VDA, Bernd Gottschalk
Beurteilt exklusiv für AUTOMOBIL PRODUKTION die Lage führender Zulieferer: Professor Dr. Bernd Gottschalk, Geschäftsführer AutoValue und ehemals VDA-Präsident. (Bild: AutoValue)

Wenn die Geschichte der Zulieferindustrie einmal geschrieben wird, muss IAC zweifellos ein eigenes Kapitel gewidmet werden. Kaum ein Unternehmen ist in so kurzer Zeit, so konsequent, zu einer solchen Größe – und heute muss man sagen: so erfolgreich – zusammengekauft worden. Welche Namen verbergen sich hinter diesen drei Buchstaben IAC nicht alles, Lear, Stankiewicz, Collins & Aikman, um nur einige zu nennen.

Das Geschäftsmodell mag für traditionelle europäische Zulieferer unkonventionell sein, um es vorsichtig zu sagen. Aber so, wie Wilbur Ross das gemacht hat, verdient es zweifellos Respekt. "Assemble distressed companies", integriere die Geschäftszweige, "get rid of waste", eliminiere ineffiziente Kapazitäten, so oder ähnlich heißt die Devise nach dem Kauf. Familienunternehmen buchstabiert man anders. So radikal das klingt, so konsequent wird es aber auch praktiziert. Und dennoch ist es meilenweit davon entfernt, etwa die spezifischen Bedürfnisse der Kunden zu ignorieren.

Ein zweites wird heute überdeutlich: Der "global footprint" steht zwar bei vielen Unternehmen im strategischen Lastenheft, IAC hat ihn aber bereits konsequent umgesetzt und setzt ihn unbeirrt fort: 16 Fabriken in China, Indien oder Japan. Multivac in Indien erworben, mit Mahindra kooperiert, Joint Ventures in Malaysia und Thailand mit APM, Fabrik in Chakan in Indien oder in Shenyang in China. Jetzt eine "world class" Fabrik in Bals in Rumänien. So folgte damals eine Akquisition der anderen, so folgt jetzt eine Fabrik nach der anderen in der Welt der niedrigen Kosten und der hohen Wachstumsraten. Wir haben verstanden! So liest sich das Konzept von IAC als Konsequenz auf den wachsenden Druck in der Pipeline. Nun warten alle darauf, wann sich das Fenster für ein Initial Public Offering (IPO) öffnet.

Die Komposition dieses Luxemburger (!) Unternehmens mag für Traditionalisten nicht Musik in den Ohren sein. 23 000 Beschäftigte, die über 4,4 Mrd. US-Dollar in fast 80 Fabriken in 16 Ländern für alle OEMs von Rang und Namen umsetzen, beweisen aber, dass der Komponist Wilbur Ross zwar eine unkonventionelle Partitur geschrieben hat, aber gewiss keine "kleine Nachtmusik".

Sie möchten gerne weiterlesen?