Autos stehen mit Abgasen im Stau.

Die Debatte um den Verbrennerausstieg nimmt Fahrt auf. (Bild: AdobeStock / elcovalana)

Audi wird 2025 das letzte neue Verbrennermodell fertigen und dieses etwa Anfang 2033 verkaufen. Danach will die VW-Tochter weltweit nur noch Fahrzeuge mit E-Antrieb absetzen. Bereits im März hatte Audi-Vorstandschef Markus Duesmann den Verbrenner zum Auslaufmodell erklärt, nun legt der Manager nach. Ein SUV, das vorrangig für den amerikanischen Markt produziert wird, soll 2025 den Schlussstrich markieren. Ab 2026 werde der OEM nur noch vollelektrische Autos auf den Weltmarkt bringen.

Während Audi damit einerseits einen klarer umrissenen Ausstiegsplan präsentiert als die deutsche Konkurrenz, nennt Duesmann ebenso die Ausnahme von der Regel. Für China rechne man mit anhaltendem Bedarf über 2033 hinaus, weshalb es dort weiterhin Verbrenner aus lokaler Produktion geben könnte. „Ich glaube nicht an den Erfolg von Verboten. Ich glaube an den Erfolg von Technologie und Innovationen“, führt Duesmann aus. Über das genaue Enddatum des Verbrenners bei Audi würden letztendlich die Kunden und die Gesetzgebung entscheiden.

Daimler nimmt Sonderrolle bei Glasgower Erklärung ein

Auch Daimler-Chef Ola Källenius bekräftigte, dass die selbstgesteckten Klimaziele früher erreicht werden sollen. Dass die Neuwagenflotte bis 2039 CO2-neutral werde, sei inzwischen das konservativste Szenario, sagte der Manager im Interview mit Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten. „Wir werden bis 2030 bereit sein, alle Marktsegmente von der A-Klasse bis zur S-Klasse mit Elektrofahrzeugen abdecken zu können.“ Seines Erachtens wird es Autos mit Verbrennungsmotoren jedoch so lange geben, bis Märkte und Ladeinfrastruktur einen kompletten Umstieg ermöglichen.

Dennoch macht Daimler ernst: Die Pkw- und Vans-Sparte trägt die jüngst unterzeichnete Glasgower Erklärung der Weltklimakonferenz mit – als einziger deutscher Autohersteller. In ihr hatten die Regierungen von 31 Staaten sich auf einen Verkaufsstopp von Verbrennern in führenden Märkten bis 2035 und weltweit bis 2040 geeinigt. Zehn weitere OEMs schlossen sich der Initiative an, der deutsche Staat verweigerte hingegen eine Mitwirkung. Grund sei nach Angaben des Bundesumweltministeriums, dass dies den Einsatz synthetischer Kraftstoffe in Verbrennungsmotoren unmöglich mache.

Kritik am rapiden Wechsel hin zur Elektromobilität

Während die deutschen Konkurrenten die Ausstiegsdaten in den Mittelpunkt stellen, verteidigt BMW-Chef Oliver Zipse die Strategie seines Konzerns, langsamer aus der Produktion klassischer Verbrenner auszusteigen. „Die wahren Entscheider in unserer Industrie sind die Kunden. Und die sollte man nie aus den Augen verlieren", sagte er in einem Interview mit Passauer Neue Presse und Donaukurier. Zipse verwies auf die Konzernpläne, dass 2030 die Hälfte der Autos mit rein batterieelektrischem Antrieb verkauft werden sollen. „Wenn ein Hersteller dann kein Verbrennerangebot mehr hat, dann geht ihm das halbe Marktvolumen verloren, und er befindet sich auf einem unternehmerischen Schrumpfungskurs."

Zwar werde es in den kommenden 15 Jahren Städte, Regionen und Länder geben, in denen sich der Transformationsprozess zur Elektromobilität vollständig vollziehe. Aber in der Summe der weltweit 140 BMW-Märkte werde das nicht der Fall sein. In diesem Sinne warnte er auf einer Veranstaltung des Online-Portals Politico vor einer von Verboten und Beschränkungen getriebenen Klimapolitik und plädierte für Technologieoffenheit.

BMW-Chef hält Verbotspolitik für klimaschädlich

Anlässlich der Weltklimakonferenz in Glasgow, bei der sich 24 Staaten und sechs große Autohersteller auf ein Enddatum für Verkauf und Zulassung von Verbrennern festlegen wollen, wiederholt Zipse seine Kritik. „Wir glauben, das ist schädlich fürs Klima", betont er bei einem Autoforum des Handelsblatts. Nicht einmal in Deutschland und Europa gebe es genug Ladesäulen für Elektroautos, und es gebe auch nicht genug Ökostrom. Bei einem Zulassungsverbot für neue Verbrenner würden alte Autos noch länger gefahren. „Hier sind die Dinge nicht zu Ende gedacht“, so der BMW-Chef. „Ich kann nur davor warnen, diesen Weg einzuschlagen." Aus diesem Grund habe der bayrische OEM das Vorhaben nicht unterschrieben. Es zeichne sich in Deutschland nicht ab, dass E-Autos in zehn Jahren nur mit nachhaltigem Strom statt importierten Kraftstoffen betreiben werden. "Diese Dimension wird völlig unterschätzt“, mahnt Zipse.

Gegenstimmen kommen auch vom Verband der Automobilindustrie (VDA): Dieser kritisiert die Überlegungen der EU-Kommission, die sogenannten Flottengrenzwerte für Neufahrzeuge ab 2035 auf Null zu senken. Dies würde die europäische Automobilindustrie faktisch dazu zwingen, nur noch rein batterieelektrische Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Das wäre laut dem Verband nicht nur das Ende des Verbrennungsmotors, sondern auch das Ende des Plug-In-Hybrids und der Technologieoffenheit.

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dpa