"Dieser außerordentliche Umfang an Mängeln ist bedauerlich", sagte der Chef des deutschen Volkswagen- und Audi-Händlerverbandes, Dirk Weddigen von Knapp, dem Handelsblatt. "Wir brauchen die Umsätze", ergänzte er. Nie zuvor habe es solch geballte Probleme bei der Markteinführung eines neuen Golf gegeben. Es sei gleich eine ganze Reihe technischer Mängel aufgetreten. Zudem hätten auch Ersatzteile gefehlt.
Nun drängt der Handel nach der rund sechswöchigen Corona-Zwangspause darauf, die Probleme schnell zu lösen. "Wir sind großer Hoffnung, dass der Wagen bald ausgeliefert werden kann", sagte von Knapp. Volkswagen muss sich sogar auf einen Rückruf der gerade gestarteten achten Ausgabe des Kassenschlagers Golf einstellen und hat einen Auslieferungsstopp für das neue Modell verhängt.
Grund sind Probleme mit dem elektronischen Notrufassistenten eCall. Nach Angaben aus Konzernkreisen müssen womöglich mindestens 30.000 Exemplare des wichtigen VW-Produkts in die Werkstatt, Ursache für die ausgefallene Funktion sind Schwierigkeiten mit der Software. Die Golf-Produktion sollte vorerst weiterlaufen - aber alle Neuwagen würden erst einmal auf Lager genommen, hieß es Mitte Mai.
Betriebsratschef Bernd Osterloh hatte seinem Ärger über nicht abreißende Probleme beim neuen Golf 8 ebenfalls Luft gemacht. Als Hauptgrund nannte die Mitarbeitervertretung dabei Software- und Elektronik-Störungen. Für Osterloh war der Start der 8er Auflage schon damit missraten. Die Zahlen seien ein Trauerspiel. Von den geplanten rund 100.000 Stück seien im Jahr 2019 in Wolfsburg nur rund 8.400 produziert worden.
Der Golf gilt weiter als eines der wichtigsten Produkte des größten deutschen Industriekonzerns. Wegen des in die Jahre gekommenen Vorgängermodells hatten zuletzt die Modelle Tiguan und Polo bei der Jahresproduktion die Nase leicht vorn.