Die Erde ist kurz vor dem Untergang – oder besser kurz danach. Trümmer, Geröll und undurchdringliche Hindernisse machen den Weg an welches Ziel auch immer ebenso zu einer Herausforderung wie steile Hänge, Angriffe von außen oder tiefe Wasser-Durchfahrten. Ein düsteres Bild in einem Endzeitstreifen wie Mad Max, die Klapperschlange oder I am Legend. Ein Szenario wie gemalt für das neueste Spielzeug aus dem Hause Daimler, besser gesagt Magna. Seit 1979 läuft hier in Graz die Mercedes G-Klasse vom Band. Jener längst zur Automobilikone erhobene Klettermaxe, der Armee, Scheichs, L.A.-Promis und Forstarbeitern gleichermaßen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Aus dem rustikalen Nutzfahrzeug wurde speziell nach der Jahrtausendwende und der verspäteten Einführung auf dem US-Markt, ein Lifestyle-Mobil ohne jeden Weichspülfaktor. Reichten einst 72 bis 150 PS aus um Kunden zu locken, bietet der mächtigste G als mobile Lederorgie eines 65er AMG aktuell über 600 PS und als 6×6-Version für Wüstenausritte sogar drei Achsen und eine offene Ladefläche. Wer es noch wilder, wer es noch spektakulärer will, der dürfte sich auf dem Genfer Automobilsalon Anfang März unsterblich verlieben. Der G 500 4×42 setzt dem österreichischen Kantholz die Krone auf. „Noch ist nicht entschieden, ob er in Serie kommt“, unterstreicht der Mercedes G-Klasse-Verantwortliche Gunnar Güthenke und weiß doch, dass die Würfel längst gefallen sind. Das Untier kommt – und wie!

Auf dem Genfer Salon steht der Über-G noch als seriennahe Studie, doch bei den bisher gebauten vier Einzelstücken wird es nicht bleiben. Auch der Mercedes G 63 AMG 6×6, die perverse Serienumsetzung eines australischen Armeemodells mit drei Achsen, V8-Doppelturbo und Portalachsen, sollte einst nur das Kleinstserienspielzeug für die Arabischen Emirate werden. Letztlich wurden fast 150 verkauft, sodass kein Zweifel daran besteht, dass der G 500 4×42  nicht im Studienstadium verharren dürfte. Sein Auftritt ist martialisch: 45 Zentimeter Bodenfreiheit, Portalachsen, Verstellfahrwerk aus dem Rallyesport, sowie die bekannten drei Sperren, Untersetzung und die Leiterrahmenkonstruktion lassen irdische Hürden nicht mehr als Momentaufnahmen sein.

Das Aggregat tut sein Übriges. So haben sich die experimentierfreudigen Ingenieure aus Graz an einem Neuankömmling im Daimler-Regal bedient. Der vier Liter große Doppelturbo treibt ab Sommer auch den AMG GT zu sportlichen Bestleistungen. Im G 500 4×42 leistet er stramme 422 PS und ein maximales Drehmoment von 610 Nm. Dass das Ungetüm damit die steilsten Hänge erklimmt, ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Durch die um 30 Zentimeter verbreiterte Spur und den weiter nach unten gerückten Schwerpunkt der gigantischen drei Tonnen Leergewicht, donnert das Endzeitvehikel um Kurven, wie man es noch von keiner G-Klasse gesehen hat. „Bei einem Unimog kann man mit den Portalachsen maximal 85 km/h schnell fahren“, erläutert Cheftechniker Erwin Wonisch im Grazer Dialekt, „hier sind durch die breitere Spur und die doppelten Federbeine 210 km/h drin.“

Klar, ist die Lenkung nach wie vor alles andere als direkt, die Sitzposition mäßig und der Aufbau gigantisch, doch mit Laune und Volldampf geht es kurvige Passstraßen hinauf und wieder hinab – immer wieder. Damit die Fahrdynamik ebenso weite Grenzen auslotet wie die Geländegängigkeit, hat das Erstlingswerk zwei Radsätze. Die 22-Zöller tanzen auf der Straße, und grobstollige Beadlock-18-Zöller sind genau das richtige für einen Ausritt im Krisengebiet. Die Wattiefe: mächtige 100 Zentimeter. Wenn der G 500 4×42 Ende des Jahres Realität wird, sollte er fast 300.000 Euro kosten. Die Erfolgsgeschichte der Mercedes G-Klasse dürfte daher noch in diesem Jahr um das nächste Kapitel erweitert werden. Das gilt auch für die Verkaufszahlen. „Mit 14.500 produzierten Autos waren wir vergangenes Jahr ausverkauft“, erläutert Gunnar Güthenke, „Spielraum nach oben gibt es aber noch.“ Bleibt abzuwarten, mit was die Grazer Kletterbande die Kunden in den nächsten Jahren lockt. Ein Finale der Mercedes G-Klasse ist nicht einmal in einem Endzeitstreifen in Sicht.

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Stefan Grundhoff; press-inform

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