ZF, Aschaffenburg, Division R, Passive Sicherheitssysteme

Die Sicherheitstechnik-Sparte von ZF soll einen neuen Eigentümer oder Investor bekommen, um die Schulden des Zulieferers zu tilgen. (Bild: ZF)

Der Zulieferer hatte bereits im Oktober 2022 angekündigt, die Division Passive Sicherheitstechnik, die hauptsächlich Sicherheitsgurte und Airbags fertigt, aus den Konzernstrukturen herauslösen und verkaufen zu wollen. Hauptgrund für den geplanten Verkauf sind die hohen Schulden des Konzerns. Zum Halbjahr 2023 stand ZF mit gut elf Milliarden Euro in der Kreide. Das liegt vor allem an den Zukäufen des Autozulieferers TRW und des Bremsenspezialisten Wabco. Zugleich muss der Zulieferer vom Bodensee in den kommenden Jahren aber Milliarden investieren, um die Transformation zur E-Mobilität meistern zu können.

Klein betonte, dass es sich bei der Entscheidung um eine strategische handelt. Das Geschäft der Sparte sei gut und rentabel. "Die Frage war aber: Mit welchen Geschäften kann man denn sinnvoll die Verschuldung reduzieren? Dann kommen wir natürlich auf Geschäfte, die einen Wert haben", sagte Klein vor Journalisten. Hinzu komme, dass das Unternehmen mehr Geld investieren müsste, um den Bereich weiterzuentwickeln. Es gebe aber quasi keine Synergien zu den anderen ZF-Geschäftsbereichen. "Das Airbag-Geschäft beispielsweise ist per Definition ein Pkw-Thema. Sie finden das nicht im Gabelstapler, nicht im Trecker, nicht im Nutzfahrzeug."

Einen konkreten Zeitpunkt für den Verkauf ließ Klein jedoch offen - und gab sich entspannt: "Auf Biegen und Brechen wollen wir es nicht loswerden", sagte er. Wenn ZF operativ so gut sei, um mit seinen Schulden umzugehen und diese auch zu reduzieren, dann habe man keinen Druck. Es sei aber die präferierte Lösung - sowohl aus strategischer Sicht als auch wegen der Entschuldung. Daher sei man in Gesprächen und beobachte den Kapitalmarkt.

Die Sicherheitsdivision machte 2022 rund ein Zehntel des gesamten ZF-Umsatzes von rund 43,8 Milliarden Euro aus. Rund 20 Prozent der fast 165.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zulieferers waren 2022 in dem Bereich beschäftigt. In Deutschland gibt es vier Standorte in Alfdorf, Aschaffenburg, Aschau und Laage. Zuletzt hatten Arbeitnehmervertreter vor einem großen Stellenabbau bei dem Zulieferer gewarnt.

Kosten bei ZF sollen um sechs Milliarden sinken

Um wettbewerbsfähiger zu werden, möchte ZF in diesem und im kommenden Jahr seine Kosten weltweit um etwa sechs Milliarden Euro senken. Dies teilte ein Sprecher des Friedrichshafener Konzerns auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, nachdem Automobilwoche und Südkurier zuvor darüber berichtet hatten.

Mit den verringerten Kosten schaffe sich ZF eine bessere Position, um die weitere Transformation zur E-Mobilität ab 2026 anzugehen, sagte der Sprecher. Der hoch verschuldete Konzern hat demnach fünf Kernbereiche identifiziert: Er wolle im Materialeinkauf Preiseffekte erzielen, die Produktivität der Werke steigern, Forschungs- und Entwicklungskosten verbessern, die Kostenstruktur in Zentralbereichen verbessern und Ausgaben für Investitionen genau prüfen.

Die Zahlen für 2023 sind bisher nicht veröffentlicht. Im Geschäftsjahr 2022 erzielte ZF einen Umsatz von 43,8 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) lag bei zwei Milliarden Euro und das Ergebnis nach Steuern bei 376 Millionen Euro. Damals arbeiteten für den Konzern, der mehrheitlich der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen gehört, weltweit rund 165.000 Menschen.

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dpa