«Es gibt Modellvarianten, die kauft kein Mensch», sagte Ralf Brandstätter, der als «Chief Operating Officer» das Tagesgeschäft der Marke leitet, am Donnerstag (6. Dezember). Auch beim Personal sehe das Unternehmen noch Sparpotenzial «entlang der demografischen Kurve».
Konkrete Zahlen über den bereits bekannten Stellenabbau hinaus wurden in der Wolfsburger Konzernzentrale nicht genannt. Gespräche mit dem Betriebsrat über sozialverträgliche Lösungen würden aber geführt. Ein Sprecher des Betriebsrats bestätigte erste Gespräche. Es sei aber viel zu früh, um Aussagen über irgendwelche Größenordnungen zu machen.
Auch wenn Personalvorstand Gunnar Kilian zuletzt angekündigt hatte, dass es keinen «Zukunftspakt II» geben werde, wurde am Donnerstag klar, dass weitere Sparmaßnahmen bis 2023 nochmal 3 Milliarden Euro einbringen sollen. Bekannt war schon, dass Ende 2018 eine Einsparung bei den jährlichen Kosten von 2,2 Milliarden Euro erreicht werden soll. 2020 sollten die Kosten in Deutschland laut Plan dann um 3 Milliarden Euro gesunken sein.
Volkswagen will vor allem seine Kernmarke VW Pkw schneller profitabler machen. Brandstätter kündigte an, dass die Marke in Europa im kommenden Modelljahr 25 Prozent der Motorgetriebevarianten streiche. Kleinere Autos würden als Einsteigermodell oft mit einem Schaltgetriebe und eher nicht mit einer Automatik bestellt. Darauf werde das Unternehmen nun reagieren.
«Wir sind zuversichtlich, dass wir unser Ziel einer operativen Rendite von mindestens sechs Prozent bereits im Jahr 2022 erreichen, drei Jahre früher als geplant», sagte der Finanzvorstand der Marke, Arno Antlitz. Zu einem besseren Ergebnis der Marke sollen auch die im Herbst 2016 vereinbarten Sparmaßnahmen des «Zukunftspakts» weiter beitragen.
Dazu zählt der Abbau von bis zu 30.000 Stellen, 23.000 davon in Deutschland. 5600 Stellen davon seien bereits abgebaut, berichtete Brandstätter. Zudem sind ihm zufolge 9300 Verträge für Altersteilzeit bereits unterschrieben. Im Gegenzug sollen 9000 Stellen etwa in der Software- und Batterie-Entwicklung entstehen. Davon seien 2000 Arbeitsplätze geschaffen worden.
«Wir müssen unser Transformationstempo erhöhen: effizienter und agiler werden», sagte Brandstätter, der in seiner neuen Rolle VW-Chef Herbert Diess den Rücken frei halten soll. Das bisher Erreichte genügt seiner Meinung nach nicht. Denn Volkswagen will die angekündigten Investitionen etwa in Elektrifizierung und Digitalisierung aus eigener Kraft stemmen. Mehr als neun Milliarden Euro sollen in die Entwicklung von E-Autos fließen.
Die E-Mobilität bleibt aus Sicht von Branchenexperte Stefan Bratzel aber ein Risikofaktor. «Volkswagen hinkt wie andere Hersteller der Entwicklung hinterher», sagte der Professor vom Center of Automotive Management an der FH Bergisch Gladbach. Es sei zudem nicht klar, ob es die notwendige Infrastruktur mit Ladesäulen in absehbarer Zukunft gebe.
Dass der Autobauer trotz dieser Unsicherheiten gut aufgestellt ist, liegt für Bratzel an guten Entscheidungen in der Vergangenheit. «Neben dem Dieselskandal werden die oft vergessen», sagte Bratzel. Ein Beispiel sei der Modulare Querbaukasten, der die Herstellungskosten verringert. Einen Widerspruch sieht er dagegen in der VW-Strategie, neben E-Autos weiter auf große SUVs zu setzen. Bis 2025 will allein Volkswagen Pkw das Angebot bei den Stadtgeländewagen von derzeit 11 auf 30 ausbauen.
Für das laufende Jahr verkündete Volkswagen am Donnerstag ein Auslieferungsplus von 1,2 Prozent auf 5,7 Millionen Autos nach elf Monaten. «Uns fehlen noch 530.000 Auslieferungen, um das Rekordergebnis des letzten Jahres einzustellen», sagte Marken-Vertriebschef Jürgen Stackmann. «Nach meiner aktuellen Einschätzung könnten wir das schaffen, vielleicht liegen wir sogar leicht darüber.»