Schrottplatz

Viele Materialien aus Altfahrzeugen könnten wiederverwertet werden. Den Autoherstellern fehlt hierfür jedoch der Zugriff auf die wichtigen Ressourcen. (Bild: Adobe Stock / Ken)

Zahlreiche Hersteller setzen im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsanstrengungen auf den 4R-Ansatz (Refurbish, Remanufacture, Reuse, Recycling). Doch ausgerechnet das klassische Vertriebsmodell, bei dem das Fahrzeug permanent in den Besitz des Kunden übergeht, könnte sich künftig als zentrales Hindernis hierfür erweisen, heißt es in einer aktuellen Analyse des Beratungsunternehmens Berylls.

Bereits in der Entwicklung und Produktion setzen viele Autobauer inzwischen auf die Einführung strengerer Nachhaltigkeits-Maßstäbe. Auch die Entsorgung von Altfahrzeugen bleibt nicht unberührt: Wertvolle Materialien sollen im Idealfall über Recycling-Kreisläufe der Wiederverwendung in neuen Fahrzeugen zugeführt werden. „Bei näherer Betrachtung der bisher angekündigten Strategien wird aber deutlich, dass sich die OEMs vor allem auf End-of-Life-Anwendungen konzentrieren“, erläutert Heiko Weber, Partner bei Berylls. „Sie haben speziell das Recycling und die Wiederverwendung von Fahrzeugen und Batteriemodulen im Fokus.“ Denn Recycling und Wiederverwendung seien genau die "2R", die derzeit am profitabelsten erscheinen.

Autobauer müssen Vehicle-as-a-Service anbieten

Ausschlaggebend für den Erfolg der 4R-Strategien sei jedoch eine Voraussetzung, die aktuell nicht gegeben ist: Die Hersteller müssen am Ende des Lebenszyklus Eigentümer des Fahrzeugs sein, um dieses einem Recycling-Kreislauf zuführen zu können. Die jetzige Situation, in der das Fahrzeug am Ende des Nutzungszeitraums im Besitz des Käufers bleibt, mache „die bekannten 4R-Konzepte vielfach zu leeren Versprechungen“.

„Um die 4R-Strategien zum Erfolg zu führen, müssen die OEMs ihr Geschäftsmodell so umgestalten, dass sie das Fahrzeug im Rahmen eines mehrzyklischen Vehicle-as-a-Service (VaaS)-Verkaufsmodells besitzen“, erläutert Florian Tauschek, Associate Partner bei Berylls. „Es muss ihnen gelingen die Fahrzeuge über den gesamten Lebenszyklus, an verschiedene Endkunden weiterzugeben, anstatt es lediglich einmal direkt als Neuwagen zu verkaufen.“ Nur so könne es den OEMs gelingen, Durchgriff auf alle 4R-Bausteine zu erlangen, statt das Rohstoffgeschäft in die Hände externer Recycler und Wiederaufbereiter zu geben.

Um ein mehrzyklisches Verkaufsmodell zu fokussieren, müssen die Autobauer den Analysten zufolge vor allem den Fahrzeug-Zustand in den Mittelpunkt rücken. Nur durch einen bestimmten Qualitätsstandard und entsprechende Aufbereitungsmaßnahmen sei es möglich, die Attraktivität von Fahrzeugen aufrecht zu erhalten. Die Möglichkeiten derartiger Geschäftsmodelle würden allerdings in den meisten Strategien der Autohersteller noch vernachlässigt, heißt es bei Berylls.

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