Man sich muss in Tokio, Nagoya oder Kyoto nur vor eines der exklusiven Hotels stellen oder man besucht das Botschaftsviertel. Entweder ein oder mehrere elitäre Toyota Century stehen dort bereits in Reih und Glied vor der Tür oder es dauert nur ein paar Minuten und die ersten Chauffeure rücken in ihren schwarzen Limousinen an. An sich ist der Toyota Century mehr als ein Luxusmodell wie ein Audi A8 L, der Mercedes S 600 L oder ein BMW M 760 Li, denn man sieht sich in Japan eher in Kreisen von Rolls-Royce, Bentley oder Maybach. Dabei drückt kaum ein Modell auf dem japanischen Automarkt die alte Autowelt derart nachdrücklich aus, wie der Century. Seine kantigen Formen unterscheiden sich bei der neuesten Auflage, die ihre Weltpremiere auf der 45. Tokyo Motorshow feiert, nicht nennenswert von der Erstauflage, die im Jahre 1967 das Licht der automobilen Welt erblickte.
Einen Century fährt man niemals selbst, man rast nicht und der reale Nutzen der Hupe ist bis heute ungeklärt. Man fährt nicht, man reist nicht, sondern man schwebt - der Umwelt und den Widrigkeiten des Straßenverkehrs gemeinhin durch Doppelglas, Luftfederung und mittlerweile elektrisch bedienbare Gardinen entrückt. Da macht das neue Modell keinen nennenswerten Unterschied zu seinem Vorgänger, der 1997 auf den Markt kam und das 1967 vorgestellte Erstlingsmodell ablöste. Die kantig-konservativen Formen sind bis heute geblieben - die üppigen Abmessungen auch. Verloren gegangen sind bei der Neuauflage allein vier Zylinder, denn das V12-Triebwerk, das seit zwei Jahrzehnten den Toyota Century überaus standesgemäß über die Straßen schweben ließ, ist nunmehr Vergangenheit. Wenn die Neuauflage des Jahrhundertmodells im kommenden Frühling auf die erlauchte japanische Kundschaft losgelassen wird, dann arbeitet unter der Motorhaube und zwischen den obligatorisch auf den Frontkotflügeln verbauten Außenspiegeln ein V8-Triebwerk mit angehängtem Hybridmodul.
Der Hubraum ist mit fünf Litern gleichgeblieben, doch es ist anzunehmen, dass der neue Toyota Century in Sachen Motorleistung nennenswert zugelegt hat. Die bisher knapp 280 PS sind für ein 5,30 Meter langes Fahrzeug mit einem Leergewicht von über zwei Tonnen nicht mehr zeitgemäß. Geht es um die genauen Fahrleistungen, hält sich Toyota bei seinem Topmodell ebenso zurück wie Rolls-Royce dies einst tat - Motorleistung sei mehr als genügend vorhanden. Für die in Japan auf Autobahnen maximal erlaubten 100 km/h dürfte dies tatsächlich zutreffen. Durch das Hybridmodul dürfte der Normverbrauch von über 13 Liter auf unter zehn Liter sinken.
Export ist wie bisher nicht angedacht
Im Innenraum bietet der neue Toyota Century den grenzenlosen Luxus, die man von ihm seit 50 Jahren kennt. Im Fond gibt zwei elektrisch verstellbare Einzelsitze, die über eine Massage- und eine Liegefunktion verfügen. Der vordere linke Beifahrersitz lässt sich komplett nach vorne fahren und eine Fußstütze ausklappen, sodass der Fondpassagier maximalen Reisekomfort genießen kann. Die feste Mittelkonsole hat einen großen Bildschirm mit TV- und Webzugang. Die Bedienung der zahlreichen Funktionen geschieht vergleichsweise modern durch ein Tablet in der Mittelarmlehne. Ähnlich wie beim Rolls-Royce Phantom lassen sich die hinteren Türen ebenso wie Fenster und Jalousien elektrisch bedienen. Die Insassen betten sich im Century gewöhnlich auf dunklen Velourstoffen, weil der Geruch von Leder in einigen asiatischen Ländern als störend empfinden sind und der Sitzkomfort auf Wollstoffen größer sein soll. Preislich dürfte der neue Toyota Century bei umgerechnet über 100.000 Euro starten. An einen Export wird wie bisher nicht gedacht. Jedoch sind in einigen Ländern hohe Personen des diplomatischen Dienstes mit einem Century unterwegs - standesgemäß wie im eigenen Land.