Die Zahl drei spielt beim neuen Touareg eine wichtige Rolle. Zunächst kommt jetzt die dritte Generation des Volkswagen-SUV auf den Markt und teilt sich die Plattform mit zwei weiteren Hochkarätern aus dem VW-Konzern - dem Audi Q7 und dem Bentley Bentayga. Also hat auch der Touareg die 48 Volt-Wankstabilisierung, die Luftfederung sowie die Allradlenkung, die den Wendekreis auf 11,19 Meter und damit fast auf das Niveau des aktuellen VW Golfs reduziert, an Bord. Nur zur Erinnerung: Wir reden hier von einem 4,88 Meter langen Kreuzer, der sich dank dieses zunehmen beliebten technischen Kniffs auch in Innenstädten vergleichsweise entspannt rangieren lässt. Bis zu einer Geschwindigkeit von 37 km/h schlagen die Hinterräder im gegensätzlichen Winkel zu den Vorderrädern ein, ab 37 km/h im gleichen. Das Resultat:Der Touareg fliegt sehr behände um die Ecken und meistert auch schnell genommene Kurven souverän. Zudem bewegt sich die Karosserie dank der blitzschnell agierenden Wankstabilisierung nur sehr wenig, was die Schweißausbrüche des Fahrers deutlich reduziert.
Dass das große SUV 106 Kilogramm abgespeckt hat, ist bei der Agilität sicher nicht von Nachteil. Genauso wenig, wie der Allradantrieb, der mit Hilfe eines Torsen-Differentials die Kräfte so geschmeidig verteilt, dass man immer wieder vergisst, dass man in einem 2.2 Tonnen-Schiff sitzt. Die Fahrprogramme (Eco, Comfort, Normal, Sport, Individual) sind deutlich unterschiedlich ausgelegt, aber selbst bei "Sport" ist die Fahrwerksabstimmung zwar straffer, aber längst nicht unkommod. Angenehm ist, wie schnell die Achtgang-Automatik die Fahrstufen wechselt.
"Der Touareg soll möglichst sich natürlich anfühlen", sagt Baureihenleiter Dr. Stefan Gies. Das gelingt bei der Lenkung, die nicht die Sportlichkeit und Mitteilungsfreudigkeit, der des Porsche Cayenne hat, ganz ordentlich. Denn man kann den VW auch bei engen Landstraßen und Kurven sehr genau in die gewünschte Richtung dirigieren, lediglich der Rapport über den Straßenzustand könnte eindeutiger ausfallen. Der 210 kW / 286 PS Motor hat mit dieser Masse dank des maximalen Drehmoments von 600 Newtonmetern keinerlei Probleme. Ganz im Gegenteil: Mit einem Sprintvermögen von 6,1 Sekunden von null auf 100 km/h und einer Spitzengeschwindigkeit von 235 km/h kann der Touareg auch im Pkw-Vergleich gut mithalten. Der Norm-Verbrauch liegt bei 6,9 l/100 km. Einmal warmgefahren legt auch der Motor seine leichtes sowie mürrisches Knurren ab und hält sich dann akustisch angenehm zurück. Dass man das Aggregat während der Fahrt überhaupt zur Notiz nimmt, liegt daran, dass im Cockpit kaum Windgeräusche zu hören sind. Auch beim Start-Stopp-System hat sich VW deutlich weiterentwickelt: Die Schüttelorgie, als das Triebwerk wieder zum Leben erweckt wurde, ist vorbei.
Viele Assistenzsysteme
Einen riesengroßen Schritt hat VW beim Infotainment sowie der Konnektivität hingelegt und ist mit dem Touareg endlich im 21 Jahrhundert angekommen. Die Zeiten der archaisch anmutenden Graphik und des Mäusekinos sind endgültig vorbei: Stattdessen dient ein mächtiger 15 Zoll Touchscreen als zentrales Eingabemedium. Das klappt auch nach einer gewissen Eingewöhnungszeit aufgrund der vielen Menüpunkte, die als Apps auf dem Bildschirm erscheinen ganz gut. Wichtige Funktionen kann man auch über die Bedienelemente am Lenkrad anwählen und angenehm ist, dass VW dem reinen Digitalismus nicht alles untergeordnet hat und die Einstellung für die Klimaanlage, die direkt und ohne Umwege erfolgt, traditionell unter den Bildschirm gepackt hat. Natürlich sind die Rundinstrumente ebenfalls digital und man kann sich mit Hilfe des "View" Knopfes das Design des virtuellen Zwölf-Zoll-Cockpits einstellen. Beeindruckend ist die Graphik der Anzeigen und der Navigationskarten, lediglich der im Head-Up-Display projizierten Darstellung erreicht VW beim Touareg nicht ganz das Niveau eines BMWs.
Die Verarbeitung des Interieurs ist sehr solide und die Anzahl der billig wirkenden Hartplastikelemente deutlich reduziert. Massagesitze entspannen Fahrer- und Beifahrer, aber auch hinten lässt es sich bequem reisen, zumal sich die Rückbank um 16 Zentimeter in der Länge verschieben und die Lehne im Winkel bis zu 21 Grad verstellen lässt. Gepäck-Klaustrophobiker können sich beruhigt in die Ledersitze fallen lassen: Der Kofferraum hat ein Volumen von 810 bis 1.800 Litern und ist auch so für den Sturm über die Alpen geeignet.
Überschaubares Start-Motorenangebot
Die Aufrüstung geht bei den Assistenzsystemen weiter und auch da schließt VW mit dem Touareg zur Konkurrenz auf. Das SUV ist der erste VW mit einem Nachtassistenten, bei dem Menschen und Tiere markiert und mit Hilfe der LED-Matrixscheinwerfer kurz angeblitzt werden. Der Stauassistent übernimmt jetzt auch in Baustellen für einen gewissen Zeitraum die Lenk- und Bremsarbeit, was bei einem 1.98 Meter breiten Fahrzeug ganz hilfreich ist. Dabei arbeiten verschiedene Sensoren, wie zum Beispiel die 3D-Kamera und die Ultraschalsensoren sowie das Frontradar, zusammen, um den Touareg durch die enge Gasse zu lotsen. Allerdings müssen dazu die Markierungen deutlich sichtbar sein. Im Zweifel ist es nach wie vor besser, das Lenkrad selbst in die Hand zu nehmen. Pferdenarren, die öfters mit einem Anhänger unterwegs sind, freuen sich über den bekannten "Trailer-Assist", der beim Rangieren hilft und über ein maximales Zuggewicht von 3,5 Tonnen. Ein Toterwinkel-, Notbrems- und ein Spurassistent gehören in dieser Fahrzeugklasse ohnehin schon zum guten Ton.
Mit einem Basispreis von 60.675 Euro Ist der Touareg um 4.725 Euro günstiger als ein ähnlich motorisierter Audi Q7 (200 kW / 272 PS). Dafür erhält man unter anderem eine Zweizonen-Klimaautomatik, einen adaptiven Tempomaten und einen Spurhalteassistenten. Sobald man sich etwas Luxus gönnt, kostet der VW schnell mehr als 70.000 Euro. Das Motorenangebot ist zunächst überschaubar: Los geht es mit zwei Sechszylinder-Diesel mit 170 kW / 231 und 210 kW / 286 PS. Im Herbst ergänzt dann ein 250 kW / 340 PS starker Benziner Das Antriebsportfolio, auch ein V8-Diesel mit 310 kW / 421 PS wird seinen Dienst im Touareg verrichten. Für China ist ein Plug-in-Hybrid vorgesehen, der eine Systemleistung von 270 kW / 367 PS hat. Auch in Deutschland dürfte eine elektrifizierte Variante kommen, vermutlich verrichtet in dieser ein Sechszylinder-Benziner sein Werk.