Für den finalen Schub soll dabei der Start des Kompaktklassemodells Astra in dieser Woche sorgen. Der kann zwar dem Klassenprimus VW Golf kaum ernsthaft das Wasser reichen; präsentiert sich aber besser denn je. Moderne Triebwerke, eine nennenswerte Abspeckkur, neue Komfortdetails und faire Preise sollen verlorene Kunden von der starken Konkurrenz zurückholen und dank Matrix-LED-Scheinwerfern in eine gleißend helle Zukunft blicken lassen. Nach dem Kleinwagenterzett aus Adam, Corsa und Karl ist der Astra zentrales Element der Opel-Strategie für die nächsten Jahre. “Unser neuer Astra spielt eine ganz wichtige Rolle in unserem Zukunftsplan Drive 2022″, sagt Opel-Finanzvorstand Michael Lohscheller, “das Auto steht für rund ein Fünftel unserer Verkäufe und wird deshalb einen erheblichen Beitrag zum Opel-Comeback leisten.”
30.000 Vorbestellungen lassen die Opel-Verantwortlichen rund um Vorstands-Chef Karl-Thomas Neumann mit der Zunge schnalzen. Zwar ist der Astra kein gefährlicher Generalangriff, der den übermächtigen VW Golf vom Thron in der Kompaktklasse stoßen kann und das Segment neu definiert. Aber im Gegensatz zu seinem Vorgänger mit ebenso über- wie schwerwiegenden GM-Genen, ist der Astra – mittlerweile aus den top drei der Kompaktklassebestseller herausgefallen – wieder ein echter Konkurrent. Einer, der insbesondere der zweiten Reihe mit Kia Ceed, Renault Megane, Hyundai i30, Ford Focus und Seat Ibiza einiges an Kopfzerbrechen bereiten dürfte.
“Zwischenetappe auf unserem Weg ist die Rückkehr zur Profitabilität im nächsten Jahr – trotz des weiterhin schwierigen europäischen Fahrzeugmarktes”, erläutert Opel-Finanzexperte Michael Lohscheller, „wir haben das Comeback eingeleitet. In den vergangenen zwei Jahren und in den ersten acht Monaten dieses Jahres haben wir unseren Marktanteil gesteigert und wir legen auch bei den Verkäufen weiter zu.” Bis zum Jahre 2022 will Opel zur zweigrößten Automarke Europas werden und einen Marktanteil von acht Prozent erlangen. Das soll nicht nur mit neuen Produkten, sondern insbesondere einer deutlich stärkeren Marke und einem effizienten Vertriebssystem gelingen. Ein starkes Markenimage allein dürfte es jedoch mit kleinen Modellen kaum geben. Opel-Chef Neumann erteilte einem Topmodell in der Oberklasse wiederholt eine Absage. Aushängeschild der Marke soll eine SUV-Version der nächsten Insignia-Generation werden. Darunter werden ab 2016 / 2017 die crossovergeneigten Nachfolgemodelle von Meriva und Zafira positioniert, die aktuell zusammen mit dem PSA-Konzern entwickelt werden. Schade, dass ein Imageträger wie der Astra GTC zunächst als Opel GTC seinen Vornamen gestrichen bekommt und dann komplett aus dem Portfolio verschwindet. Die Stückzahlen der auslaufenden Generation sind deutlich zu klein für einen emotionalen Fortsetzungsroman.
Ähnlich düster sieht es für den Opel Cascada aus, dem künftig wohl nicht nur sein strammes Stoffdach, sondern auch die Chance auf einen Nachfolger fehlen dürfte. Allzu gerne würde man bei Opel die Legende des sportlichen GT wieder auferstehen lassen. Mit Frontantrieb dürfte sich ein scharfes Sportcoupé im Markt jedoch ebenso schwer tun, wie eine ebenso denkbare Roadstervariante. Problem: Opel fehlt in dieser Liga eine moderne Heckantriebsplattform. Bis zum Ende des Jahrzehnts rollen insgesamt 29 neue Opel/Vauxhall-Modelle auf die verschiedenen Märkte; darunter wird trotz des erfolglosen Ampera ein Elektrofahrzeug sein. “Schon im nächsten Jahr liegt das Durchschnittsalter unserer Modelle bei 2,9 Jahren. Im Jahr 2014 lag das es noch bei 4,7 Jahren”, so Michael Lohscheller, “unsere Produkt-Pipeline ist so gut gefüllt wie nie zuvor und wir werden in den nächsten Jahren zu jeder Automobilmesse ein weiteres Opel-Highlight präsentieren.” Und vielleicht profitiert Opel ja auch von dem “Dieselgate” bei Volkswagen.
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Stefan Grundhoff; press-inform