Eines kann man den Amerikanern nicht nachsagen, dass sie nicht praktisch denken. Wo andere sich mit Power-Domes und anderen aufwendigen Kühlmaßnahmen herumplagen, lässt man bei Chevrolet einfach ein rechteckiges Loch im Auto. Darunter blitzt angriffslustig eine Motorenabdeckung aus Carbon hervor. Das zeigt schon: Hier handelt es sich nicht um irgendein Fahrzeug, sondern um den Power-Star der diesjährigen Los Angeles Auto Show: Die Corvette ZR1. Das Aggregat welches so viel frischen Wind braucht, ist ein mächtiges 6,2-Liter-Monster mit 563 kW / 765 PS und einem maximalen Drehmoment von 969 Newtonmetern. Das Resultat ist eine Höchstgeschwindigkeit von rund 340 km/h. Das Triebwerk hat den internen Code LT5 und ist mit einem verbesserten Kompresser- und einem neuen Einspritzsystem bestückt. Geschalten wird mit einer Siebengang-Handschaltung oder erstmals in einer ZR1 mit einer Automatik, bei der die acht Fahrstufen artgerecht mit Paddel hineingeschnalzt werden.
Damit das Biest, das unter der langestreckten Motorhaube tobt, auch genug Sauerstoff bekommt, um mit dieser rohen Gewalt auf die Kurbelwelle einzuprügeln, wurde die Front neu gestaltet und mit 13 Lufteinlässen versehen. Damit die Kraft auf die Straße kommt, haben die Chevy-Ingenieure an der Aerodynamik gefeilt und stellen zwei verschiedene Pakete zur Verfügung: Einen flachen Heckspoiler, der die maximale Geschwindigkeit zulässt und einen in zwei Stufen einstallbaren Heckflügel, der 60 Prozent mehr Abtrieb generiert, als die Corvette Z06 mit dem Z07 Paket. Wenn das Brett hinten auf das Maximum hochgefahren wird, sollen 430 Kilogramm an Abtrieb generiert werden und so auf der Rennstrecke die Rekorde purzeln. Das optionale ZTK-Kit beinhaltet noch einen Frontsplitter mit Carbon-Elementen an den Seiten, verstellbare Magnetic Ride Dämpfer und Michelin Pilot Sport Cup 2-Reifen, die auf dem Asphalt kleben, aber nur im Sommer gefahren werden dürfen. Die Walzen haben die Dimensionen: 285/30ZR19 vorne und 335/25ZR20 hinten. "Bei dieser schnellsten Corvette aller Zeiten, folgt das Design der Funktion", fasst Exterieur-Designer Kirk Bennion zusammen. Natürlich kommen bei dieser Vette Karbonbremsen zum Einsatz: Vorne sind es 39,4 Zentimeter-Scheiben mit Sechskolben-Sätteln und hinten 38,8 Zentimeter-Scheiben mit Vierkolben-Sätteln.
Mit einem Gewicht von rund 1.6 Tonnen ist die Corvette ZR1 nur unwesentlich schwerer als der Vorgänger, aber dafür auch deutlich leistungsfähiger. Das Cockpit wurde aufgehübscht, ohne die sportlichen Gene zu vernachlässigen: Nappaleder und Alcantarabezüge sowie Sportsitze mit großen Wangen fixieren den Fahrer auch bei schnellen Kurven. Ebenfalls erhältlich sind Karbonapplikationen und ein Bose-Soundsystem. Wer seine Rundenzeiten aufzeichnen will, kann dies mit einem Data-Recording-System tun. Im nächsten Frühjahr wird die Corvette sowohl als Coupé als auch als Cabrio auf den US-Markt kommen. Die Preise für den geschlossenen Zweisitzer beginnen bei rund 120.000 Dollar, die offene Variante, bei der die Stoffmütze bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h per Knopfdruck versenkt werden kann, fangen bei etwa 124.000 Dollar an.