Volkswagen-Werk in Foshan / Guangdong: Hier gehen Volkswagen und Xpeng Hand in Hand

In der chinesischen Provinz Guangdong siedeln sich zahlreiche Autounternehmen wie Xpeng und VW an. Und profitieren von der Nähe zueinander. (Bild: Volkswagen)

In der südchinesischen Provinz Guangdong sind in Shenzhen der Weltmarktführer der Elektromobilität BYD und in Guangzhou die Guangzhou Automobile Group mit zahlreichen Joint Ventures, überwiegend mit japanischen Konzernen, zu Hause. Es entstanden dort zudem weitere Standorte, in denen auch Volkswagen in Foshan und Nio in Zhaoqing fertigen. Guangdong ist der weltweit wichtigste Standort für Elektronik. Diese bildet die Basis für die neuen Produktionskonzepte und fließt nicht nur in smarte Elektrofahrzeuge, sondern bereits in die Fabrikplanung sowie in die laufende Optimierung der Produktionsprozesse ein. Dass Elektroautos eher wie große Smartphones auf vier Rädern funktionieren, ist ein oft zitierter Spruch. In Guangdong fließt diese Philosophie in die neuen smarten Elektroautos, aber auch in die smarte Produktion ein.

Foshan ist Hochburg der Roboterproduktion

Foshan, was übersetzt Buddha-Berg bedeutet, liegt westlich der Provinzhauptstadt Guangzhou und ist mit der Metropolregion, in der über 100 Millionen Menschen leben, unter anderem mit einer U-Bahn verbunden. „China-Speed“ ist auch nur durch diese intensive Vernetzung und modernste Infrastruktur mit einer solch gewaltigen Anzahl von Menschen auf engen Raum möglich.

Die Stadt Foshan ist Hochburg der Roboterproduktion und zog in den vergangenen fünf Jahren fünf Milliarden US-Dollar an Investitionen an. In Foshan fertigen bei Kuka Roboter vollautomatisch Roboter rund um die Uhr und dort haben sich zahlreiche Automatisierungstechnik- und Informatikunternehmen niedergelassen.

VW-Joint-Venture will neue Produktions-Maßstäbe setzen

Diese einmalige Innovationslandschaft und die intensive Unterstützung durch lokale Behörden lockte auch FAW-VW nach Foshan. FAW-VW Foshan ist eines der flexibelsten Werke im globalen Produktionsnetzwerk, so VW. Mit mehr als 1.200 Robotern im Karosseriebau und einem Automatisierungsgrad von annähernd 100 Prozent in der Lackiererei gehört Foshan zu den produktivsten Werken Chinas. 

Die EU führt Untersuchungen durch, um umweltbelastend produzierte Elektroautos aus China den Marktzugang nach Europa zu erschweren. Es könnte sich herausstellen, dass in China weniger umweltbelastend produziert wird als in manchem europäischen Werk. Das Werk Foshan Phase II sei ein ideales Beispiel für umweltfreundliche und intelligente Produktion, so VW. Es wird vollständig mit erneuerbarer Energie betrieben und produziert 20 Prozent energieeffizienter als vergleichbare Werke. Man erreicht im Werk zudem eine Null-Einleitung von häuslichem und Industrieabwasser und nutze zur Beleuchtung des Geländes Solarenergie.

Diese Modelle baut FAW-VW in Foshan

ID.6 China
Unter anderem mit dem ID.6 möchte Volkswagen bei chinesischen Kunden punkten. (Bild: Volkswagen)

Für die Marke Volkswagen laufen in Foshan auf Basis des MEB der ID.7 Vizzion, der ID.4 Crozz sowie der ID.6 Crozz vom Band. Zudem fertigt der Wolfsburger Konzern am Standort den Golf. Für die Marke Audi werden die Modelle E-Tron und Q4 E-Tron sowie der Audi Q2L in Foshan gefertigt.

So fertigt FAW-VW in Foshan Batterien

Ein neue Montagelinie von FAW-VW-Foshan, in der etwa 300.000 Batteriepacks pro Jahr gefertigt werden können, ging vergangenes Jahr in Betrieb. Die Stanzwerkstatt besteht aus einer 800-Tonnen-Abwickel-Stanzlinie, drei 2.100-Tonnen-Debugging-Pressen und drei Pressenproduktionslinien. Die gesamte Linie verfügt über eine gemischte Produktionskapazität für Stahl und Aluminium.

Die Batteriefabrik ist in zwei Etagen unterteilt. Im Erdgeschoss befindet sich die Montagewerkstatt des Batteriepacks, in der die Montage der Batteriezellen erfolgt. Im zweiten Stock befindet sich die Schweißwerkstatt des Akkupack-Gehäuses, die für das Schweißen des Rahmens des Akkupacks verantwortlich ist. Der Gesamtautomatisierungsgrad der Rohbauschweißwerkstatt liegt bei 85 Prozent

Was und wer steckt hinter Xpeng?

Etwa 25 Kilometer westlich von Foshan liegt Zhaoqing mit über vier Millionen Einwohnern. Dort baute Xpeng sein erstes eigenes Werk. Mit selbst fahrenden Fahrzeugen oder fliegenden Autos macht der Konzern auf sich aufmerksam. Volkswagen beteiligte sich vergangenes Jahr mit fünf Prozent an Xpeng. Exporte nach Dänemark, Norwegen und in die Niederlande begannen vergangenes Jahr, und Deutschland wird dieses Jahr beliefert.

Um Xpeng, seine Produkte und sein Produktionssystem zu verstehen, muss man den Gründer verstehen. He Xiaopeng ist Informatiker und machte sein erstes Geld zusammen mit Liang Jie beim Aufbau des Internetunternehmens AsiaInfo Technologies. Im Jahr 2004 verließen er und Jie AsiaInfo und gründeten mit kleinem Startkapital ihr eigenes Unternehmen UCWeb, das den zeitweise meistgenutzten mobilen Browser Chinas entwickelte. 2014 verkaufen sie ihr Unternehmen für stolze 4,3 Milliarden US-Dollar an den IT-Großkonzern Alibaba. Genug, um mit weiteren Kapitalgebern ein Elektroauto zu entwickeln. Von Guangzhou Automobile (GAC) wirbt He erfahrene Automobilingenieure ab. Im Januar 2015 gründet er die Guangzhou Chengxing Zhidong Automobile Technology Co., Ltd., die später nach seinem Gründer in Xpeng Motors umbenannt wurde. Xpeng ist der abgekürzte Vorname von He Xiaopeng.

Xpeng begann 2016 in Zhaoqing mit dem Bau einer eigenen Smart Factory. Das Werk wurde Anfang 2020 fertiggestellt. Bereits 2020 wurde mit dem Bau einer zweiten Fabrik in Guangzhou und danach einer dritten Fabrik in Wuhan begonnen. Das Werk in Guangzhou hat eine jährliche Kapazität von 200.000 Fahrzeugen, das Werk in Zhaoqing eine Produktionskapazität von 120.000 Fahrzeugen pro Jahr. Das Werk in Wuhan kann jährlich 100.000 Einheiten herstellen.

So entstehen Xpengs Plattformen David und Edward

Fast 40 Prozent seiner Mitarbeiter sind in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung tätig. Von Anfang an präsentiert sich Xpeng als Technologieunternehmen, das Autos herstellt. Um noch einmal eine Metapher heranzuziehen: So wie ein Elektroauto als Smartphone auf vier Rädern bezeichnet wird, wird auch die digitale Fabrik von Xpeng eher wie ein Smartphone gesteuert.

Der Industriepark Zhaoqing Xpeng Motors erstreckt sich über 3.000 Hektar. Dort arbeiten 264 smarte Industrieroboter in fünf Werkstätten für Stanz-, Schweiß-, Lackier-, Endmontage- und Batteriepackproduktion. Das Unternehmen hat zwei Plattformen für intelligente Elektrofahrzeuge in der Entwicklung – David und Edward. Die David-Plattform ist für Fahrzeuge mit einem Radstand zwischen 2.600 mm und 2.800 mm ausgelegt, während die Edward-Plattform für Fahrzeuge mit einem Radstand zwischen 2.800 mm und 3.100 mm konzipiert ist.

Tier-1- und Tier-2-Endbaugruppen erreichen eine Automatisierungsrate von 100 Prozent und können Stahl-Aluminium-Hybrid-Fahrzeugkarosserien herstellen. Die automatisierte Lackierwerkstatt verwendet BASF-Hochdruck-Beschichtungsmaterial mit B1B2 + 2K-Doppelschichtlackierungstechnologie auf Wasserbasis. Die zweischichtige Lackmaltechnik auf Wasserbasis wird von Robotern in der Lackierwerkstatt eingesetzt.

Alle Fahrzeugkomponenten werden in der Zhaoqing-Fabrik durch ein automatisches Materialversorgungs- und -verteilungssystem, AGV-Technologie, automatische Kleberoboter und Montagetechnologie effizient montiert. Darüber hinaus nutzt die Packwerkstatt eine flexible AGV-Produktionslinie, die hochpräzise visuelle Systeme und Roboter kombiniert, um intelligente Operationen auszuführen. Ein intelligentes End-of-Line-Testsystem führt umfassende Tests durch, einschließlich 198 Offline-Tests und 89 Batterieleistungstests – für jeden Akku, einschließlich Isolierung, SOC-Leistung und BMS-Funktion, um sicherzustellen, dass jeder Akku die IP68-Versiegelungsschutzanforderungen erfüllt.

Volkswagen und Xpeng starten 2026 mit einem SUV

Um vom „China-Speed“ und der Innovationsgeschwindigkeit zu profitieren und noch besser den Geschmack der chinesischen Kunden zu treffen, geht VW Kooperationen mit Xpeng ein. Umgekehrt profitiert auch Xpeng von Volkswagens jahrzehntelanger Erfahrung, so Firmengründer He Xiaopeng. Konkret soll die Time-to-Market um 30 Prozent verkürzt werden, verspricht VW-China-Vorstand Ralf Brandstätter. Zunächst wurden zwei elektrische Mittelklassemodelle angekündigt, die VW gemeinsam mit Xpeng entwickelt und die 2026 unter der Marke VW auf den Markt kommen sollen – beginnend mit einem SUV, dessen Designlinie Brandstätter Ende Februar auf Linkedin teilte.

Wie VW-Chef Oliver Blume in einer Telefonkonferenz erklärte, sollen die beiden Fahrzeuge im oberen B-Segment angesiedelt werden und die Plattform des Xpeng G9 nutzen. Es wird keine VW-Plattform um Xpeng-Technologie erweitert. Zudem könnte die vorerst auf China beschränkte Kooperation später auf weitere Märkte ausgeweitet werden.

Von VW-Seite aus wird die Zusammenarbeit über die Volkswagen Group China Technology Company (VCTC) laufen. Bei der Vorstellung dieses eMobility-Entwicklungszentrums im April vergangenen Jahres wurde der Projektname 100%TechCo genannt. Dort sollen künftig mehr als 2.000 Entwicklungs- und Beschaffungsexperten an der Entwicklung neuer intelligenter, vollvernetzter Elektrofahrzeuge arbeiten, so VW.

Wie die Kooperation und die 100%TechCo läuft, scheint noch unklar. VW produziert in China in drei rechtlich sehr unterschiedlichen Gesellschaften, wobei die beiden Joint-Venture-Partner, die staatlichen Autogiganten SAIC und FAW, harte Konkurrenten sind. Auch kartellrechtliche Bestimmungen sind zu beachten. Wie sich dies entwickelt, ist im Fluss, da Chinas Wirtschafts- und Industriepolitik in der Praxis oft sehr flexibel ist. Im Westen gilt: entweder, oder. In Asien eher: sowohl als auch. Im Yin-Yang-Denken sind Konkurrenz und Kooperation keine Gegensätze. Sie ergänzen sich, verbessern die Effektivität.

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