Fahnen und Logos von ZF, Bosch und Continental | Das bedeutet der Jobabbau bei Conti, Bosch und ZF

Die drei größten Automobilzulieferer wollen in den nächsten Jahren Tausende Stellen streichen.

"Hört das denn nie auf?" - Diese Frage stellen sich zurzeit sicherlich viele Tausende Beschäftigte von Automobilzulieferern. Das Who is Who der deutschen Lieferanten, namentlich Bosch, ZF und Continental warteten in den letzten Wochen und Monaten allesamt mit Meldungen über geplante Stellenstreichungen auf. Den Anfang machte das Hannoversche Unternehmen im November. In der Automotive-Sparte, in der auch Geschäfte mit Displays und Fahrassistenzsystemen gebündelt sind, sollen bei Continental weltweit rund 5.500 Stellen abgebaut werden, über 1.000 davon an den rund 30 deutschen Standorten. Im Februar kündigte Conti an, weltweit rund 7.150 weitere Stellen zu kürzen, davon 5.400 in den  Verwaltungsbereichen, im Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk sind es weitere rund 1750 Stellen. Rund 40 Prozent der insgesamt betroffenen Stellen sind nach Angaben eines Sprechers in Deutschland. Eine Nummer größer machte es dann ZF im Januar dieses Jahres. Laut einem Bericht der Wirtschaftswoche plant das Unternehmen, bis Ende des Jahrzehnts bis zu 18.000 der derzeit 50.000 Arbeitsplätze in Deutschland zu streichen. Und der weltweit größte Automobilzulieferer Bosch vermeldete erst im Dezember einen größeren Abbau – bis zu 1.500 Stellen – in der Antriebssparte. Mitte Januar folgte dann die Hiobsbotschaft für Mitarbeiter im Bereich für Fahrzeugelektronik und Software: Hier bewege sich die mögliche Personalreduzierung nach aktuellem Stand im Bereich von ungefähr 1.200 Stellen weltweit - davon bis zu 950 in Deutschland.

Mitte März folgte der französische Reifenhersteller Michelin – an den drei deutschen Standorten in Karlsruhe, Trier und Homburg werden 1.500 Mitarbeiter ihren Job verlieren. Continental verkündete weitere rund 600 Streichungen bei der ContiTech und Webastos CEO Holger Engelmann warnte seine Mitarbeiter im Rahmen der Vorstellung der Jahresbilanz vor, dass Stellenstreichungen im zweistelligen Prozentbereich unvermeidbar werden dürften.

Sind diese zeitlich so nah beieinanderliegenden Stellenstreichungen nur Zufall? Mitnichten, sagt Fabian Brandt, Leiter des Geschäftsbereichs Automobil- und Fertigungsindustrie bei der Managementberatung Oliver Wyman. "Das ist erst der Beginn einer substanziellen Anpassung in der Zulieferindustrie."

Zulieferer gehen bei der Transformation konsequenter vor

Ein Grund für die jüngsten Ankündigungen über den Jobabbau sind auf die Folgen der Pandemie zurückzuführen. Über Jahrzehnte seien die Zulieferer im Schnitt ein paar Prozentpunkte profitabler als die OEMs gewesen. Diese Bild habe sich seit der Pandemie umgedreht. „Bei den Zulieferern führte die Pandemie zu instabilen Lieferabrufen, die Volumina waren nicht gut planbar, es gab extreme Verwerfungen in den Prozessen und die Kostensteigerungen konnten sie auch nicht ohne weiteres an die OEMs weitergeben“, bilanziert Brandt.

Einen weiteren Grund sieht der Berater in einer zunehmend konsequenteren Vorgehensweise beim Versuch, sich an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen. „Natürlich sind Streichungen immer bitter, aber es ist konsequent und an vielen Stellen konsequenter als das, was die Autohersteller tun.“ Die Zulieferer sind nicht in der Form an Beschäftigungssicherungsverträge gebunden.

Zulieferer können sich Fokus auf Asien nicht entziehen

Eine weitere Schlüsselrolle spielt die stärkere Orientierung auf die künftigen Absatzmärkten - das sei bedrohlich für Deutschland. Letztes Jahr seien erstmals mehr als 50 Prozent des globalen Fahrzeugvolumens in Asien produziert worden. Dem könne sich die Zulieferbranche nicht entziehen, so Brandt. Zudem sehe man eine zunehmende Verlagerung in kostengünstige Märkte mit sehr günstigen Arbeitsbedingungen.

Für Berater Brandt steht fest: „Die Streichungen sind Teil eines notwendigen Transformationsprozesses, der einhergeht mit der technischen Transformation.“ Dieser Prozess helfe den Zulieferern, sich für eine erfolgreiche Zukunft fit zu machen. Keine rosigen Aussichten also für die Beschäftigten der Zulieferer. „Es werden mit Sicherheit nicht die letzten Stellenstreichungen gewesen sein, das prognostizieren wir schon seit längerer Zeit.“

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