Kenner wissen es: Die Anforderungen, die heute an Sitzhersteller gestellt werden, sind exponentiell gestiegen. Das Produkt hat sich rasant verändert. Es ist entwicklungsseitig extrem komplex: von der Bauraum-Optimierung über die Gewichtsreduzierung, von Sitzstrukturen bis zur Elektrik und dem Komfort. Der Wettbewerb ist gnadenlos hart, deshalb ist die Sitzfertigung für die Lieferanten seit jeher von den Kosten und Margen her eine höchst anspruchsvolle Aufgabe. Es gibt ja genügend Beispiele im Markt, die beweisen, wie schwer es ist, erfolgreich zu sein.
Die Hersteller sind inzwischen dazu übergegangen, Einzelkomponenten im Markt anzufragen, und haben damit die Zügel noch weiter angezogen. Proseat hat sich das Standortthema als differenzierendes Wettbewerbskriterium ausgesucht. Dort zu sein, wo der Kunde produziert, statt dort zu produzieren, wo die Löhne niedrig sind. Transportkosten als Zünglein an der Waage. Weil das alleine nicht reicht, kann Proseat die Gene der beiden Muttergesellschaften in die Waagschale werfen. Bei Proseat ist mit 51 Prozent der belgische Recticel, ein führender Hersteller von Polyurethan-Schaumstoffen an Bord und mit 49 Prozent die internationale Woodbridge Group, ein Hersteller von intelligenten technischen Schäumen. Die Adressen sind ja durchaus nicht von schlechten Eltern. Sie stehen für hohe Kenntnis der Anforderungen an das Produkt – siehe Komfort, siehe Gewichtsreduzierung – aber auch für eine hohe Aggressivität auf der Kostenseite. Da ist man durchaus nicht zimperlich, wie kürzlich vor den Werkstoren von Recticel zu erleben war.
Ein Produktions-Joint-Venture mit Johnson Controls seit Jahresanfang und ein neuer CEO zur Jahresmitte zeigen, welchen Ehrgeiz man hat, erfolgreich zu sein und dabei auch unkonventionelle Wege zu gehen. Die Treppe führt jedenfalls nach oben: Mit Sitzen, Strukturteilen und Trimparts für Tier1-Lieferanten hat man begonnen, jetzt werden auch die OEMs direkt beliefert. Helfen soll dabei die Welt-Polyurethan-Allianz, eine virtuelle Gesellschaft, die das Know-how, die Innovationen und das globale Netzwerk beisteuern.
Das ist zweifellos ein neuer Weg. Ob er erfolgreich ist, um den harten Wettbewerb gegen die Faurecias dieser Welt zu meistern, wird sich zeigen. Man sieht sich auf einer Lernkurve – das ist gut. Solange diese nach oben gerichtet ist!