AUTOMOBIL PRODUKTION: Kann das nicht zu einem Tau ziehen kommen, wenn Ihnen das zu teuer ist, was die Region möchte?
Die Regionen und wir haben grundsätzlich viele gemeinsame Ziele. Die Region hat das Ziel erfolgreich zu sein, die richtigen Kundenwünsche zu definieren und damit Geld zu verdienen. Und das ist deckungsgleich mit dem, was ich mir wünsche, denn auch der Erfolg in der Region ist Bestandteil meiner Verantwortung.
Aber auch das von Ihnen angesprochene Tauziehen müssen wir - natürlich fair - austragen, damit wir das Beste für unsere Kunden herausholen.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Ist die Effizienz der Werke innerhalb Ihrer Kostenverantwortung auch irgendwo abgebildet?
Da die Baureihen eine Querschnittsfunktion über alle Geschäftsbereiche sind, ist natürlich das Thema Effizienz der Werke auch ein Thema. Der Projektleiter Produktion ist bei mir verantwortlich für die Erreichung der Produktions-Ziele, somit indirekt auch für effiziente Werke. Der Projektleiter hat die Aufgabe die Produktions-Ziele mit dem Fachbereich Produktion zu vereinbaren. Die Effizienz-Erbringung ist dann in erster Linie eine Aufgabe des Fachbereichs Produktion.
Am besten lässt sich diese Beziehung mit einem klassischen Auftraggeber-Auftragnehmer Verhältnis vergleichen. Die Baureihen haben als „Auftraggeber“ definierte Anforderungen, zum Beispiel an Kosten oder Leistungen des Fachbereichs. Diese leiten sich aus der Positionierung des Fahrzeuges ab. Nach intensiver inhaltlicher Diskussion mit den „Auftragnehmer“ Fachbereich, ist dieser aufgefordert eigenverantwortlich eine Lösung zu finden und diese im Rahmen der Vereinbarungen umzusetzen.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Was bedeutet die Reduzierung der Komplexität für die Fertigungstiefe oder für die Komponentenwerke?
Das kommt darauf an. Es gilt mehr vom gleichen Teil produzieren, aber dabei nicht weniger Autos zu bauen. Ich möchte, dass wir alle eine Chance haben effizientere Prozesse umzusetzen und entsprechend dadurch Kostenpotenziale zu realisieren. Die Fertigungstiefe ist für mich keine Steuerungsgröße, sie ist eine Größe, die sich aus der Wettbewerbsfähigkeit zwischen Hausanfertigung und Zulieferung durch Lieferanten ergibt. Ich weiß, dass wir effiziente und schlagkräftige Hausanfertigungsbereiche haben und schätze das leistungsfähige Lieferantenportfolio des Konzerns.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Die Baureihenleiter berichten an Herrn Diess, damit Sie überhaupt die Machtfülle haben, derartige Anforderungen durchzusetzen. Richtig?
Ja.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Fühlen sich die Markenvorstände nicht entmachtet in der neuen Organisation?
Der Vorstand wird durch die neue Organisation entlastet, aber doch nicht entmachtet.
Dem Vorstand ist sehr bewusst, dass die zukünftigen Herausforderungen in der Automobilindustrie viel Aufmerksamkeit erfordern und die heutigen Strukturen nur unzureichend diesen Herausforderungen gerecht werden. Die Baureihe ist eine konsequente Vorgehensweise um Projektverantwortung und Kundennutzen zu stärken, und gleichzeitig dem Vorstand den notwendigen Raum für die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens zu geben.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Dann sind Sie quasi auch ein heimlicher Vorstand, oder nicht?
Nein, ich sehe mich an verantwortungsvoller Stelle als Baureihenleiter. Mein Ziel ist es, zusammen mit dem Vertrieb, der Produktion oder etwa dem Finanzressort und allen anderen involvierten Bereichen, die Entscheidungen so zu treffen, dass die Neuorganisation der Baureihe einen echten Mehrwert für die Marke Volkswagen bringt.