Volkswagen hat dem Golf GTI einen Nachbrenner verpasst. Schon bisher war der kleine Freizeitsportler aus Wolfsburg mit 245 PS in der Performance-Version nicht unbedingt schwächlich bestückt - jetzt gibt es ihn allerdings als Golf GTI TCR mit 45 PS mehr. Und 6.000 Euro teurer.
Abgeleitet ist der VW Golf GTI TCE von dem 350 PS starken Fahrzeug der TCR-Rennserie. In der 2015 ins Leben gerufenen Rennserie sind 4- und 5-türige Fahrzeuge unterwegs, meist von privaten Teams. Angetrieben werden sie von Zwei-Liter-Benzin- oder Dieselmotoren. Weltweit ausgetragen wird dabei der FIA World Touring Car Cup (WTCR). Aber es gibt mittlerweile auch eine ganze Reihe von nationalen TCR-Serien. Seit 2016 hat VW nach eigenen Angaben mehr als 100 der TCR-Fahrzeuge per Handarbeit aufgebaut - Stückpreis für die Teams: ab 95.000 Euro plus Mehrwertsteuer.
Da kommt die Straßenversion deutlich preisgünstiger: 38.950 Euro werden aber auch noch mindestens fällig. Dafür gibt es dann einen Golf, der ebenso wochentags für den Alltag taugt, wie am Wochenende für die Nordschleife. Um optische Unterschiede zum Golf GTI auszumachen, muss man schon genauer hinschauen. Die Front hat einen hochglänzenden schwarzen Splitter als zusätzlichen Frontspoiler bekommen. Dazu kommen ebenfalls schwarzglänzende Schwelleraufsätze an den Seiten und ein in der gleichen Farbe ausgeführter Diffusor am Heck. Oben als Abschluss der Dachkante prangt ein Spoiler - exakt: schwarzglänzend. In den Radkästen drehen sich wahlweise 18- oder 19-Zoll-Räder.
Ausblick auf den neuen GTI?
Innen finden sich ebenfalls Zitate aus dem Motorsport. Das griffige Dreispeichen-Lederlenkrad etwa hat eine rote 12-Uhr-Markierung, die den Geradeauslauf markiert. Die komfortablen Sportsitze haben nicht nur eine eigene TCR-Optik bekommen, sondern bieten auch einen ausgezeichneten Seitenhalt in flott gefahrenen Kurven. Das digitale Cockpit ist aus dem Golf GTI bestens bekannt und sehr übersichtlich. Trotz des nicht gerade bescheidenen Preises: Das Navigationssystem ist auch im TCR aufpreispflichtig.
Ein Prachtstück ist der Motor. Der 2,0-Liter-Turbobenziner leistet im Golf GTI TCR 213 kW/290 PS. Bereits kurz über der Leerlauf-Drehzahl liefert das Aggregat 200 Nm Drehmoment, zwischen 1.800 und 5.300 U/min. sind es dann bis zu 380 Nm. Die reine Rennversion kommt auf 420 Nm. Um mit der Hitze klar zu kommen, hat der Motor im Golf GTI TCR vorne zwei zusätzliche Wasserkühler.
Nur Frontantrieb
Der Fahrspaß ist entsprechend. Das serienmäßige DSG-Getriebe zieht unbeugsam durch und sorgt für ein Beschleunigungsgefühl, das man sonst eigentlich nur aus Elektroautos kennt: ohne jede merkbare Zugkraftunterbrechung, linear und kraftvoll. Von 100 auf 200 km/h beschleunigen? Der Golf zieht in einem Rutsch durch. Für den Spurt von 0 auf 100 km/h braucht er 5,6 Sekunden - nur 0,4 Sekunden länger als das Fahrzeug aus der Rennserie.
Der Antrieb läuft wie gehabt über die Vorderräder. Eine Differenzialsperre sorgt dafür, dass die Antriebskräfte auch mit optimaler Traktion auf die Straße kommen. Entsprechend entspannt arbeitet die direkte und präzise Lenkung. Vier Fahrprogramme bietet der TCI: Eco, Normal, Sport und Individual. Im Normal-Modus ist man fast schon komfortabel unterwegs - die Federung ist wirbelsäulenfreundlich, die Schalteinstellung eher moderat. Aber auch im Sport-Modus wird die Dämpfung nie unangenehm ruppig. Um Kurven zirkelt der GTI TCR wie auf Schienen und wenn es sein muss verzögern die Bremsen ähnlich zügig, wie der TCR beschleunigt. Eigentlich wird bei 250 km/h abgeregelt - aber optional lässt sich das Limit auf 260 km/h freischalten. Den Durchschnittsverbrauch gibt Volkswagen mit 6,7 Liter auf 100 Kilometer an. Wer den TCR allerdings halbwegs artgerecht fährt, darf sich eher auf zweistellige Verbräuche einstellen.