Schaeffler_CEO_Klaus Rosenfeld

Tabuthema Kostendruck deutlich angesprochen: Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld. (Bild: Schaeffler)

Im Grunde genommen ist es kein großes Ding: Statt der angepeilten Umsatzrendite von etwa 13 Prozent vor Steuern, Zinsen und Sondereffekten erwartet das fränkische Familienunternehmen für 2017 jetzt "nur" noch eine Marge von elf bis zwölf Prozent. Das ist nicht schön, aber weit von Not und Elend entfernt.

Interessant war die heftige Reaktion an der Börse, die nicht nur die Schaeffler-Aktie in den Keller schickte, sondern die der gesamten Branche. Diese unterstreicht die Nervosität, die in und mehr noch um die Zuliefererszene herrscht.

Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld brachte es auf den Punkt und sagte in einer  Telefonkonferenz: man habe den wachsenden Preisdruck durch die Autohersteller nicht mehr durch eine weitere Senkung der Produktionskosten ausgleichen können. Dabei sieht sich Schaeffler keineswegs als ein Einzelfall. Die gesamte Industrie durchlaufe derzeit diese Entwicklung, so Rosenfeld.

Konkurrent Continental teilte auf Agentur-Anfrage postwendend mit, der Preisdruck sei nicht überproportional gestiegen. Beim Licht- und Elektronikspezialisten Hella hieß es, bei dem seit Jahren hohen Preisdruck habe man in den letzten Monaten keine Veränderung festgestellt.

Damit geben Continental und Hella Auskünfte, die man öffentlich stets zum fast tabuisierten Thema bekommt. Tatsächlich ist Kostendruck für die Zulieferer Teil des Alltagsgeschäfts. Was allerdings neu hinzu kommt, ist der Mobilitätswandel.

Elektromobilität und autonomes Fahren sind die Umsatzträger der Branche von morgen. OEM und Zulieferer wie auch Schaeffler investieren massiv in diese Themen. Das müssen sie auch. Von den 10,33 Milliarden Euro Umsatz, den der Zulieferer 2016 in der Automotive-Sparte machte, entfielen 42,1 Prozent auf Getriebesysteme und 25,6 Prozent auf Motorsysteme – zwei Bereiche, die sich durch die Elektromobilität massiv verändern werden. Die Mittel für den Wandel muss der Technologiekonzern aus Herzogenaurach aus dem aktuellen Geschäft mit dem Verbrenner machen. Dabei hat Schaeffler noch den Vorteil, nur zu einem geringen Maß vom schwer unter Druck stehenden Diesel abhängig zu sein.

Haben die Zulieferer schon alle Hände voll zu tun, den Wandel zu managen, kommen für sie erschwerend hinzu: auch die OEM investieren Milliarden in den Mobilität der Zukunft und sparen einen Teil in der Gegenwart ein. Dazu gesellen sich die milliardenschweren Belastungen durch den Abgasskandal bei VW. Waren die Wolfsburger aufgrund der Macht ihrer 12 Marken schon immer gefürchtet für harte Preisverhandlungen, hat der Druck durch die massiven Sparmaßnahmen  zugenommen. Natürlich, sagt ein Insider, bekommen das die Zulieferer zu spüren - und ganz sicher nicht nur Schaeffler.  

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