Beim Tanz in den März am pittoresken Lac Léman schüttelt sich zumindest die europäische Automobilindustrie den Winterstaub aus dem Mantel. Der Genfer Autosalon gilt als das traditionelle europäische Auftaktschaulaufen, zumal das 88. Stelldichein in der französischen Schweiz auch ein Treffpunkt der Schönen und Reichen ist. Da passt es ganz gut ins Bild, dass Land Rover passend zum 70. Geburtstag der Marke mit dem Range Rover SV Coupé passendes Jubiläumsmodell im Gepäck hat. Wer eines der handgefertigten Fahrzeuge haben will, muss sich beeilen, denn es werden nur 999 Stück produziert. Außerdem wird der Elektro-SUV Jaguar i-Pace zu sehen sein.
Das Thema Elektromobilität treibt die Branche immer mehr um. Neben der Reichweite soll auch der Fahrspaß für eine größere Akzeptanz der Stromer sorgen. Volvo zeigt den schicken V60 und vermutlich den Polestar 1 als ersten Vertreter der gleichnamigen Elektromarke. Der Hybrid GT zaubert mit 441 kW / 600 PS und einem Drehmoment von 1.000 Newtonmetern auf. In der gleichen E-Liga spielt auch der Venere, eine Luxuslimousine, die aus Carbon gefertigt ist und eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern haben soll. Die Fahrleistungen lesen sich beeindruckend: In weniger als drei Sekunden soll der Sprint von null auf hundert absolviert sein und die Höchstgeschwindigkeit jenseits der 250 km/h liegen. Hinter dem ambitionierten Projekt steckt Lvchi Auto, ein Start-Up aus Shanghai.
Mitsubishi reiht sich ebenfalls in die Reihe der Elektromobilitätsmarken ein: Die Studie Mitsubishi e-Evolution Concept ist erstmals in Europa zu sehen und der neue Outlander Plug-in-Hybrid feiert seine Weltpremiere. Der müde Zweiliter-Benziner wird von einen 2.4-Liter-Motor ersetzt, der nach dem Atkinson-Prinzip arbeitet. Zwei Elektromotoren - einer vorne und einer hinten - unterstützen den Vortrieb. Die Lithium-Ionen-Batterie des Crossover hat eine Kapazität von 13,8 Kilowattstunden und der neue Outlander soll seinen Vorgänger in allen relevanten Bereichen um mindestens zehn Prozent übertreffen. Ähnlich ist die Technik auch beim erstmals in Europa gezeigten Honda CR-V, der in den USA bereits mehr als ein Jahr angeboten wird. Auch Lexus zieht die Plane von einem neuen kompakten Crossover: Der Lexus UX wird erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und ist als UX 250h auch als Hybridversion erhältlich. Konzernmutter Toyota präsentiert den aufgehübschten Kleinwagen Aygo und den Auris mit neuem 2,0-Liter-Hybridmotor.
Peugeot 508 mit Star-Potential
Das Facelift des Ford Edge ist in Genf erstmals auf europäischen Boden zu sehen und hat einen neuen 175 kW / 238 PS Biturbo-Diesel. BMW hat den neuen X4 dabei. Zur Modellpalette des kleinen X6-Bruders gehören auch zwei M-Performance-Modelle. Ein reinrassiger Sportler namens X4 M folgt ebenfalls. BMW-Tuner Alpina holt beim neuen XD3 285 kW / 388 PS und ein maximales Drehmoment von 770 Newtonmetern aus dem Dreiliterdieselmotor. Nach 4,6 Sekunden sind 100 km/h erreicht und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 266 km/h. Ebenfalls vor Kraft kaum fahren können der Ford Mustang Bullitt, der zum ersten Mal über den Atlantik kommt und vor allem der Porsche 911 GT3 RS. Der stärkste Saugmotor-911er lässt mit 382 kW / 520 PS die erst bei jubelnden 8.250 U/min anliegen die Herzen der Elfer-Jünger höher schlagen. Mercedes kontert mit einem Dampfhammer der eigenen Art - dem Mercedes AMG G 63 mit dem bekannten Vierliter-V8-Doppelturbo und 430 kW / 585 PS.
Ein Star der Messe könnte der neue Peugeot 508 werden. Die Franzosen sind endlich von dem Anders-um-jeden-Preis-Design-Trip heruntergekommen und präsentieren eine schicke Schrägheck-Limousine. Dezenter fällt dagegen das Facelift des neuen Skoda Fabia aus. Auffällig sind die neuen LED-Scheinwerfer und das aufgefrischte Cockpit. Markanter sind da schon die SUV-Studie Vision X und das neue Top-Modell L&K des Skoda Kodiaq. Citroën spielt die Praktikabilitätskarte und feiert die Weltpremiere des neuen Berlingo. Ebenfalls in der Schweiz zu sehen: sein familiäres Schwestermodell Peugeot Rifter, der den Partner ablöst.
Der nächste VW I.D
Hyundai hat den neuen Santa Fe mit an den Genfer See gebracht. Das 4,77 Meter lange SUV hat einen neu gestalteten Innenraum und bietet bis zu sieben Personen Platz. Die Konzernschwester Kia buhlt mit dem neuen Ceed um Kunden. Der koreanische Autobauer SsangYong setzt alles daran, um in Europa Fuß zu fassen. In Genf ist der neue Pick-Up Musso: zu sehen, der Nachfolger des Actyon Sports in Europa wird. Dazu werfen die Koreaner mit der Studie e-SIV (Electronic Smart Interface Vehicle) einen Blick in die Zukunft. Das Vehikel soll Elektromobilität, Konnektivität und autonomes Fahren vereinen.
VW gewährt mit dem I.D. Vizzion eine weitere Vorschau auf die Elektromobil-Palette. Allerdings richtet sich der Blick mit dieser Studie schon sehr weit nach vorne, da das Fahrzeug ohne Lenkrad auskommt, also autonomes Fahren des Levels fünf erreicht. Wie der Name schon verrät, ist der Vision ein Vertreter der I.D. Familie, ist 5,11 Meter lang und hat eine Systemleistung von 225 kW / 306 PS. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 km/h. Die Batterie verfügt über eine Kapazität von 111 kWh, was eine Reichweite von maximal 665 Kilometern ermöglichen soll. Toyota enthüllt das Konzept eines Rennwagens und will eine Ikone aus der Unternehmensgeschichte wieder aufleben lassen. Dass der Sportwagen elektrifiziert sein wird, darf getrost angenommen werden. Subaru hat die Studie "Viziv Tourer Conzept" dabei. Auffällig bei dem Kombi ist die steile Heckscheibe. Renault verfolgt mit der Studie Ez-Go das Konzept der Shared Mobility.
Ganz ohne Luxus geht es in Genf natürlich nicht: Mercedes sorgt mit dem Facelift der Mercedes Maybach S-Klasse für leuchtende Augen und verpasst damit dem Luxuskreuzer die Technik der aktuellen S-Klasse. Unauffälliger ist dagegen die Modellpflege der C-Klasse bei der Limousine und dem T-Modell. Opel zeigt die Zukunft des Unternehmens auf ganz Besondere Art und Weise: Der Rüsselsheimer Automobilbauer fehlt auf der Frühjahrsmesse und setzt damit die Prämisse des neuen Hausherren Carlos Tavares um, effizient zu arbeiten und das Geld nur dort einzusetzen, wo es sich auch lohnt.