nicht nur ihre Produktion in China zu lokalisieren, sondern auch den Entwicklungsprozess. Die chinesischen Partner, ohne die ausländische Autobauer ohnehin nicht in China tätig sein dürfen, müssen dafür nachweisen, dass sie die E-Auto-Technologie komplett beherrschen. Somit müsse die deutsche Autofirma ihnen ihre ganze Technologie übergeben, wird geschildert.

„Wenn das geplante Gesetz so kommt, liefe das auf einen erzwungenen, kompletten Technologietransfer hinaus“, sagt ein Branchenkenner. Weiter gibt es Pläne, dass Autobauer nach einem Zeitplan einen bestimmten Anteil an E-Autos in China bauen müssen, und ansonsten Minuspunkte ansammeln. Zum Ausgleich müssten sie Pluspunkte von chinesischen Konkurrenten kaufen - und würden über solche Strafzahlungen ihre lokalen Wettbewerber sogar mitfinanzieren.

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dpa