Elektro Concept Car von Toroidion
Blick in die Zukunft: Vor allem bei Elektroautos, im Bild ein Concept Car des finnischen Unternehmens Toroidion, gibt Digitaltechnik auch im Fahrwerksbereich den Ton an. - (Bild: Toroidion)
Dr. Christoph Elbers
Dr. Christoph Elbers, Leiter Vorentwicklung und Fahrdynamik, ZF Friedrichshafen - (Bild: ZF)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Elektronik und Software spielt auch im Bereich des Fahrwerks eine immer wichtigere Rolle. Trifft diese Einschätzung zu?

Dr. Christoph Elbers: Definitiv. Intelligente elektronische Regelsysteme steuern bereits heute Fahrwerksysteme wie die aktive Hinterachslenkung AKC oder das adaptive Dämpfungssystem CDC und erhöhen dadurch deutlich spürbar Fahrsicherheit, Dynamik und Komfort. Diese Fahrwerksysteme werden künftig noch leistungsfähiger, wenn man sie mit Radar- und Kamerasystemen vernetzt. Auf Basis von deren Informationen lässt sich etwa die benötigte Dämpfkraft im Voraus berechnen und gezielt einstellen. Auch andere aktive Systeme – etwa die Wankstabilisierung – könnten von solchen vorausschauenden Systemen profitieren und die Fahrt für die Insassen noch komfortabler und sicherer machen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Hängt das mit dem Thema automatisierter Fahrfunktionen zusammen und müssen Zulieferer und Entwickler nicht komplett umdenken?

Dr. Christoph Elbers: Im Hinblick auf automatisierte Fahrfunktionen ist es essentiell, dass immer mehr Einzelsysteme vernetzt werden und im Regelverbund agieren. Dies betrifft sowohl das aktive Dämpfungssystem, die Lenkung und das Bremssystem als auch den Antrieb. So haben wir bei der Entwicklung neuer Produkte schon heute weniger die einzelnen Komponenten im Blick, sondern vielmehr Funktionen, die den Endkunden und damit auch den Automobilherstellern einen Mehrwert bieten.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was sind aus dieser Sicht die größten Herausforderungen in der Fahrwerkentwicklung?

Dr. Christoph Elbers: Der grundsätzliche Zielkonflikt zwischen Dynamik und Komfort sowie die Grenzen der Fahrphysik bleibt zwar unverändert bestehen. Dank intelligenter aktiver Fahrwerksysteme sind wir aber heute in der Lage, den Zielkonflikt zu lösen und ein Fahrwerk zugleich sicher, komfortabel und dynamisch auszulegen. Hier wird die zunehmende Digitalisierung im Fahrwerk weitere Potenziale heben. Neben der Elektronik bietet vor allem das Thema Leichtbau neue Möglichkeiten. Eine stete Herausforderung, insbesondere in der Fahrwerkentwicklung, ist der hohe Kostendruck.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie sicher sind mechatronische Fahrwerkkomponenten?

Dr. Christoph Elbers: Mechatronische Fahrwerkkomponenten sind ausfallsicher ausgelegt. Die Mechatronik durchläuft in der Entwicklung unzählige spezifische Tests und Prüfverfahren. Auch in der Produktion gelten hohe Sicherheitsstandards, die durch diverse Qualitätssicherungsmaßnahmen laufend kontrolliert werden.

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