Der neue ZF-Chef Wolf-Henning Scheider

Auch unter der neuen Führung durch Wolf-Henning Scheider will sich der Stiftungskonzern in Zukunft verstärken. (Bild: ZF)

Rückenwind erhielt der drittgrößte deutsche Autozulieferer nach Bosch und Continental besonders von der Nachfrage nach Pkw-Automatikgetrieben. Für das neue Jahr gibt sich der Stiftungskonzern, der seit kurzem unter neuer Führung agiert, allerdings vorsichtig.

Das organische Umsatzwachstum sieht  Scheider bei rund 5 Prozent. Bei der bereinigten EBIT-Marge peilt der Konzern einen Wert von rund 6 Prozent an. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen die Erlöse organisch um 6 Prozent gesteigert und eine operative Rendite von 6,4 Prozent erzielt. Grund für die Zurückhaltung sind hohe Vorleistungen in künftige Produkte. So soll die Forschungs- und Entwicklungsquote auf 6,5 von 6,1 Prozent steigen.

"Auch in diesem Jahr sollen weltweit erneut deutlich mehr als 2 Milliarden Euro in die Entwicklungsarbeit fließen, um damit Elektroantriebe und die Hybridisierung der Getriebetechnik voranzutreiben", sagte Scheider. Zudem sollen erhebliche Mittel in Bereiche wie automatisiertes Fahren fließen.

Im abgelaufenen Jahr erzielte die ZF Friedrichshafen AG einen Rekordumsatz von 36,4 Milliarden Euro. Das bereinigte EBIT stieg auf 2,3 Milliarden von 2,2 Milliarden Euro. Damit erreichte der Konzern jeweils das obere Ende der eigenen Prognosen von Anfang 2017.

 

"Wieder Kraft für die nächsten Schritte"

Auch unter neuer Führung setzt ZF auf Zukäufe. "Wir haben wieder Kraft für die nächsten Schritte", sagte Wolf-Henning Scheider im Vorfeld der Bilanzpressekonferenz. Nach der Milliardenübernahme von TRW habe der Autozulieferer die Verschuldung zügig gesenkt. In welchem Bereich oder in welcher Region der Stiftungskonzern sich verstärken könnte, sagte der erst seit kurzem in Friedrichshafen an der Spitze stehende Manager nicht.

Grundsätzlich möglich sei, wie schon einmal im Visier, ein Unternehmen im Bereich Lkw-Bremssysteme. Auf die Frage, ob ZF Friedrichshafen seine Angebotspalette mit einer Übernahme in diesem Bereich quasi komplettieren wolle, sagte der Manager: "Brauchen wir die Bremse? Geben Sie mir dafür noch etwas Zeit."

Vor gut zwei Jahren hatte ZF den US-Konzern TRW für knapp 10 Milliarden Euro übernommen und damit Kernkompetenzen im Zukunftsbereich automatisiertes Fahren erworben. Im Bereich Bremssysteme wollte der frühere Konzernchef Stefan Sommer den Konzern ebenfalls verstärken, er scheiterte aber sowohl mit der Übernahme der schwedischen Haldex, die der Aufsichtsrat noch unterstützte, als auch später mit dem Kauf der belgisch-amerikanischen Wabco für rund 7 Milliarden Euro. Diesen Zukauf hatte der Aufsichtsrat gestoppt.

Sommer war Ende 2017 nach einem Streit mit den Eigentümern über die strategische Ausrichtung des Konzerns zurückgetreten. Der langjährige ZF-Chef hatte öffentlich erklärt, dass ihm die Freiheit fehlt, aus seiner Sicht notwendige Entscheidungen zu treffen, die dann auch umgesetzt werden. ZF Friedrichshafen gehört zu 94 Prozent der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen.

Der neue Chef Scheider, der zuvor jahrelang bei Bosch den Bereich Kraftfahrzeugtechnik verantwortete und zuletzt den Zulieferer Mahle leitete, bezeichnete das Verhältnis zu den Eigentümern im Vorfeld als positiv. Die Zusammenarbeit sei konstruktiv und offen. "Der Vorstand hat alle Freiheitsgrade, um das Unternehmen weiterzuentwickeln", sagte Scheider. Die Grundausrichtung von ZF Friedrichshafen stimme.

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