AUTOMOBIL PRODUKTION: Wer sind denn Ihre klassischen Konkurrenten?
Zum einen die beiden deutschen Wettbewerber Bosch und Continental. Dazu gesellen sich verschiedene Anbieter mechanischer und elektronischer Komponenten wie Denso, TDK, Magna, Hitachi oder Valeo-Siemens. Das Thema Elektromobilität wird natürlich unter den Zulieferern immer bedeutender. Aber es gibt auch wirklich neue Player: Zum Beispiel solche, die vorher Schaltnetzteile für die Computerindustrie gefertigt haben. Heute liefern sie Teile für das Bordnetz im Fahrzeug.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Aber das Portfolio von ZF ist schon eher einmalig oder nicht?
Absolut, und da sind wir auch stolz darauf. Keiner unserer Wettbewerber kann einen Antrieb mit Getriebe oder gar Achse liefern – samt Lenkung und Federbeinen. Das ist einmalig.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Über welches Budget verfügen Sie oder müssen Sie investieren?
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir derzeit keine konkreten Zahlen nennen. Wir haben aus den vergangenen Jahren eine solide Basis, und beleuchten nun genau, welchen finanziellen Rahmen die neuen Schwerpunktthemen benötigen. Dabei möchten wir gleich von Anfang an auch von der Verstärkung unseres Unternehmens durch den TRW-Zukauf partizipieren. Im Wesentlichen aber werden wir für die Elektroantriebe unsere Aktivitäten in Schweinfurt ausbauen und dann von dort in die benötigten Regionen übertragen. Das bedeutet, dass wir auch entsprechend die weltweiten Standorte mit einbeziehen und beplanen.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Also bauen Sie in Schweinfurt aus?
Ja. Hier hat die neue Division ihren Stammsitz. Neben dem zuvor beschriebenen Systemhaus sind wir bereits dabei, eine Fertigungshalle für die Elektroantriebe umzubauen. Hier werden wir schon im kommenden Jahr mit der ersten Produktionslinie für Elektroantriebe einziehen.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Holen Sie auch neue Leute an Bord?
Selbstverständlich brauchen wir auch neue Mitarbeiter, zum Beispiel in Entwicklung und Produktion. Für die Produktion nutzen wir den Auslauf bestehender Produkte und trainieren unsere Mitarbeiter dann, um sie für die Produkte der Elektromobilität fit zu machen. Damit haben wir bereits begonnen.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Welche Prioritäten setzen Sie sich?
Zuerst einmal galt es, ein Führungsteam für die neue Division zu installieren, dann das Systemhaus aufzubauen. Hier sind wir in den ersten Monaten sehr gut vorangekommen. Als nächstes machen wir uns daran, gemeinsam mit dem Vorstand unsere strategische Ausrichtung zu formulieren und zu planen, das bedeutet auch festzulegen, welche Themenfelder und Technologien wir künftig besetzen und welche eben nicht. Definitiv stärker engagieren werden wir uns in China. Und natürlich ist es dabei wichtig, mit unseren bestehenden und neuen Kunden ständig im Dialog zu stehen, um uns besser ausrichten und auf deren Belange noch besser eingehen zu können.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Durch die staatliche Förderung der Elektromobilität müsste doch nun ein Bestellschub einsetzen, oder nicht?
Das müssen Sie in erster Linie die Fahrzeughersteller fragen und weniger einen Zulieferer. Wir für uns können feststellen, dass einige der Hersteller deutlich über Plan ordern, andere bleiben hinter dem Plan zurück. Durch den Windhund-Effekt wird die Förderung sicher eine Wirkung erzielen. Wie nachhaltig sie ist, wird wohl eher davon abhängen, ob man beim Aufbau der Ladeinfrastruktur schnell genug vorankommt.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Denken Sie auch über eine eigene Batteriefertigung in Ihrer Division nach?
Nein, definitiv nicht. Derzeit gibt es am Markt bereits deutliche Überkapazitäten, die einen raschen Preisverfall hervorrufen. Für unser Engagement rund um den Antriebsstrang ist es wichtig, den Energiespeicher zu verstehen und auch simulieren zu können. Hier sind wir gemeinsam mit den Kollegen in der zentralen Forschung und Entwicklung von ZF bestens aufgestellt.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Glauben Sie, dass es nun einen schnellen Switch zur Elektromobilität geben wird?
Nicht einen schnellen, aber einen schnelleren als viele Skeptiker glauben. Dazu trägt ganz sicher auch die gestiegene Sensibilität durch die Dieselgate-Affäre in der Öffentlichkeit bei. So oder so ist der Elektromotor aufgrund seines erheblich besseren Wirkungsgrads dem Verbrennungsmotor überlegen… und … die Steinzeit ging auch nicht zu Ende, weil es keine Steine mehr gab.