
Schaeffler-Zentrale in Herzogenaurach: Offiziell hat sich das Unternehmen bislang nicht zu einem möglichen Börsengang geäußert. (Bild: Schaeffler)
Durch die Änderungen an der Konzernstruktur ist die Schaeffler AG nicht mehr im Eigentum eines rund 13 Milliarden Euro teuren Anteils an dem Reifen- und Elektronikkonzerns Continental. Das Aktienpaket hält nun stattdessen eine übergeordnete Beteiligungsgesellschaft der Familie Schaeffler.
Wie unter anderem aus Eintragungen im Handelsregister hervorgeht, haben die Schaeffler-Verantwortlichen die Schritte schon Ende des Jahres 2014 umgesetzt. Die Schaeffler-Gruppe informierte darüber aber nur sehr zurückhaltend: Die neue Konzernstruktur beschrieb der Konzern lediglich im Nachtragsbericht zum jüngsten Quartalsabschluss und in einer Präsentation für Investoren. Auf eine Pressemitteilung verzichtete das Unternehmen. Die Änderungen blieben deshalb offenbar weitgehend unbeachtet.
Dabei hat der Schritt auch einschneidende Folgen für das Nettoergebnis der Schaeffler AG: Die operative Gesellschaft kann den Erfolg von Continental nicht länger im eigenen Beteiligungsergebnis als Zusatzgewinn ausweisen. Noch in den ersten neun Monaten hatte sich der Vorsteuergewinn der Schaeffler AG dank der Conti-Anteile um rund 548 Millionen Euro erhöht. Rund die Hälfte des Gewinns vor Steuern von insgesamt 1,13 Milliarden Euro stammte damit in dem Zeitraum aus der Beteiligung an Continental.
Ein Schaeffler-Sprecher bezeichnete den Umbau der Konzernstruktur auf Anfrage von Dow Jones Newswires gleichwohl als “gewöhnlichen Vorgang”. Er machte keine Angaben zum Hintergrund der Veränderungen. Zwei mit den Vorgängen vertraute Informanten sagten aber, die Schaeffler-Eigentümer hätten mit den Schritten eine Voraussetzung für einen möglichen Börsengang geschaffen. Künftige Schaeffler-Aktionäre würden nach den Veränderungen nur in das operative Geschäft des Unternehmens und nicht zugleich in eine Beteiligung an Continental investieren.
Auch der Vorstandschef der Schaeffler AG, Klaus Rosenfeld, hatte in einem Gespräch mit Dow Jones Newswires in der vergangenen Woche keinen Schritt ausgeschlossen, um die Schulden des Automobilzulieferers weiter zu verringern. “Für den Abbau der noch verbliebenen Schulden gibt es unterschiedliche Wege”, sagte Rosenfeld auf die Frage, ob das Unternehmen einen Börsengang plant. Derzeit sei Schaeffler allerdings “solide durchfinanziert”. “Aktuellen Handlungsbedarf sehe ich nicht”, fügte Rosenfeld bei dem Gespräch auf der Automesse in Detroit hinzu.
Schaeffler hatte sich im Jahr 2009 mit der milliardenschweren Übernahme des vielfach größeren Konkurrenten Continental verhoben. Seither drücken den Konzern hohe Schulden: Zum Ende des dritten Quartals 2014 betrugen die externen Netto-Finanzverbindlichkeiten der Schaeffler-Gruppe noch rund 5,8 Milliarden Euro. Vor dem Hintergrund hatten Beobachter in der Vergangenheit immer wieder einen Börsengang von Schaeffler ins Gespräch gebracht.
Nach den Angaben der beiden informierten Personen erwägen die Schaeffler-Verantwortlichen tatsächlich einen solchen Schritt. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, sagten die Insider. Banken seien noch nicht mandatiert. Komme es zum Börsengang, würden die bisherigen Schaeffler-Egentümer, Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann und ihr Sohn Georg Schaeffler, nach den Worten der Informanten voraussichtlich einen Minderheitsanteil an der Schaeffler AG an externe Aktionäre abgeben.
Die Papiere könnten an der Börse angesichts des operativen Erfolgs der Schaeffler AG auf Käuferinteresse stoßen. Der Wälz- und Kugellagerhersteller werde für das Gesamtjahr 2014 zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Umsatz von mehr 12 Milliarden Euro ausweisen, hatte Unternehmenschef Klaus Rosenfeld vergangene Woche im Gespräch mit Dow Jones Newswires gesagt. Auch der Gewinn liegt nach seinen Worten “gut im Rahmen unserer Guidance”. Schaeffler hatte für das Jahr 2014 zuvor eine operative Marge (EBIT) in der Spanne von 12 bis 13 Prozent prognostiziert. In der Zukunft will Schaeffler nach den Worten von Rosenfeld etwa mit Fahrzeugkomponenten wachsen, die den Energieverbrauch von Motoren reduzieren.
Für einen Börsengang wäre bei Schaeffler voraussichtlich der künftige Finanzvorstand Ulrich Hauck zuständig. Den 50-Jährigen hat der Aufsichtsrat des Unternehmens zum 1. April dieses Jahres bestellt. In einer Mitteilung über die Personalie beschrieb der Schaeffler-Aufsichtsratschef Georg Schaeffler den Manager Mitte Dezember als Fachmann, der auch “über langjährige Erfahrung in einem kapitalmarktorientierten Konzern” verfüge. Hauck verantwortet bislang das Rechnungswesen von Bayer.
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Hendrik Varnholt und Ilka Kopplin, Dow Jones Newswires/ks
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