Magenta ist die auffälligste Farbe im Presswerk der Läpple AG in Heilbronn. Die Werkzeuge in der auffälligen Farbe, die zum Nachrüsten der Press-Straße bereitliegen, tragen alle das Kürzel "991" und die dazugehörige Teilenummer. Der automobile Connaisseur ahnt des Rätsels Lösung: Läpple produziert rund 50 Blechteile für den neuen Porsche 911 (interner Code 991). Darunter alle Seitenrahmen für den Sportwagen. "Wir produzieren für deutsche Premium-Hersteller, die bei der Außenhautoberfläche und bei anspruchsvollen Geometrien Wert auf höchste Qualität legen", erklärt Olaf Hedden, Sprecher des Vorstands der Läpple AG.
Damit ist eine grundlegende Strategie der Läpple-Blechsparte bereits erklärt: Sie fertigt Blechteile und Blechteilbaugruppen für deutsche Premium-Hersteller wie Porsche, Audi, BMW und Daimler. "Wir produzieren nicht wie die großen OEMs ein Teil mit 15 Hüben pro Minute, sondern mit fünf bis sieben. Dafür sind wir sehr flexibel", erklärt Hedden. Das bedeutet, dass pro Schicht die Anlagen durchschnittlich zwei Mal umgerüstet werden.
Wo eben noch das Porsche-Seitenteil vom Band lief, sind es 45 Minuten später Kotflügel für die auslaufende A-Klasse. Und das bei gleichbleibend hoher Qualität, die durch interne Audits gewährleistet wird. Selbst bei exotischen Anfragen wissen die Blech-Spezialisten Rat und helfen oft verzweifelten Oldtimer-Fahrern aus der Klemme. Im bayerischen Standort Teublitz lagern 14 000 Original-Werkzeuge in einer Halle, mit denen sich auch Blechteile für rare Preziosen wie zum Beispiel den Mercedes-Benz 190 SL herstellen lassen.
Besonders auf die Aluminium-Verarbeitungskompetenz sind die Heilbronner stolz. "Da sind wir richtig gut", so Hedden. Die Zukunft wird seiner Meinung nach in hybriden Bauweisen mit Aluminium-Legierungen liegen und auch da sieht sich der Zulieferer gut aufgestellt. Mit zwei Partnern tüftelt Läpple an einem Verfahren zur Produktion von CFK-Bauteilen, das nicht auf RTM basiert.
Mittelfristig keine Auslands-Presswerke
Dieses Können, gepaart mit schneller Variabilität, wird in München, Zuffenhausen und Stuttgart-Untertürkheim geschätzt. Läpple profitiert vom Post-Krisen-Boom der deutschen Premium-Hersteller. Das soll auch weiterhin so bleiben. Mittelfristig sind keine Presswerke im Ausland geplant, nachdem man sich 2009 vom südafrikanischen und US-amerikanischen Werk trennen musste. "Das war nötig, um die Liquidität des Konzerns beizubehalten", erklärt Hedden.
Der Start des Hamburgers im Februar 2010 fiel in eine turbulente Zeit. Defizitäre Sparten wie der traditionsbehaftete Werkzeugbau mussten verkauft und rund 600 Mitarbeiter entlassen werden. Wenn am 30. Juni 2012 die Press-Linie drei in Heilbronn stillgelegt wird, ist die Schrumpfkur vorbei.
Die entsprechende Struktur steht und ist auf Flexibilität ausgerichtet. Die Holding (Läpple AG) ist mit zehn Mitarbeitern bewusst schlank gehalten und kümmert sich um das operative Geschäft. Darunter befinden sich die vier tragenden Säulen des Konzerns: Neben der Läpple-Blechverarbeitung, die Betriebsmittelspezialisten FLT (Fibro Läpple Technology GmbH), die Normalien und Rundtisch-Spezialisten der FIBRO sowie die Läpple Dienstleistungs und Ausbildungs GmbH, die für Ingenieurnachwuchs sorgt.
Das Zusammenspiel Anlagenbau, Logistik und die Expertise der Mitarbeiter macht den Heilbronner Zulieferer zum Prozessspezialisten, bei dem der Kunde alles aus einer Hand bekommt. "Wir wissen, wie man ein Teil in der besten Qualität am günstigsten herstellt", bringt es Olaf Hedden auf den Punkt.
Nach der existenzbedrohenden Krise wagen die Heilbronner mit zwei Tochtergesellschaften die Globalisierung. Kürzlich wurde die Tochtergesellschaft "FLT Shanghai" gegründet und auch die FIBRO expandiert. Die Läpple-Tochter hat kürzlich die Grundsteinlegung und den ersten Spatenstich für ein neues Werk in der indischen Industriemetropole Pune gefeiert.