Und dann war da Stille. Wieder einmal. Sobald man sich bei Tesla nach Lieferzeiten erkundigt, erntet man frostiges Schweigen. Dabei ging es gar nicht um das Model 3, bei dem es immer noch einem Sechser im Lotto gleichkommt, wenn man eines erhält. Die Frage galt dem Model S und dem Model X, die immerhin mit 2.036 (Model S) beziehungsweise 1.090 (Model X) Zulassungen im Jahr 2017 die Plätze sechs und sieben in der Top-Ten der reinen Elektromobile einnehmen. Aber Geheimniskrämerei gehört ja beim amerikanischen Start-Up zum Konzept und mit dem termingetreuen Umsetzen von Ankündigungen nimmt es der oberste Teslaner Elon Musk nicht immer so ganz genau.

Um dem strenggehüteten Mysterium wenigstens ansatzweise auf die Spur zu kommen, helfen einschlägige Foren: Dort jubeln Nutzer nicht nur wie bei einer Fußballweltmeisterschaft, sobald sie ihren nicht ganz billigen Tesla abholen dürfen, sondern führen auch Listen führen, in denen sie Bestellung und die Auslieferung dokumentieren. Demnach wartet man auf das Model S zwischen vier und sechs Monate, beim Model X dauert es ähnlich lange. Allerdings kommen die Autos aus den USA und der Transport sowie die Vorbereitung des Fahrzeugs in Europa brauchen auch etwas Zeit. Dabei erzählen sich User, dass sich ihr Model X seit vier Wochen in der Produktion befindet. Ob es an der Online Produktionsnachverfolgung oder an den visionären Tesla-Fertigungstechniken liegt, konnte nicht festgestellt werden.

Mit einer Lieferzeit von vier bis sechs Monaten liegt Tesla im Vergleich zu den etablierten Autobauern alles andere als schlecht. Denn es kann sogar bis zu einem Jahr dauern, ehe man den Schlüssel für sein Elektro-Schätzchen in Händen hält. Beim Smart ed beträgt die Lieferzeit es zehn bis zwölf Monate. „Die sehr hohe Nachfrage beim smart electric drive übertrifft unsere Planungen weit. Dies führt aktuell zu einem Auslieferungstermin in Deutschland, der zwischen Ende 2018 und Anfang 2019 liegt. Wir arbeiten sehr intensiv daran, die Lieferfristen zu verkürzen“, heißt es bei Smart. Die überraschend starke Nachfrage wird von mehreren Herstellern als Grund für die Lieferengpässe angegeben, zum Beispiel auch beim Hyundai Ioniq electric, bei dem die Fertigung ebenfalls bis zu einem Jahr in Anspruch nehmen kann.

Immerhin haben die Koreaner ein Mobilitätsprogramm ersonnen, um die Wartezeit zu verkürzen. Für 149 Euro pro Monat kann man sich einen Ioniq Hybrid leasen. Beim VW e-Golf, sind es aktuell bis zu acht Monate, bis das Fahrzeug zur Abholung bereitsteht. Um der Nachfrage gerecht zu werden, steigert man in der gläsernen Fabrik in Dresden sukzessive die Produktion von 35 Autos pro Tag auf 70. Immerhin: Auf den e-Up muss man rund zwei Monate weniger warten.

Mit einem halben Jahr Wartezeit muss man bei den Elektromobilen generell rechnen. So auch beim Renault Zoe, mit 4.322 verkauften Einheiten der Bestseller des Jahres 2017 in Deutschland oder auch beim Kia Soul EV, der es im letzten Jahr immerhin auf 2.933 Zulassungen bringt. Gleiches gilt auch für den Nissan Leaf, bei dem die Produktion erst im Januar angelaufen ist. Lediglich beim BMW i3 muss man sich nur drei bis vier Monate gedulden.

Allerdings ist die vielzitierte „starke Nachfrage“ nur die halbe Wahrheit für die teilweise sehr langen Produktionszeiten. Weitere Gründe sind sicher zum einen in dem Fertigungsvorgang an sich und dem Zusammenspiel mit den Zulieferern zu suchen. Mit dem Bau von Elektromobilen betritt man in vielen Bereichen der Produktionskette Neuland. Die Herstellung der Batterien kann ein Flaschenhals sein, genauso wie die Fertigung an sich: Die Hochvoltelemente bedingen ganz neue Abläufe, was die Betriebssicherheit angeht.

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