Seit Jahren produziert Daimler die Kompaktklassemodelle seiner Marke Mercedes-Benz in einem internationalen Fertigungsverbund. Dem Werk im baden-württembergischen Rastatt kommt zentrale Rolle zu. „Wir verantworten hier die globale Steuerung der Produktion sowie das Qualitäts- und Lieferantenmanagement“, erklärt Thomas Geier als Standortverantwortlicher. „Wenn es Probleme mit der Produktion geben sollte, sehen wir dies hier zuerst und können die Fehler beheben, bevor sie auch in anderen Werken auftreten.“ Das sorgt nicht nur für einen vergleichsweise reibungslosen Anlauf in den internationalen Fertigungsstätten, sondern garantiert zudem eine identische Schulung der Mitarbeiter – Rastatt ist der zentrale Qualifizierungsort für die Beschäftigten in allen Kompaktwagenwerken. Die Kernthemen der Weiterbildung heißen digitale Produktionstechnologien und Industrie-4.0-Lösungen.
Aktuell arbeiten in Rastatt – eineinhalb Stunden vom Stammsitz in Stuttgart entfernt – rund 6500 Mitarbeiter. Daimler ist in der sonst wenig industriellen Region der mit Abstand größte Arbeitgeber. Rastatt stellt derzeit die Fertigung auf die zweite Generation des erfolgreichen Mercedes GLA um, das letzte Modell der neuen Kompaktklassefamilie. Zudem laufen in der 50.000-Einwohner-Stadt südlich von Karlsruhe die Modelle der A- und B-Klasse vom Band. Das jährliche Fertigungsvolumen: über 300.000 Autos. Was in Rastatt an Mensch und Maschine umfangreich getestet und für gut befunden hat, wird sukzessive in die Daimler-Welt herausgetragen. So kommen in Rastatt unter anderem fahrerlose Transportsysteme zum Einsatz, die Warenkörbe mit den exakt auf das individuelle Fahrzeug abgestimmten Komponenten und Bauteilen ans Band bringen. Das Leadwerk produziert den Tourer exklusiv für den Weltmarkt, dabei kommen jede Menge innovativer Industrie-4.0-Technologien zum Einsatz.
Die Kompaktwagenfamilie mit Stern besteht aktuell aus acht Modellen: A-Klasse (Schrägheck, Limousine, Limousine lang), B-Klasse, CLA / CLA Shooting Brake, GLA und GLB. Anzunehmen, dass Daimler sein breites Portfolio in diesem Segment in der kommenden Generation reduzieren wird. Insbesondere die A-Klasse Limousine und die B-Klasse stehen auf dem Prüfstand, da CLA und der neue GLB als Massenmodell von Mercedes nicht nur für große Volumina, sondern auch das gewünscht emotionale Image sorgen.
Zum Produktionsverbund der kompakten Modelle gehören das Werk im ungarischen Kecskemét (A-Klasse, CLA, CLA Shooting Brake), der chinesische Produktionsstandort von Beijing Benz Automotive Co. (GLA, A-Klasse Limousine lang) sowie das finnische Uusikaupunki, wo bei Valmet in Auftragsfertigung die A-Klasse entsteht. Daimler fertigt in Finnland bereits seit 2013, zusammen mit Überhangvolumen des aktuellen Daimler-Bestsellers GLC auf einer Linie. „Um eine schnelle Markteinführung und eine hohe Stückzahl gewährleisten zu können, haben wir uns intensiv auf den Anlauf der neuen A-Klasse vorbereitet. Dabei haben wir von unseren Erfahrungen mit der vorherigen Generation der A-Klasse und dem GLC profitiert“, erklärt Pasi Rannus, der die Produktion bei Valmet Automotive verantwortet. Neu hinzugekommen sind in den vergangenen Jahren das noch junge Compas-Werk im mexikanischen Aguascalientes sowie die Smart-Fertigung im französischen Hambach. Wenn die kleinen Smarts durch die Kooperation mit Geely wohl ab 2022 nach China auswandern, wird hier die elektrische Mercedes A-Klasse entstehen. Die Umbauarbeiten im Werk laufen seit Monaten.
Aktuell gibt es im 1992 eröffneten Werk Rastatt für Thomas Geier und sein Team viel zu tun, die Umstellung auf Karosserievariante Nummer acht braucht volle Aufmerksamkeit. Dabei ist der Mercedes GLA das dritte und finale Modell der neuen Generation. Technisch ist der er enger denn je mit dem bis zu siebensitzigen GLB verwandt. „Wir wollten ihm jedoch mitgeben, dass er im Gelände wirklich etwas kann“, erläutert Jochen Eck, Baureihenleiter der Daimler-Frontantriebsplattform. Die Erprobungen des GLA sind in der finalen Phase, was noch fehlt, sind Wintertests. „Weil das Fahrzeug als letztes der Baureihe kam, konnten wir die meisten Module natürlich schon bei den anderen Modellen testen und haben die ersten echten Prototypen des Mercedes GLA erst in diesem März aufgebaut“, erläutert der entspannt wirkende Eck, der bei den letzten Fahrten ebenso keine großen Baustellen mehr erwartet. Das gleiche gilt für Fertigungsleiter Thomas Geier am Standort Rastatt. Hier wie dort scheinen die Ampeln auf Grün zu stehen.