Bei seinen Forderungen mache es sich der VCD zu einfach, so der Verband der Automobilindustrie (VDA). Die bisherigen Erfolge bei der Reduzierung des Spritverbrauchs und der Abgase ließen sich “nicht einfach linear in die Zukunft fortschreiben”, stellt VDA-Präsident Matthias Wissmann fest. “Wir kommen an eine technische und wirtschaftliche Grenze.” Ein “erheblicher Anteil” von Fahrzeugen mit reinem Elektroantrieb und in Kombination mit einem Verbrennungsmotor sei nötig, damit die Hersteller das Flottenziel für 2020 erreichen könnten, so die Einschätzung des VDA.
Für den VCD spielt das Elektroauto mit Strom aus der Steckdose vorläufig kaum eine Rolle: “Die Vorteile für die Umwelt sind noch nicht besonders groß”, sagt Lottsiepen. “Ein E-Auto muss 30.000 Kilometer mit grünem Strom fahren, um die Umweltbelastung aus der Batterieproduktion hereinzuholen.”
Ohnehin stimmt für VCd-Sprecher Gerd Lottsiepen da etwas grundsätzlich nicht: “Wenn 137 Pferde eine Kutsche ziehen, in der oft nur ein oder zwei Menschen sitzen, sieht man, dass etwas falsch läuft.” Der verkehrspolitische Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland bezieht sich auf die Tatsache, dass die Motorleistung bei Neuwagen in Deutschland seit 2005 von durchschnittlich 124 auf 137 PS gestiegen ist. Die Autokäufer sollten sich Frage stellen, “ob es nicht auch eine Nummer kleiner tut”. Und die Autoindustrie, ob sie nicht etwas an ihrem Angebot ändert.
Konter des VDA-Chefs
Die Behauptung, wonach mehr PS automatisch zu einem höheren Verbrauch führten, kontert VDA-Chef Wissmann ebenfalls. Die alte Gleichung “Mehr Leistung durch mehr Hubraum” sei längst überholt. So hätten die deutschen Konzernmarken ihren CO2-Durchschnittswert trotz gestiegener Leistung in den vergangenen zehn Jahren von 176 auf 130 Gramm gedrückt. Gelungen sei das über mehr Effizienz, etwa mit höherem Ladedruck bei geringerem Hubraum, Direkteinspritzung und weniger Reibungsverlust beim Antrieb.
Der VCD sieht dennoch zumindest einen Teil der deutschen Autobauer auf einem falschen Weg. Noch verdienten sie mit den Autos aus dem Oberklasse-Segment in den USA und in China gutes Geld. Das werde aber gewiss nicht so bleiben, wenn Erdöl noch knapper und der Klimawandel stärker spürbar werde. Wissmann hält dagegen: Der Weltmarktanteil der deutschen Autoindustrie von knapp 80 Prozent im Oberklasse-Segment bestätige “diese intelligente Strategie: Die Menschen wollen keine rollende Verzichtserklärung. Ein Auto muss auch sexy sein.”
Prominente Unterstützung bekommt VDA-Chef Wissmann von Ferdinand Dudenhöffer. Auch der Duisburger Branchenexperte kritisiert die VCD-Liste. Diese habe nur wenig Nutzen für Autokäufer: “Man sucht immer nur nach dem kleinsten Verbrauch, unabhängig vom Kaufpreis oder dem Wertverlust.” Die Kleinwagen ganz oben auf der Liste verkauften sich laut Zulassungsstatistik nur schlecht. Dafür gebe es einen Grund: Ihr Anschaffungspreis sei im Vergleich zu den Standardmodellen viel zu hoch.
Der ökologisch orientierte VCD nutzt die jährlich von ihm erstellte Auto-Umweltliste, um sich für sparsame Autos einzusetzen und Druck auf die Hersteller auszuüben.
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gp / Quelle: dpa-AFX