Für Opel geht es weiter bergauf. 2021 konnte das Traditionsunternehmen - dieses Jahr feiert Opel 160sten Geburtstag – seinen Marktanteil in Deutschland mit neuen und zum Teil elektrisch angetriebenen Modellen von 5 auf 6,2 Prozent steigern. Jetzt folgt der nächste Coup, denn mit der im Frühjahr startenden sechsten Auflage des Astra dürfte die Blitzmarke ihre Stammklientel bei der Stange halten und wohl auch neue Fans dazugewinnen.
Dass sich der neue Astra die technische Basis mit Modellen von Peugeot und Citroen teilt, kaschiert das fesche Blechkleid gut. Nach Mokka und dem gelifteten Grandland ist er das dritte Opel-Modell mit der neuen Vizor-Front, die Referenz an das Erbe der Marke und zugleich eine stylische Neuzeit-Note ist. Ausstattungsabhängig gibt sich das neue Gesicht mal sachlicher, mal sportlicher. Grundsätzlich jedes Modell bietet rundum markante LED-Leuchten, die das Spiel mit vertikalen und horizontalen Linien im Blechkleid betonen, was dem 4,37 Meter langen Fünftürer ebenfalls ein gewisses Opel-Etwas verleiht. Traditionsbewusst ist auch die deutliche Falz mittig in der Motorhaube, die man als Fahrer mit dem Blick auf die Straße als erhaben wahrnimmt.
Auch innen bietet der Astra klassische Werte in einer zugleich auffällig modernen Einrichtung. Kontaktflächen wie das Lenkrad oder der Schaltknauf der manuellen Getriebe-Version haben ihren speziellen Opel-Touch erhalten. Auch die bei längeren Fahrten besonders angenehmen AGR-Sitze sind optional wieder an Bord. Wichtigste Neuerung sind die beiden großen Displays, die sich – von einem gebogenen Blackpanel gemeinsam eingefasst - über die gesamte Cockpitbreite spannen. Beide Digitalanzeigen sind 10 Zoll groß, in jeder Modellvariante.
Ab Sommer wird es optional gegen Aufpreis noch eine schicke Glasabdeckung für die Bildschirme geben. Wiederum Teil der Basisausstattung sind die Konnektivitätslösungen Apple Carplay und Android Auto, DAB-Radio und eine Telefon-Bedienfunktion mit Freisprecheinrichtung. Ebenfalls auf der Höhe der Zeit ist das Arsenal der Assistenzsysteme.
Viele Funktionen im Cockpit lassen sich über Tasten am Lenkrad und den Touchscreen bedienen, zugleich finden sich in der Mittelkonsole für einige wichtige Features zusätzlich praktische Direkttasten. Das Cockpitstyling setzt auf einen abwechslungsreichen und weitgehend wertigen Materialmix mit vielen Softoberflächen.
Wie man es bei einem Astra erwarten darf, sind die Platzverhältnisse auf beiden Reihen gut, der Kofferraum mit in Höhe variablem Zwischenboden schluckt 422 Liter. Wird die zweiteilig umlegbare Rückbanklehne nach vorne geklappt, sind es 1.339 Liter. Wegen der großen Traktionsbatterie fällt der Gepäckraum der Plug-in-Hybridversion mit 352 bis 1.268 Liter etwas kompakter aus. Wem das nicht reicht, sollte auf die Kombiversion Sports Tourer warten, die mit bis zu 1.600 Liter Stauraum im Sommer an den Start geht.
Der Plug-in-Hybrid ist das wichtige Novum bei den Antrieben, ansonsten steht eine überschaubare Palette klassischer Verbrenner zur Wahl. Neben einem 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 81 kW/110 PS oder 96 kW/130 PS gibt es alternativ einen 1,5-Liter-Vierzylinder-Diesel mit ebenfalls 96 kW/130 PS. Der stärkere Benziner und der Diesel sind mit manueller Sechsgangschaltung oder Achtgang-Automatik kombinierbar. Für Vielfahrer empfiehlt sich weiterhin der Diesel, vor allem in Kombination mit der Automatik. Per Knopfdruck kann man hier zwischen einem verhaltenen Eco-Modus, einem Normal- oder dem zackigen Sport-Modus wählen. Auf Landstraßenschleichfahrt im Eco-Betrieb sind wir mit gut vier Litern ausgekommen, bei forcierter Gangart waren es 5,7 Liter.
Das verbindlich straffe, aber nicht unkomfortable Fahrwerk animiert dazu, Biegungen gerne auch etwas flotter zu nehmen. Auf engen und kurvigen Sträßchen im hügeligen Hinterland von Lissabon kommt durchaus Laune auf, für richtig sportliche Fahrfreuden bräuchte es allerdings noch mehr Wumms und eine ausgewogenere Schaltlogik der Automatik, weshalb man hier gelegentlich über die Gangwahltasten hinterm Lenkrad eingreift.
Noch etwas zügiger ist man mit dem starken Dreizylinder-Benziner in Kombination mit der Handschaltung unterwegs. Der ist nicht nur eine Nuance spritziger, er hinterlässt außerdem einen kultivierteren Eindruck. In der vor Windgeräuschen gut gedämmten Kabine ist der Dreizylindersound dezent wahrnehmbar. Unsere Testrunde im Umland von Lissabon quittierte der Benziner mit 6,2 Liter Verbrauch.
Noch kultivierter, druckvoller und bei hoher Ladedisziplin sogar deutlich sparsamer beim Spritverbrauch ist der 133 kW/180 PS starke Plug-in-Hybrid. Er kombiniert einen Benziner und einen E-Motor, der seinen Strom aus einer 12,4 kWh großen Batterie bezieht, was für 60 Kilometer elektrischer Reichweite reicht. Rein elektrisch wird der Astra hier bis 135 km/h und mit dem Benziner sogar bis 225 km/h schnell. Das hat mit 36.710 Euro allerdings auch seinen Preis, abzüglich Umweltbonus sind es immer noch rund 29.500 Euro. Wer noch mehr Leistung oder E-Reichweite will, sollte auf eine zeitnah folgende PHEV-Variante mit 165 kW/225 PS oder den für 2023 geplanten reinen E-Astra warten. Letzteren wird es ebenfalls in der Kombiversion geben.
Einstiegsmodell des neuen Astra ist der 110-PS-Benziner in Kombination mit einer namenslosen Basisausstattung für 22.465 Euro. Gut 2.200 Euro mehr kostet der stärkere Ottomotor, der ab dem nächsthöheren Ausstattungsniveau Edition angeboten wird. Der Benziner mit Automatik startet ab dem Niveau Elegance zu Preisen ab 30.350 Euro. Dieser lässt sich noch mit den höherwertigen Ausstattungen GS Line und Ultimate kombinieren. Beim Diesel geht es bei 28.660 Euro los, 33.450 Euro sind es mit Automatik. Mit diesen Preisen hält der Astra wie früher auch deutlich Abstand zum Erzrivalen VW Golf. Der startet aktuell bei 28.500 Euro mit 130-PS-Benziner, was rund 3.000 Euro über einem vergleichbaren Astra liegt.