Nach Tests an den Modellen BMW320d und BMW i3 fordern der Automobil-Fachverband FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) und dessen Partner ADAC die Autohersteller zum transparenteren Umgang mit Fahrzeugdaten auf. Die beiden getesteten Modelle senden demnach Daten an BMW zurück, die Aufschluss geben über den Fahrstil, die Anzahl der Fahrten, die ins Navigationsgerät eingegebenen Fahrtziele und die mit dem Handy synchronisierten Informationen. Die FIA will nach eigenen Angaben weitere Modelle anderer Hersteller testen.
Der BMW i3 speichert demzufolge Daten über die Fahrzeugbatterie, die letzten 16 Ladestationen und etwa die letzten 100 Parkpositionen des Fahrzeugs. Wenn der Schlüssel des Elektroautos gezogen wird, sende das Fahrzeug selbstständig seine geographischen Koordinaten, die Übertragungszeit und weitere Daten an den Hersteller.
Die FIA warnt, dass die Hersteller aus einem Teil der Daten Rückschlüsse auf das Fahrverhalten des Nutzers ziehen könnten. Der BMW320d misst beispielsweise, wenn der Sicherheitsgurt wegen eines starken Bremsmanövers gestrafft wird. Der Großteil der von den beiden BMW-Fahrzeugmodellen erhobenen Daten werde für spätere Reparaturen oder zur Aufzeichnung der Nutzung verwendet und könne nicht durch den Nutzer eingesehen werden, so die Studie.
Der Dachverband fordert, dass die Verbraucher selbst den Provider der digitalen Dienste wählen kann, die sein Auto bietet, anstatt an feste Deals der Hersteller mit bestimmten Telekommunikationsanbietern gebunden zu sein. Allerdings seien die bisherigen Reaktionen der Europäischen Kommission auf entsprechende Forderungen nicht gerade vielversprechend, so der Verband. Im Juli hatte die FIA dem EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft Günther Oettinger einen offenen Brief geschickt, in dem sie vor Business-to-Business-Verträgen warnt, die Verbraucher vollkommen umgeht und ihnen die Möglichkeit nimmt, selbst über die digitalen Dienste und Provider zu entscheiden.
Seither hätten sich die Hersteller den Telekommunikationsunternehmen angenähert, so die FIA. Oettinger hatte auf der IAA in Frankfurt eine Vereinbarung zwischen dem europäischen Herstellerverband ACEA und großen Telekommunikationsunternehmen vermittelt. Im Sommer hatten BMW, Audi und Daimler Nokias Kartendienst Here gekauft. Ohnehin müssen ab März 2018 alle in der EU neu verkauften Fahrzeuge mit einem automatischen Notrufsystem ausgestattet sein, dass die Rettungskräfte im Falle eines schweren Unfalls selbstständig informiert.
“Es ist an der Zeit, dass die politischen Entscheidungsträger entschieden auftreten und die Verbraucher schützen”, sagte FIA-Europa-Präsident Thierry Willemarck. Als Teil der Studie befragte die FIA Autofahrer aus 12 EU-Ländern. 95 Prozent davon sagten, es solle eine Gesetzgebung mit Bezug auf Autos und die von ihnen erhobenen Nutzerdaten geben. Die meisten Fahrer wollen demnach die Möglichkeit, selbst über die Daten verfügen zu können und die Internetverbindung im Auto abschalten zu können.
“Die Verbraucher müssen unbedingt die Kontrolle über ihre Daten wie die Position des Fahrzeugs haben, aber auch darüber, wer diese Daten bekommt und für welchen Zweck”, sagte David Martin, leitender juristischer Berater bei der Europäischen Verbraucherorganisation (BEUC).
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ks