Jim Ratcliffe steht vor einem E-Auto

Ineos-Gründer Jim Ratcliffe will mit dem Fusilier den Einstieg in die CO2-neutrale Mobilität schaffen. (Bild: Thomas Geiger)

Sir Jim Ratcliffe, in der Chemie ist Ineos ein Big Player, aber als Autohersteller ein Startup, das jetzt so langsam auf Touren kommt. Wie sahen Ihre Anfänge aus – schlimmer als erwartet oder leichter als gedacht?

Natürlich war es ein Abenteuer und voller Überraschungen. Und ich würde keinem empfehlen, eine Automarke aufzubauen, wenn erst die Welt im Corona-Lockdown ist, sich dann neue Kriege mitten in Europa entzünden und sich zu guter Letzt auch noch China zunehmend isoliert. Und die volatilen Entscheidungen der EU zu Schadstoffgrenzwerten und Verbrennerverboten haben uns das Leben auch nicht eben leichter gemacht. Aber sofern wir es selbst in der Hand hatten, sind wir mit dem Prozess zufrieden und es war nicht zu fordernd. Das sieht man nicht zuletzt daran, dass wir jetzt mit dem Fusilier unser nächstes Modell auf den Weg bringen.

Etwas kleiner als der Grenadier aber ganz ähnlich gezeichnet, soll der Elektro-Geländewagen 2026, 2027 auf den Markt kommen, und das auch noch zu ähnlichen Preisen. Was ist seine Mission?

Das ist unser Einstieg in die CO2-neutrale Mobilität. Zwar glaube ich nicht, dass man die Menschen ins Elektroauto zwingen kann. Aber wer in diesen Zeiten als Autohersteller überleben will, der muss zumindest so ein Angebot machen. Aber für uns sind E-Motor und Batterie nicht die alleinige Lösung. Viele haben immer noch Reichweitenängste. Und wer sich außerhalb der Grenzen der Zivilisation bewegt, kann sich erst recht nicht allein auf den E-Antrieb verlassen. Deshalb werden wir den Fusilier auch mit Range Extender anbieten. Egal ob Schottland oder Sahara – so stellen wir sicher, dass man immer ankommt und am Ziel auch wieder volltanken kann.

Arbeiten Sie dabei wieder mit den bekannten Partnern zusammen?

Am Anfang war das gar nicht so leicht. Denn Startups gibt es viele und alle haben große Pläne. Erst als wir BMW als Motorenlieferanten im Boot hatten, wurden wir ernst genommen und fanden bei den wichtigen Zulieferern Gehör. Mit denen sprechen wir jetzt wieder und haben mit Samsung bereits die Batterielieferung vereinbart. Ob der Motor für den Range Extender dagegen wie die Sechszylinder für den Grenadier wieder von BMW kommt, ist noch nicht entscheiden. Da schauen wir uns Zwei-, Drei- und Vierzylinder und Wankelmotoren von unterschiedlichen Herstellern aus der Pkw-Welt, vom Motorrad und aus der Industrie an. Dafür haben wir einen anderen wichtigen Partner längst wieder an Bord: Genau wie der Grenadier wird der Fusilier in unserem Auftrag bei Magna entwickelt. Nur dass wir diesmal sogar noch einen Schritt weiter gehen – und den Fusilier auch bei Magna produzieren lassen. Anders als unseren Pick-up Quartermaster hätten wir den Fusilier mit seiner Skateboard-Plattform nicht so einfach in unser eigenes Werk in Hambach integrieren können und haben den Magna-Auftrag deshalb etwas weiter gefasst. Zwischen 40.000 und 50.000 Autos im Jahr sollen dann aus Graz kommen und dazu noch 30.000 aus Hambach.

Ein Standort in Hambach und die Kapazitäten bei Magna, reicht Ihnen das?

Fürs Erste kommen wir damit gut hin. Aber wir schauen uns gerade sehr genau die Entwicklung in den USA an, wo der Grenadier besser angelaufen ist als erwartet. Und natürlich haben wir auch China im Blick. Entschedeen ist noch nichts, aber wenn wir weitere Werke bauen, dann wahrscheinlich dort.

Zur Person:

Jim Ratcliffe Ineos
(Bild: Ineos)

Sir Jim Ratcliffe begann seine Karriere bei Exxon Chemicals, wo er seinen MBA an der London Business School abschloss. Er wechselte zu Courtaulds und leitete 1992 die erfolgreiche Übernahme der Inspec Group. Er verließ das Unternehmen 1998, um Ineos von Inspec zu übernehmen, und ist seitdem Vorsitzender von Ineos. 2017 gründete er die Automotive-Sparte aus, um mit dem Grenadier einen eigenen Geländewagen auf die Beine zu stellen.

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