Die bislang bekannten Zahlen aus 2009, genauer das erste Halbjahr, lassen nicht viel Gutes ahnen für die Vorlage der Konzernbilanzen Ende April 2010: Der Umsatz brach um fast ein Drittel oder 850 Millionen auf 1,8 Milliarden Euro ein. Für das Gesamtjahr 2009 werden es maximal 3,75 bis 3,9 Milliarden Euro, also ein Minus von 25 Prozent.  
Rund zwölf Prozent der Stammbelegschaft musste oder muss noch gehen, die Führung wurde um 20 Prozent oder 80 Köpfe verkleinert. Werkschließungen in den USA, Großbritannien, Italien und Frankreich hat es bereits gegeben. Leiharbeiter und befristet Beschäftigte gingen zuerst. Kurzarbeit galt 2009 für einen Großteil der Mannschaft.

Die geplante Schließung des bayerischen Standorts Alzenau im März 2009 schlug hohe Wellen. Die 340 Mitarbeiter wehrten sich mittels einer 96-tägigen Mahnwache und medialer Aufmerksamkeit insofern erfolgreich, dass die Stuttgarter dem Standort noch eine Gnadenfrist bis  Mitte 2011 einräumten, aber in Kurzarbeit. Die Zeit danach ist offen, hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung und von möglichen Produktinnovationen für das seit 65 Jahren fertigende Werk ab.
Verdiente Mahle 2007 noch 308 Millionen Euro, waren es 2008 nur noch 85 Millionen. Garantiert wird es 2009 rote Zahlen geben, weil die im ersten Halbjahr aufgelaufenen Verluste bereits laut Mahle-CEO Junker so hoch waren, dass sie in der zweiten Jahreshälfte nicht mehr kompensiert werden konnten.

Mahle, Kolbenprüfung
Qualitätsprüfung in der Kolbenfertigung in Rottweil: Die Entwicklung und Produktion von Kolben und Kolbensystemen zählt zu Mahles Kernkompetenzen. Das 1943 gegründete Werk ist eines der größten Kolben produzierenden Werke im Konzern – und das größte in Europa. Es produziert über acht Millionen Kolbenrohlinge jährlich und setzt rund 200 Millionen Euro um. (Bild: Mahle)

Harte Einschnitte

"Die Situation ist sehr ernst", sagte Junker zuletzt im September zur Lage des Konzerns in 2009. Die Autoproduktion werde wohl erst 2014 oder 2015 wieder das Niveau von 2007 erreichen – mit harten Einschnitten für Mahle.
Auch Vertriebschef Stratmann bestätigte jüngst: "Infolge der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise ging die Automobilbranche mit einer Vehemenz und Geschwindigkeit in Talfahrt, die niemand erwarten konnte. Schwächen sind nun sichtbarer als zuvor. Stärken aber auch."

Stratmann zeigt Lösungswege auf: "Jetzt geht es darum, erstere rasch zu beseitigen und letztere in Erwartung der – hoffentlich baldigen – Markterholung weiter auszubauen. Mahle hat seine Konzernorganisation angepasst und ist nun mit zwei global verantwortlichen Geschäftsbereichen, die durch regionale Managementteams ergänzt werden, deutlich schlanker aufgestellt."

Junker und seine Führungsmannschaft werden sich an ihren Prognosen messen lassen müssen, an denen auch die Zukunft ihrer noch 44 000 Beschäftigten hängt. Das Mahle-Management spielt in den Planungen durchaus auch ein Engagement bei E-Motoren sowie bei der Brennstoffzelle durch. "Obwohl der Verbrennungsmotor in den nächsten Jahrzehnten die dominierende Antriebsquelle bleiben wird, wollen wir den Trend zur Elektrifizierung des Antriebsstrangs und eventuell sogar den Einsatz von Brennstoffzellen mit Mahle-Produkten begleiten", betonte Junker im Dezember. "Hierzu gibt es erste Entwicklungsprojekte, auch auf konkreter Kundenbasis, sowohl in Europa als auch in Asien", erläutert er.
Mahles Chefforscher Mohr und sein Team setzen aber vorerst noch massiv auf Innovationen rund um die Verbesserung des konventionellen Verbrennungsmotors.

Von den Abwrackprämien konnte Mahle aufgrund der Verschiebung von hochwertigen Dieseln hin zu einfacheren Benzinmotoren jedenfalls nicht profitieren. Da bleibt zu hoffen, dass das traditionell großmotorigere Flottengeschäft 2010 schon wieder anspringt. Denn sollten E-Autos – wider den Branchenerwartungen – schneller den Markt durchdringen, könnte die momentane Krise des Motorenspezialist aus Stuttgart akut und viel schmerzhafter werden als bereits geschehen.

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